0163 - Der Zombie-Bus
der Wagen gesehen wurde.
Der Kollege hatte alles verstanden und versprach, das Richtige in die Wege zu leiten.
Nun konnte ich wählen. Sollte ich Polizisten herbestellen, damit die mir halfen, die Reifen zu wechseln, oder… Ich unterbrach meinen Gedankengang. Den Anruf konnte ich vergessen, denn ich hatte nur ein Ersatzrad im Kofferraum. Es waren aber beide Vorräder platt. Ich kam mir vor wie auf einer Insel. Dabei befand ich mich nur zehn Meilen vom südlichen Londoner Stadtrand entfernt.
Da hatte ich die Idee.
Wer wohnte denn im Londoner Süden und gar nicht mal so weit von hier weg?
Bill Conolly, der alte Eisenfresser. Er hatte sich sogar einen nagelneuen Porsche zugelegt, nachdem er den alten zu Schrott gefahren hatte, wobei ich noch Zeuge gewesen war. [2] Bill war zuhause.
Allerdings meldete sich Sheila, seine Frau. »Du, John, das finde ich aber toll, daß du an einem Samstag anrufst. Willst du mit uns Kaffee trinken?«
»Nein, Sheila, vielen Dank. Ich möchte nur, daß Bill zu mir kommt und mir hilft.«
»Wieder ein Fall?«
»Nur eine Reifenpanne«, log ich ein wenig.
Sie lachte. »Das gibt es doch nicht.«
»Leider doch. Dann gib mir mal deinen Bettkumpel.«
Bill hatte mitgehört, denn er lachte, als er den Hörer nahm. »Du hast eine Panne?«
»Ja.«
»Ich dachte immer, dein Bentley wäre so 100-prozentig in Schuß. Inspektion und so.«
»Ich bin nicht freiwillig in die verdammten Nägel gefahren.«
Bill wurde ruhig. »Ärger, also.«
»Richtig.«
»Und wo steckst du jetzt? Wenn ich dir beim Radwechsel helfen soll, brauche ich…«
»Es wird keinen Radwechsel geben, mein lieber Bill, da zwei Vorderräder im Eimer sind. Du kannst mich abholen.« Ich erklärte ihm, wo ich zu finden war.
»Das geht schnell. Ich fliege, John.«
Ich kletterte aus dem Wagen, haute die Tür zu und dachte daran, daß ich wieder zurückgehen mußte, weil meine Beretta noch im Haus lag. Ich hätte später auch mit Bill fahren können, doch ich wollte die Wartezeit unbedingt nutzen.
Zum Glück bin ich gut zu Fuß. Es machte mir nichts aus, den Weg auf Schusters Rappen zu gehen. Ich blieb nicht auf der Fahrspur, sondern stiefelte quer durchs Gelände. Dabei schreckte ich einige Gänse und Enten auf. Vor allen Dingen waren es die Gänse, die mich böse anstierten und schnatterten.
Ein friedlicher Park. Niemals hätte ich vermutet, daß hinter dieser idyllischen Fassade das Grauen lauerte. Es war allerdings nicht das erstemal, daß ich solch eine Feststellung gemacht hatte.
Nach außen hin alles klar, doch im Innern kochte die Hölle.
Als ich schließlich vor dem Eingang stand, waren über zehn Minuten vergangen. Und ich hatte einen zügigen Schritt vorgelegt.
Die Tür stand noch immer offen. Mit ein paar Sätzen überwand ich die Treppe und betrat das Haus, wo mir sofort die Stille auffiel.
Sie hatte etwas Bedrückendes an sich. Ich merkte, daß in diesem Haus Grauenvolles geschehen war, obwohl es keine Toten gab.
Ich ging zum Lift.
Überlaut hörte sich jetzt das Summen an, als mich der Fahrstuhl in den Keller brachte.
Dort verließ ich die Kabine, trat in den Gang, wandte mich nach rechts und ging dorthin, wo ich meine Waffe vermutete. Da das Licht so überaus mies war, leuchtete ich mit der Bleistiftlampe und entdeckte die Beretta tatsächlich.
Ich hob sie auf, schaute nach und nickte zufrieden, als ich sämtliche Kugeln im Magazin fand. Durch die Ritzen der Labortür krochen noch immer Schwaden. Es war ein widerlicher Geruch.
Ich trachtete danach, so rasch wie möglich das Haus zu verlassen.
Daraus sollte nichts werden.
Plötzlich vernahm ich ein Schmatzen und Kichern, das zwar gedämpft, aber dennoch gut hörbar an meine Ohren drang.
Ich erstarrte und lauschte.
Kein Zweifel, das Geräusch war nicht im Flur aufgeklungen, sondern im Labor!
Dort befand sich jemand.
Noch ein Vampirzombie?
Ein Theoretiker war ich noch nie gewesen. Das wollte und mußte ich herausfinden.
Auf leisen Schritten näherte ich mich der Tür, die wieder ins Schloß gefallen war. Die Angeln waren gut geölt, denn als ich die Tür aufzog, quietschte sie nicht.
Ich warf einen Blick durch den Spalt.
Qualmwolken, die mir entgegentrieben und zum Husten reizten.
Allerdings nicht so dicht, als daß ich die Gestalt übersehen hätte, die im Hintergrund stand, einen mit Blut gefüllten Erlenmeyerkolben in beiden Händen hielt und langsam zum Mund führte…
***
Sie zählte über 70 Lenze, war in ihrem Leben schon in der
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