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0161 - Zuletzt wimmern sie alle

0161 - Zuletzt wimmern sie alle

Titel: 0161 - Zuletzt wimmern sie alle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zuletzt wimmern sie alle (2 of 2)
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ohne daß eine Ohnmacht Sie erlösen würde. Sollten Sie die ersten beiden Möglichkeit einer Übereinkunft zwischen uns ablehnen, Mister Cotton, so würde automatisch die dritte Möglichkeit eintreten. Mit dem Enderfolg, daß Sie irgendwann - vielleicht nach drei Wochen einer solchen täglichen Behandlung - sterben würden. Eigentlich wäre das doch ein früher Tod für Sie, nicht wahr? Ganz abgesehen davon, daß er auch nicht gerade angenehm wäre.«
    Der Chef schwieg.
    Ich fühlte, wie mir kalter Schweiß auf die Stirn trat, als der Freundliche mich schon musterte wie der Schlachter ein Stück Schlachtvieh.
    Dabei sah ich in seinen Augen zum erstenmal dieses irrsinnige Glitzern. Mit einem Schlage wurde mir bewußt, warum er immer so freundlich war. Er gehörte zu jenen Menschen, die unter einer extremen Bewußtseinsspaltung leiden. Alles an ihnen scheint normal, wie bei allen anderen Menschen auch, bis man auf jenen Punkt kommt, wo ihr Wesen ins Anormale umschlägt, wo sie aus freundlichen Menschen zu blutgierigen Bestien werden.
    »Nun?« fragte der Chef nach einer Weile.
    Ich schwieg. Tausend Gedanken schossen durch meinen Kopf. Tausend Möglichkeiten einer Flucht erwog ich innerhalb von Sekundenbruchteilen, und alle mußte ich wieder verwerfen. Die Hände auf dem Rücken mit Handschellen gefesselt, das war das Problem. Hätten sie mir die Hände wenigstens vorn gefesselt, ich hätte es versucht. Aber so war es aussichtslos.
    »Bevor Sie sich endgültig entscheiden, Mister Cotton«, sagte der Chef, »will ich Ihnen noch eine Kleinigkeit zeigen.«
    Er fuhr unter seinen Mantel und zog seine Brieftasche. Er entnahm ihr ein zusammengefaltetes Schreiben, zog es auseinander und begann, mit seiner leisen Stimme vorzulesen: »Ich, der Special Agent des New Yorker FBI, Jerry Cotton, erkläre hiermit freiwillig und an Eides statt, daß ich der unbekannte Mann bin, der seit sechs Monaten jeweils am ersten Montag eines jeden Monats in der National Treasure Bank erschienen ist und am Schalter sechzehn vorsprach. Ich nannte dabei das Kennwort: Verrat. Danach erhielt ich von dem Angestellten, der an diesem Schalter Dienst tut, jedesmal die Summe von fünfhundert Dollar ausgezahlt. Wie es der unbekannte Stifter des Geldes gewünscht hatte, Unterzeichnete ich die Quittung jedesmal mit den Buchstaben J. C. Für diese Gelder habe ich seit sechs Monaten jeweils auf Abruf Berichte über die beim FBI bearbeiteten Fälle gegeben. Ich wurde dann angerufen und mußte meinen Bericht durchsagen.«
    Er schwieg. Ich gab mir alle erdenkliche Mühe, die rechte Hand aus der Fessel zu zerren, aber es war ein Ding der Unmöglichkeit.
    »Nun? Sie werden zugeben, daß Sie in dem Augenblick, wo Sie dieses Papier unterschrieben haben, restlos in meine Hand gegeben sind?«
    »Glauben Sie denn im Ernst, so etwas ließe sich nicht entkräften?« fragte ich.
    »Kaum. Der entsprechende Schalterbeamte wird nämlich beschwören, daß Sie tatsächlich dieser Mann sind. Es gibt bei der Bank ein Konto, von dem seit sechs Monaten der genannte Betrag immer wieder abgehoben wurde. Die Quittungen sind tatsächlich mit den erwähnten Buchstaben gekennzeichnet. Noch etwas, Mister Cotton?«
    »Ich glaube nicht daran, daß dieser Bankangestellte vor Gericht seine Aussage gegen mich aufrechterhalten würde, wenn wir ihm FBI-Schutz zusichern für den Fall, daß er die Wahrheit aussagt.«
    »O doch, Mister Cotton. Dieser Angestellte bin nämlich ich!« sagte der Freundliche und sah mich träumerisch an.
    Ich schloß die Augen. Ich malte mir aus, was geschehen würde, wenn ich dieses Schriftstück wirklich unterzeichnen würde, und es würde der Presse zugänglich gemacht werden.
    »Wie oft würden Sie mich zurückpfeifen, wenn ich Ihr Angebot annehmen sollte?« erkundigte ich mich vorsichtig.
    »So gut wie nie. Sie können weiterhin jeden Gangster verfolgen und jede Bande zerschlagen, wie Sie wollen. Solange Sie nicht auf meine Organisation zielen.«
    Ich schwieg. Sie hatten mich in der Falle. Ich konnte es drehen und wenden, wie ich es wollte. Sagte ich nein, würden sie mich dem Schizophrenen überlassen.
    Fliehen konnte ich nicht.
    Sagte ich ja und ging sofort zu Mister High und erzählte ihm alles, so wurde mir zwar unser Distriktchef Glauben schenken, aber nicht die Öffentlichkeit.
    Ich konnte nichts beweisen. Ich wußte nicht, wo das Haus lag, in das sie mich zuerst gebracht hatten. Die Zusammenkunft hier im Hafen würde .man mir glatt widerlegen. Ich zweifelte

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