0163 - Um das Leben meines Freundes
Zusammenhänge bestehen? War Burton am Ende einer von Leanings Leuten gewesen?
»Burton liegt tot im Schauhaus, Sergeant«, sagte ich. »Mit zwei Kugeln in der Brust. Unsere Fachleute sind bereits dabei, die Kugeln zu untersuchen. Haben Sie eine Ahnung, wer Burton erledigt haben könnte?«
Laines schüttelte den Kopf:
»No, Sir. Es ist schon ziemlich lange her, seit ich das letzte Mal mit Burton zu tun hatte. Ich glaube, es war 1956. Damals konnte ich ihm die Beteiligung an einem Banküberfall nicht nachweisen, aber immerhin die Mitwisserschaft. Er wurde zu anderthalb Jahren verurteilt. Seither habe ich ihn aus den Augen verloren.«
»Besteht die Möglichkeit, daß er wieder an der Ecke Bowery/Bayard Street gewohnt hat, bevor er ermordet wu de?«
»Durchaus. Er wohnte immer da, 'wenn er nicht gerade im Zuchthaus saß.«
»War er jedesmal bei derselben Bande tätig oder immer bei einer anderen?«
»Die Banden waren jedesmal andere, aber der Boß war immer derselbe.«
»Und wie hieß dieser Boß?«
»Rübby. Seinen wirklichen Namen müßte ich erst in unserer Kartei nachschlagen. Alle Welt nennt ihn nur Rubby.«
»Ich glaube, ich habe diesen Namen schon einmal gehört. Wo hat denn dieser Rubby sein Gang-Home?«
»In den Garagen des Hauses, wo Burton immer wohnte. Es gibt da eine Kellergarage mit Waschanlage und ein paar Schikanen, die zur Wagenpflege nötig sind. Daneben liegt eine Art Aufenthaltsraum für das Personal der Garagen. Dort hielt Rubbys Bande ihre Zusammenkünfte ab.«
»Hat man den Besitzer der Garage nicht zur Rechenschaft gezogen, daß er Gangster auf seinem Gelände Zusammenkommen ließ?«
»Der Besitzer hatte keine blasse Ahnung. Rubby gab den Garagenwärtern einen Fünfer, wenn er sich mit seinen Leuten treffen wollte. Meistens sagte er, er hätte mit ein paar Geschäftspartnern eine wichtige Besprechung, die nicht belauscht werden dürfte. Dann ließen die Garagenwärter die Burschen eben in ihren Aufenthaltsraum.«
Ich stand auf.
»Okay, dann werde ich mir mal diese Garage ansehen. Vielen Dank, Sergeant, vielen Dank, Captain.«
Hywood stand ebenfalls auf.
»Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie etwas erfahren, was mit Phil zusammenhängt!« rief er mir nach.
Ich nickte.
Mit dem Jaguar fuhr ich ins Chinesenviertel. Eigentlich war es seltsam, wie oft ich im Verlaufe unserer Suche nach Phil in die Chinatown mußte. Leaning hauste hier oder hatte hier gehaust. Und jetzt stellte sich heraus, daß auch Phils Doppelgänger, dieser Burton, hier in der Gegend wohnte. Ob Mister High doch recht hatte?
Ich ließ den Wagen in der Park Row stehen und ging zu Fuß über den Chatham Square in die Bowery. Mein Jaguar ist der Unterwelt so gut bekannt wie Churchills Zigarre dem Zeitungsleser.
An der Tankstelle liefen ein paar junge Burschen umher. Ich winkte einen heran, drückte ihm einen Fünfer in die Hand und sagte:
»Hör zu, mein Junge! Ich suche einen Geschäftsfreund, der mal hier gewohnt haben soll. Kennst du ihn vielleicht?« Ich beschrieb ihm Burtons Aussehen. Schon nach den ersten paar Sätzen nickte der flinke Boy und rief:
»Klar, Sir! Das ist Mister Burton. Er wohnt oben in der sechsten Etage. Sein Name steht an der Tür. Aber ich habe ihn gestern und heute nicht gesehen. Ich kann es Ihnen nicht sagen, ob er zu Hause ist.«
»Ich kann ja mal nachsehen«, sagte ich und stiefelte auf den Hauseingang zu.
Es gab keinen Fahrstuhl, und mir blieb nichts anderes übrig, als sechs ausgetretene Treppen zu erklimmen. Oben gab es einen kleinen Flur mit sechs oder sieben Türen. An jeder Tür klebte ein unterschiedlich großes Kärtchen mit einem Namen. Die meisten waren so vergilbt, daß man die Buchstaben kaum noch entziffern konnte.
Ich fand Burtons Tür und klopfte. Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Aber es meldete sich niemand. Ich sah mich rasch um. Aus einem Nebenzimmer ertönte kräftiges Schnarchen. Niemand war zu sehen.
Die Klinke ließ sich bewegen, aber die Tür blieb geschlossen. Mein Dietrich öffnete die Sperrung im Schloß. Leise zog ich die Tür hinter mir zu.
Ich verstand auf dem ersten Blick, warum Burton ein Gangster geblieben war. Schlimmer als seine Bude hier konnte keine Zuchthauszelle aussehen. Von den Wänden brach der Verputz in großen Fladen herab. Ein Bett starrte vor Schmutz. Der einzige Tisch wackelte. Die Lampe hing von der Decke am nackten Kabel herab. Das Fenster war so schmutzig, daß es kaum noch Licht hereinließ.
In einer Ecke lagen zwei
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