0163 - Um das Leben meines Freundes
noch nervenzermürbender, als eine Mordgeschichte zu bearbeiten. Deswegen werde ich mich also darum kümmern, warum dieser Mann und von wem er erschossen wurde. Ich halte jede Wette, daß sein Tod nichts mit Phil zu tun hat.«
»Okay, angenommen. Eine Flasche Whisky. Einverstanden?«
»Abgemacht«, sagte ich. Und hatte in diesem Augenblick meine Wette schon verloren, obgleich ich felsenfest davon überzeugt war, daß ich sie gewinnen würde.
***
Josuah Burton war seinem Criminal Record nach ein Gangster, aber für das FBI war er nicht mehr als ein kleiner Fisch. Es bestand kaum Aussicht, daß sich einer unserer Leute auch nur seines Namens erinnerte. Besser mußten die Chancen bei der Kriminalabteilung der Stadtpolizei stehen. Die Boys dort hatten Burton immerhin dreimal vor Gericht gebracht und ihn zu einer Verurteilung verholfen.
Also setzte ich mich in meinen Jaguar und fuhr zum Hauptquartier der Stadtpolizei. Ich ließ mich bei Captain Hywood anmelden. Der Riese von der Stadtpolizei empfing mich in seinem Office. Er hatte seinen Uniformrock ausgezogen, denn es war ein schwüler Tag. Die hochgerollten Hemdsärmel gaben zwei schwarz behaarte Unterarme frei.
»Hallo, Cotton!« rief er mir entgegen, als ich bei ihm eintrat. »Was Neues von Phil?«
Ich schüttelte stumm den Kopf. Hywood sagte etwas, was man besser nicht drucken’ läßt. Er war eine gute Seele, und auf seine laute Art hatte er Phil und mich in sein großes Herz geschlossen.
»Aber Sie sind doch sicher Phils wegen hier, was?« fragte er. »Okay, legen Sie los! Was ich für Sie tun kann, wird geschehen.«
Ich legte ihm Burtons Karte auf den Tisch. Hywood betrachtete kurz das Bild und rief:
»Ist das nicht der Bursche aus dem Schauhaus?«
»Genau. Lesen Sie mal seinen Record.«
Hywood drehte die Karte um und überflog die Liste der Vorstrafen. Er zuckte die Achseln:
»Der Boy war auf dem besten Wege, sich ein Lebenslänglich einzuhandeln. Wer erst dreimal wegen Bandenverbrechen gesessen hat, der kommt bald auch wegen Gewaltverbrechen vor den Richter.«
»Sicher«, stimmte ich zu. »Aber es bleibt trotzdem die Tatsache bestehen, daß er ermordet wurde. Er mag ein trüber Zeitgenosse gewesen sein, das ändert nichts daran, daß wir seine Mörder suchen und finden werden. Burton ist dreimal verurteilt worden, jedesmal in New York. Welche Leute Ihrer Kriminalabteilung haben diese Sache bearbeitet?«
Hywood runzelte die Stirn.
»So aus dem Kopf weiß ich das auch nicht. Ich werde mein Elektronengehirn fragen.«
Er drückte auf einen Klingelknopf. Wenig später erschien seine Sekretärin, ein zierliches, rothaariges Persönchen, das neben dem Captain wie ein Zwerg wirkte. Das Mädchen sah Hywood fragend an.
»Engelchen, strapazieren Sie Ihr gutes Gedächtnis. Sehen Sie sich dieses Bild hier auf der Karte an. Der Mann heißt Burton. Er ist dreimal in New York wegen Beteiligung an Bandenverbrechen verurteilt worden. Wer von uns kann die Ermittlungen geleitet haben?«
Die roten Haare fielen nach vorn, als Hywoods lebendes Elektronengehirn den Kopf vorbeugte und sich das Foto besah. Sie brauchte keine halbe Minute, dann erklärte sie:
»Entweder war Lieutenant Rascitt der zuständige Mann oder Sergeant Laines.«
»Fragen Sie die beiden, Engelchen. Wenn Sie den richtigen Burschen haben, schicken Sie ihn sofort zu mir.«
»Jawohl, Sir!«
Auf bleistiftdünnen Absätzen trippelte sie hinaus. Hywood rieb sich zufrieden die Hände.
»Vier Jahre«, erklärte er, »vier Jahre habe ich hier im Bau Stunk machen müssen, bis ich gerade diese Sekretärin bekam. Sie hat das beste Gedächtnis im ganzen Haus.«
»Man merkt es«, lächelte ich. »Bin gespannt, ob Ihre Leute auch so ein gutes Gedächtnis haben, Captain.«
»Das möchte ich ihnen geraten haben«, knurrte Hywood.
Ein paar Minuten später meldete sich Detektiv-Sergeant Laines.
»Sir, ich habe seinerzeit die Bande vor Gericht gebracht, zu der Burton gehörte!« sagte er stramm.
»Setzen Sie sich, Laines. Das ist Cotton vom FBI. Er möchte von Ihnen irgend was über Burton wissen.«
Wir schüttelten uns die Hand, und ich fragte:
»Wo hat dieser Burton eigentlich gewohnt?«
»In der Bowery. An der Ecke Bayard Street. Unten sind Garagen im Haus. Oben gibt es ein paar kleine Buden für Junggesellen. Halb und halb gehört diese Ecke noch zum Chinesenviertel.« Ich nickte, ohne etwas zu sagen. Ganz in der Nähe hatte der Opiumhändler Leaning seine Lasterhöhlen gehabt. Sollten hier etwa
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