Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
Vom Netzwerk:
mit denen man zur Kontrolle mithören konnte, was gleichzeitig auf dem Tonband aufgenommen wurde.
    »Bitte, helfen Sie mir!« sagte die weibliche Stimme. »Ich stehe in der Telefonzelle am Times Square! Sie sind hinter mir her. Bitte, kommen Sie schnell!«
    Mechanisch schaltete Eddy einen zweiten Apparat ein. Jetzt wurde das ganze Gespräch noch zusätzlich über einen Lautsprecher in das Zimmer des Einsatzleiters vom Dienst übertragen.
    »Wer ist hinter Ihnen her?« fragte Eddy, denn er mußte erreichen, daß sich die weibliche Stimme noch zwei- oder dreimal äußerte. Dann war es Sache des Einsatzleiters, die Entscheidung zu treffen, ob man dem Anruf nachgehen sollte oder nicht.
    »Ich kenne die Männer nicht! Es sind dieselben, die das Mädchen in der 52sten Straße umbringen ließen! Bitte, beeilen Sie sich! Sie suchen mich bestimmt. Wenn sie mich wieder finden, werden sie mich genauso umbringen wie…«
    Die Stimme war plötzlich verstummt. Eddy hörte deutlich, daß die Sprecherin jetzt sehr schnell atmete. Und dann hörte er etwas, was ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ: »Nein!« sagte die Stimme zuerst, sehr leise, kaum vernehmbar. Dann steigerte sich ihre Stimme sehr schnell zu einem schrillen Klang, wobei sie immer wieder nur »Nein! Nein! Nein!« sagte, rief, schrie.
    Und dann war auf einmal dieser fürchterlich gellende, Mark und Bein durchdringende Todesschrei in der Leitung.
    »Hallo!« rief Eddy in den Hörer. »Hallo! Was ist denn los? Bleiben Sie ruhig! Wir kommen sofort! Wir kommen sofort! Hallo! Hören Sie noch? Wir kommen sofort! Sofort!«
    »Nicht mehr nötig«, sagte eine Männerstimme, und sie klang so, daß selbst dem abgebrühten G-man Eddy Rallers ein Schauer über den Rücken lief.
    ***
    »Wie wär’s mit einer Tasse Kaffee?« fragte ich. »Langsam werde ich müde.«
    »Möchte selber eine haben«, sagte der Bulle, der sich rechts von mir auf das Sofa gesetzt hatte.
    Inzwischen war sicher eine Viertelstunde vergangen, und der Freundliche hatte das Zimmer noch nicht wieder betreten.
    Ich versuchte zweimal, ein Gespräch mit dem Bullen zu beginnen, aber er reagierte so einsilbig, daß mir die Lust verging, es ein drittes Mal zu versuchen.
    Ich hockte auf dem Sofa und konnte mich nicht anlehnen, weil meine Hände auf dem Rücken mit den Handschellen gefesselt waren.
    So eine Behandlung lassen wir nicht einmal einem schweren Jungen angedeihen, denn dem werden die Handschellen in dem Augenblick abgenommen, wo wir mit ihm das Office betreten. Aber diese Leute hier waren keine G-men, und demnach gab es für sie keine Dienstvorschriften.
    Es dauerte noch einmal zehn Minuten, bis der Freundliche sich wieder sehen ließ. Er strich sich ein Stäubchen von seinem karierten Anzug, nachdem er die Tür hinter sich geschlossen hatte, wandte sich danach an mich und sagte mit einer bedauernden Geste: »Es tut mir sehr leid, Mister Cotton, aber wir müssen uns an einen anderen Ort bemühen. Der Chef ist augenblicklich unabkömmlich, und wir müssen ihn also aufsuchen, da er nicht hierherkommen kann.«
    Was sollte ich schon sagen? Mit Handschellen hatte ich gegen die beiden Burschen keine Chance. Ich fragte mich nur, wo der dritte Mann geblieben war, denn als sie mich im Hausflur bei mir überrumpelten, waren es drei gewesen, jetzt aber ließen sich immer nur zwei sehen. Hatte das einen Grund? Kannte ich den dritten vielleicht?
    Sie banden mir wieder den Sack über den Kopf und darüber noch das Tuch, damit ich nur ja nichts sehen konnte. Anschließend führten sie mich hinaus und zum Wagen. Diesmal hatte ich nur einen Nachbar auf dem Rücksitz, während sich der Freundliche wohl ans Steuer gesetzt hatte.
    Der Bulle neben mir paßte wieder schön auf, daß ich in den Kurven nicht vom Sitz rutschte.
    Die Fahrt dauerte knapp eine halbe Stunde. Dann hielten sie wieder an, und ich mußte aussteigen. Ein kühlerer Wind als vor dem Haus, in dem wir vorher gewesen waren, strich hier über das Gelände.
    Sie packten mich rechts und links an den Oberarmen und dirigierten mich so in die von ihnen gewünschte Richtung.
    Einmal mußten wir eine Eisenstiege hinauf, was ich am Geräusch der Schritte hörte. Sie war so schmal, daß jeder einzeln gehen mußte. Selbstverständlich nahmen sie mich dabei in die Mitte.
    Die Stiege hatte vierzehn Stufen, und hinter ihr ging es scharf rechts ab. Nach ein paar Schritten bogen wir wieder nach links, der Freundliche machte mich auf eine vorhandene Türschwelle aufmerksam,

Weitere Kostenlose Bücher