0163 - Um das Leben meines Freundes
die Stirn. Der Chef schien diesem Gedanken mehr zu vertrauen als ich selbst.
»Meinen Sie wirklich, daß etwas dahintersteckt, was in irgendeinem Zusammenhang mit Phils Verschwinden steht?« fragte ich ungläubig.
»Ich weiß es nicht, Jerry. Aber ich finde, daß es gut möglich ist. Der Zufall ist doch wirklich merkwürdig, daß eine Phil ähnliche Leiche gerade in dem Augenblick auftaucht, wo wir aus Leibeskräften nach ihm suchen. Ich finde, daß wir unsere ganze Aufmerksamkeit auf diesen Toten konzentrieren sollten. Bis wir wissen, was es mit ihm auf sich hat.«
Ich hob die Schultern.
»Meinetwegen. Aber ehrlich gesagt, verspreche ich mir gar nichts davon. Es macht jedoch nichts, wenn wir uns auch um diesen Fall kümmern. Innerhalb der letzten sechs Tage haben wir uns mit so vielen Dingen beschäftigt, die nichts mit Phils Verschwinden zu tun hatten, daß es jetz auf eins mehr oder weniger auch nicht mehr ankommt.«
Ich griff nach dem Hörer des Sprechfunkgerätes und bat die Zentrale, mich mit unserem Erkennungsdienst zu verbinden.
»Schickt mir einen Mann zum Schauhaus«, sagte ich. »Er muß einen Toten fotografieren und ihm die Fingerabdrücke abnehmen. Mister High und ich warten vor dem Gebäude.«
»Okay, Jerry. Bill macht sich sofort auf den Weg.«
»Danke.«
Ich legte den Hörer zurück auf das Sprechfunkgerät, startete den Jaguar und bog einmal um den Block, weil auf der Straße, auf der wir uns gerade befanden, an ein Wenden nicht zu denken war. Es sei denn, wir hätten bis nachts ein oder zwei Uhr gewartet.
Ungefähr zehn Minuten nach unserer Ankunft traf Bill Douglas ein. Er hatte eine Kamera umgehängt und trug in seiner Aktentasche alles bei sich, was man braucht, wenn man die Prints einer Leiche auf eine Spurenkarte bannen will.
Zu dritt gingen wir wieder hinunter, und Bill machte sich schweigend an die Arbeit. Ich ging ihm zur Hand, so daß nach weniger als zehn Minuten alles erledigt war.
Danach fuhren wir endlich zum Distriktsgebäude zurück. Bill zuckelte mit seinem Dienstwagen hinter uns her. Beim Aussteigen sagte Mister High:
»Kümmern Sie sich bitte mit um die Identifizierung des Toten, Jerry. Und glaüben Sie mir: Das ist die erste wirkliche Spur, die uns zu Phil führen kann!«
Ich zuckte noch immer zweifelnd die Achseln.
***
Gemeinsam mit Bill suchte ich im Archiv nach den Prints, die wir dem Toten abgenommen hatten. Sie mußten nicht notwendigerweise vorhanden sein, denn in unserer Sammlung waren nur die Abdrücke aller der Leute, die in New York straffällig geworden waren. Zu dieser Liste kamen noch die Fingerabdrücke aller Leute, die in New York für Regierungsstellen arbeiteten, in New York zum Militärdienst eingezogen worden waren oder ähnliche Dienstverpflichtungen übernommen hatten.
Ich will es kurz machen. Es war halb elf Uhr vormittags, als wir die richtige Karte fanden.
›Josuah Burton, amerikanischer Staatsbürger, Rasse weiß, Geschlecht männlich, geboren am 22. Mai 1928 in Salt Lake City (Utah)‹, stand auf der Vorderseite der Karte.
Ich drehte sie um. Bill sah mir über die Schulter und las halblaut den ›criminal record‹ vor, die Vorstrafenliste.
›1948 verurteilt wegen Beteiligung an Bandenverbrechen. Zwei Jahre und sechs Monate Gefängnis. Acht Monate früher entlassen wegen guter Führung. 1953 verurteilt wegen Beteiligung an Bandenverbrechen. Drei Jahre Zuchthaus. Nach achtundzwanzig Monaten wegen guter Führung entlassen. 1956 verurteilt wegen Mitwisserschaft eines Verbrechens. Ein Jahr und sechs Monate. Strafe voll abgesessen.‹
Bill boxte mich in die Rippen:
»Eine schöne Karriere, was?«
»Ziemlich. Dafür liegt er jetzt im Schauhaus mit zwei Kugeln in der Brust.«
»Ja, natürlich. So enden diese Burschen doch alle. Komm, nimm die Karte mit, wenn du dich um den Burschen kümmern willst.«
»Ja, das werde ich tun. Auftrag vom Chef. Er meint, man hätte uns diese Leiche absichtlich hingelegt, weil sie eine gewisse Ähnlichkeit mit Phil hat. Ich glaube nicht daran.«
Bill wiegte den Kopf hin und her: »Sei nicht so voreilig, Jerry! Der Chef hat mehr Erfahrungen als wir alle zusammen. Manchmal wittert der Dinge, die wir mit einem Fernrohr noch nicht erkennen würden.«
»Diesmal bestimmt nicht. Wenn ich etwas Besseres zu tun wüßte, würde ich den Chef bitten, einen anderen mit dieser Sache zu betrauen. Aber den Ärzten nachlaufen, damit man eine Liste aller Patienten bekommt, denen sie Bromisol verschreiben, das ist mir
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