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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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der Appetit auf eine Wiederholung vergangen.«
    »Um so besser!«
    Ich fühlte, wie mir von hinten ein kleiner Sack über den Kopf gezogen wurde. Er wurde mir am Hals festgebunden. Aber auch das schien ihnen noch nicht genug zu sein. Ich spürte, wie sie mir noch ein zusammengefaltetes Tuch in Augenhöhe um den Kopf banden.
    »Halten Sie bitte Ihren rechten Arm auf den Rücken! Nur den rechten!« sagte die freundliche Stimme, nachdem man meinen Kopf vermummt hatte.
    Ich tat’s. Am Geräusch und an der Kälte des Metalls fühlte ich, daß sie mir Handschellen anlegten. Ich mußte unwillkürlich grinsen. Wie oft hatte ich selbst schon gewissen Leuten stählerne Armbänder angemessen. Jetzt geschah es der Abwechslung halber einmal mit mir.
    »Den linken Arm, bitte!«
    Ich tat ihnen diesen Gefallen. Jetzt hatte ich die Hände auf dem Rücken mit Handschellen zusammengefesselt. Jetzt konnten sie wirklich mit mir machen, was sie wollten.
    Trotzdem war ich ziemlich unbesorgt. Hätten sie mich umlegen wollen, hätten sie es in dem Augenblick tun können, als ich ahnungslos in der offenen Haustür stand.
    Soviel Mühe geben sich Gangster gewöhnlich nicht mit einem, der die letzte Reise antreten soll.
    »Wir führen Sie jetzt zu einem Wagen, Mister Cotton«, sagte die freundliche Stimme. »Sie brauchen nur mitzugehen. Wir werden Ihnen Bescheid sagen, wenn eine Stufe oder etwas dergleichen kommt.«
    »Wie aufmerksam«, brummte ich.
    »Nicht wahr?« sagte die freundliche Stimme.
    Und dann brachten sie mich wirklich zu einem Schlitten. Sehr fürsorglich achteten sie darauf, daß ich mir beim Einsteigen nicht den Kopf anstieß. Wirklich, sie waren außerordentlich freundlich.
    In dem Sack, den sie mir um den Kopf gebunden hatten, mußte irgendwo ein Loch eingeschnitten sein. Vielleicht im Genick. Jedenfalls machte das Atmen keine Schwierigkeiten, und ich bekam immer genug Luft.
    Der Wagen fuhr ab, nachdem noch ein paar Leute eingestiegen waren, was ich aus den Geräuschen schloß. Rechts und links von mir saßen zwei Männer, und sie hockten mir ziemlich dicht auf der Haut.
    Vielleicht probieren Sie es einmal, wie es ist, wenn man mit auf dem Rücken gefesselten .Händen auf der. Bank eines fahrenden Autos sitzen muß. In jeder Kurve drohte ich das Gleichgewicht zu verlieren. Aber meine beiden Nachbarn waren rührend um mich besorgt.
    Sie packten mich an den Oberarmen und schaukelten mit mir gemeinsam in den Kurven hin und her, wodurch sie immerhin ein paarmal verhinderten, daß ich einfach vom Sitz kippte.
    Zuerst hatte ich mir eingebildet, ich könnte durch das Zählen der Linksoder Rechtskurven annähernd erraten, in welche Gegend sie mich bringen würden, aber nach einer Viertelstunde gab ich’s auf. Sie machten sich einen Jux daraus, Karussell zu spielen. Mal ging es fünf Minuten lang unentwegt in Linkskurven, dann sieben Minuten in die entgegengesetzte Richtung, und dann fuhren sie der Abwechslung halber mal wieder fünf Minuten geradeaus.
    Danach fingen sie das Theater von vorne an. Mit verbundenen Augen war es unmöglich, auch nur die ungefähre Richtung anzugeben, die sie von meinem Hause an eingeschlagen hatten.
    Ich schätze, daß sie etwa eine Stunde lang mit mir durch die Gegend schaukelten.
    Und dann hielten sie auf einmal an und stiegen aus. Mit sehr viel Vorsicht halfen sie mir beim Herausklettern und führten mich danach eine Treppe hinauf, die acht Stufen hatte.
    Irgendwie fühlte ich, daß ich mich nach dieser Treppe im Innern eines Hauses befand. Es ging um ein paar Ecken, und dann sagte einer, der nicht der mit der freundlichen Stimme war: »Setzen Sie sich! Sie stehen genau vor einem Sofa! Sie brauchen sich nur hinzusetzen!«
    Ich ging langsam in die Hocke, denn ich traue solchen Burschen nicht, die ihren Besuchern erst Handschellen anlegen, bevor sie sich mit ihnen unterhalten. Aber mein Mißtrauen war unbegründet. Es stand tatsächlich ein Sofa hinter mir.
    Ein paar Minuten blieb es still, bis auf das leichte Geräusch, das die Schritte eines umhergehenden Mannes auf einem Teppich verursachen.
    Und dann war plötzlich die freundliche Stimme wieder da: »Wir müssen leider warten, Mister Cotton.«
    »Worauf?« fragte ich.
    »Auf den Chef.«
    »Aha. Und wer ist das?«
    Die Antwort bestand nur aus einem leisen Lachen.
    »Könnt ihr mir nicht wenigstens den Sack ein wenig hochstreifen und mir eine Zigarette zwischen die Lippen schieben?« brummte ich. »Ich rauche immer, wenn ich nachts nicht zum Schlafen

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