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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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Dutzend Zeitungen. Einige Kreuzworträtsel waren angefangen, aber zu mehr als den leichtesten Wörtern hatte es bei Burton wohl nicht gereicht.
    Ich sah mich oberflächlich in dieser fürchterlichen Behausung um. In einem Wrack, das einmal ein Kleiderschrank gewesen war, fand ich unter einem Stapel schmutziger Wäsche, die ich mit zugehaltener Nase auseinanderzog, eine Maschinenpistole und zwei Reservemagazine.
    Ich nahm die Magazine und schob sie mir in den Hosenbund. Die Maschinenpistole nahm ich unter mein Jackett, damit die Leute auf der Straße nicht vor Schreck in Ohnmacht fielen.
    Als ich die Treppen wieder hinabgestiegen war, sah ich mich noch einmal nach dem Boy um, der mir so bereitwillig Auskunft gegeben hatte. Er stand neben einem blauen Ford und putzte die Windschutzscheibe. Ich winkte ihm. Er zeigte auf die Scheibe. Das hieß wahrscheinlich: Gleich, wenn ich mit dem Fenster hier fertig bin. Ich nickte.
    Ein paar Minuten später kam er angetrabt.
    »War Mister Burton zu Hause?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »No. Aber du hast wohl keine Ahnung, wo er sich mit seinen Geschäftspartnern immer traf, was? Ich habe ein eiliges Geschäft für die Gentlemen, aber wie soll ich es unter Dach und Fach bringen, wenn keiner von ihnen anzutreffen ist?«
    Der Boy sah sich verstohlen um. Erst als er sich überzeugt hatte, daß uns niemand beobachtete, raunte er mir zu:
    »Gehen Sie ins Haus zurück, Sir! Links von der Treppe führt eine Tür in den Keller. Hinter der Heizungsanlage gibt es eine kleine Tür, ungefähr halb so hoch wie Sie. Dadurch kommen Sie in den Flur zu den Kellergaragen. Wenn Sie die dritte Tür auf der rechten Seite aufmachen, werden Sie in unseren Aufenthaltsraum gelangen. Da sitzen die Geschäftsfreunde von Mister Burton!«
    Er kniff ein Auge ein und sah mich vertraulich an. Holla, so dumm war der Boy gar nicht. Zumindest vermutete er, daß es Gangster waren, die sich dort trafen. Ich beschloß, ihm einen kleinen Schreck einzujagen.
    Mit einer knappen Handbewegung hielt ich ihm meinen Dienstausweis hin.
    Er schluckte und wurde blaß wie eine Kalkwand.
    Ich zog ihn ein Stück in den dunklen Hausflur hinein.
    »Jetzt hör mal gut zu«, sagte ich. »Ich kann vergessen, daß du hier mit vollem Wissen Gangstermeetings duldest. Aber unter einer Bedingung!«
    »Ja, Sir?« stotterte er aufgeregt.
    »Wenn es unten gleich krachen sollte, stürzt du zum nächsten Telefon und wählst LE 5-7700. Sag die Adresse und meinen Namen. Ich heiße Cotton. Alles andere läuft dann von selber. Kann ich mich auf dich verlassen?«
    Er schwor einige Eide, daß er bestimmt tun würde, was ich ihm aufgetragen hatte. Der Bursche war einer der flinken Jungen von heute, die realistisch genug sind, um zu wissen, wo ihr Weizen wächst.
    Ich winkte ihm zu, und er marschierte pfeifend nach draußen, als ob nichts gewesen sei. Ich war überzeugt, daß er in den nächsten Minuten die Ohren spitzen würde nach jedem Geräusch, das aus dem Keller zu hören war.
    Seine Beschreibung der Örtlichkeit war so gut, daß es keine Schwierigkeiten für midi gab, den Weg zu finden.
    Die Tür neben der Heizung war so niedrig, daß ich auf allen Vieren hindurchkriechen mußte. Dahinter aber öffnete sich ein breiter Gang, der feuchte Profilspuren zeigte. Einfahrten bogen nach rechts und links ab zu den Kellergaragen. Erst nach ungefähr zwanzig Yard kam die erste Tür auf der rechten Seite. Sie trug ein Schild mit der Aufschrift ,Reifenlager‘. An der zweiten stand ›Ersatzteile‹. An der dritten stand nichts, aber ich hörte dumpfes Stimmengewirr dahinter. Allerdings war nichts zu verstehen.
    Mich hinderte die Maschinenpistole unter meinem Jackett. Andererseits wußte ich nicht, wie viele Gangster hinter dieser Tür saßen. Ich ließ also meine Dienstwaffe im Schulterhalfter und nahm die Tommy Gun schußbereit in die rechte Hand. Mit der linken drückte ich die Klinke nieder und stieß die Tür auf.
    Zwei Schritte brachten mich über die Schwelle. Ein Stoß mit dem Fuß warf die Tür hinter mir ins Schloß.
    »Stick'em up!« rief ich. »FBI!«
    Vornehme englische Gangster sagen »Hände hoch«, bei uns hat sich die Redensart eingebürgert »stick them up!«, strecke sie zur Decke, die Hände nämlich.
    Die Wirkung eines solchen Satzes ist unterschiedlich. Bei einem friedlichen Bürger erzeugt sie einen Schock und Gehorsam. Bei vernünftigen Gangstern folgt ebenfalls die Bewegung der Hände nach oben.
    Hier saßen keine vernünftigen Burschen.

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