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0162 - Die Menschenfalle

0162 - Die Menschenfalle

Titel: 0162 - Die Menschenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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ich nicht.«
    »Wer hat das Haus erbaut?« wollte ich wissen.
    »Soviel ich weiß, hat es ein Mann namens Oscar Nash für sich und seine Familie errichten lassen. Aber seine Familienangehörigen lebten nicht lange, nachdem sie eingezogen waren, denn Nash opfterte ihre Seelen dem Teufel. Er brachte seine Frau und seine Kinder auf grausame Weise um, heißt es. Aber niemand konnte ihm die Tat nachweisen. Seit neunzig Jahren steht das Gebäude nun schon da. Nash ist längst tot, sagen die Leute, aber ich zweifle daran. Ich habe den Verdacht, daß dieser Mann, der ein Hexer gewesen sein soll, immer noch in diesem alten Gebäude lebt. Er hat vermutlich einen Pakt mit dem Teufel geschlossen. Ich könnte mir vorstellen, daß er damit die Unsterblichkeit erlangt hat. Als Gegenleistung dafür verschafft er der Hölle immer neue Seelen. Er soll in der Vergangenheit entsetzliche Blutfeste gefeiert haben, und ich bin sicher, daß er das heute auch noch tut.«
    »Haben Sie jemals Ihren Fuß in dieses Haus gesetzt, Mr. Mower?« fragte ich.
    »Nein«, sagte Garfield Mower erschrocken.
    »Aber mit einem solchen Gedanken haben Sie bestimmt schon mal gespielt«, sagte ich.
    Mower schüttelte heftig den Kopf. »Ich nicht. Aber mein Freund Tom Levant, der hätte dieses unheimliche Haus gern einmal betreten. Er war ein sehr neugieriger Mensch. Mich zog es da niemals hin. Wenn ich es einrichten konnte, ging ich immer auf der gegenüberliegenden Straßenseite daran vorbei. Es war jedesmal ein Horror für mich. Toms Tod beweist wohl deutlich genug, wie gefährlich dieses Gebäude ist. Es ist eine Menschenfalle.«
    »Warum hat Tom Levant es nicht schon früher betreten?« fragte ich.
    »Das ging nicht. Es war nicht möglich.«
    »Wieso nicht?«
    »Das Tor war immer geschlossen.«
    »Und heute abend?«
    »War es offen«, sagte Mower. »Nash hat die Falle geöffnet, Oberinspektor. Er hat Tom Levant in sein Haus gelockt und grausam ermordet.«
    »Woher wissen Sie, daß es Nash war?«
    »Wer sollte es sonst gewesen sein? Niemand außer ihm befindet sich in diesem Schreckenshaus«, sagte Mower.
    »Hat Levant ihn gesehen?«
    »Ich weiß nicht, was Tom gesehen hat. Er wollte es mir sagen, aber der Tod war schneller, er schnitt ihm das Wort ab. Was er gesehen hat, nimmt er nun mit ins Grab. Wir werden es nie erfahren.«
    Weitere Fragen an die anderen Anwesenden brachten kein Ergebnis. Deshalb verließ ich Garfield Mowers Haus und machte mich auf den Weg zu jenem unheimlichen Gebäude, das – wenn man Mowers Worten glauben konnte – eine gefährliche Menschenfalle war, die ich irgendwie entschärfen mußte.
    Obwohl es nur ein Katzensprung war, setzte ich mich in meinen silbermetallicfarbenen Bentley und fuhr los. Sonst hätte ich hinterher zu Fuß zu Mowers Haus zurückgehen müssen.
    Das Gebäude paßte nicht in diese Gegend. Im Wagen sitzend betrachtete ich es eine Weile. Es sah aus wie ein verwunschenes Schloß. Wie etwas Abgestorbenes, das weggeräumt gehört hätte. Es war tot. Friedhofsstille hüllte es ein. Es gab einen kleinen Vorgarten; hohes Unkraut wucherte darin. Massive Gitterstäbe trennten ihn vom Bürgersteig. Das Gittertor hing schief in den Angeln. Es ließ sich nicht mehr schließen, hatte sich in den Boden gesetzt und blieb immer offen.
    Mein Blick wanderte über die graue Fassade des Hauses. Die dunklen Fenster wirkten wie Augenhöhlen. Obwohl das Gebäude tot war, schien es alles zu sehen, alles zu registrieren, was vor ihm passierte.
    Das zweiflügelige Tor war geschlossen. Seltsam. Mower hatte gesagt, heute wäre dieses Tor offen gewesen. Wer hatte es geschlossen? Nash? Lebte er wirklich noch in diesem Gebäude?
    Hatte er alle Besitzer, die nach ihm eingezogen waren, getötet?
    Ich stieg aus, und sofort beschlich mich ein eigenartiges Gefühl.
    Eine gewisse Kälte schien von diesem Gebäude auszugehen. Es schien auf meine Anwesenheit zu reagieren. Eine tote Materie, die reagierte. Seltsam, aber so war es.
    Ich ging durch das offene Gittertor. Mein Blick war auf den Boden gerichtet. Ich suchte Blutspuren, konnte aber keine entdecken. Auch auf den vier steinernen Stufen, die zum Tor hinaufführten, war kein einziger Blutstropfen zu finden.
    Tom Lavent mußte aber Blut verloren haben. Wer hatte es weggewischt oder auf eine andere Weise zum Verschwinden gebracht?
    Nash? Ich ergriff den eisernen Türklopfer und schlug ihn mehrmals gegen die Eisenplatte. Die Schläge hallten geisterhaft durch das Gebäude.
    Gespannt wartete ich.

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