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0163 - Um das Leben meines Freundes

0163 - Um das Leben meines Freundes

Titel: 0163 - Um das Leben meines Freundes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Um das Leben meines Freundes
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schlug Phil die Faust zweimal mitten ins Gesicht.
    Phils Nase fing an zu bluten. Trotzdem verzog er keine Miene. Gegen drei Pistolen konnte er im Augenblick auch nichts unternehmen. Vor Slack Rollys Waffe hätte er sich kaum gefürchtet. Aber die beiden vor ihm würden keine Zehntelsekunde zögern, abzudrücken. Man konnte es ihren stupiden Killer-Gesichtern ansehen.
    Phils Blut tropfte auf den kleinen Teppich in der Diele. Wieder sechs Dollar weg, dachte Phil. Teppich und Anzug reinigen war mindestens so teuer.
    »Kommen Sie doch rein, Mister Decker!« sagte einer der beiden Bullen, als der Maskierte eine auffordernde Kopfbewegung machte. »Aber schön langsam!« Phil ging vorwärts. Rollys Kanone wich nicht aus seiner Seite. Im Wohnzimmer wurde er aufgefordert, sich auf die Couch zu setzen. Er tat es und überlegte, ob er ihnen ein Kissen ins Gesicht werfen sollte. Aber da die Couch an der Wand stand, konnte er nicht nach hinten ausweichen. Und auf der einzigen freien Seite stand Rolly mit seiner Pistole.
    »Warum haben Sie gestern abend eigentlich den kleinen Spaß am Bowling Green zunichte gemacht?« fragte der Gangster, der als einziger bisher den Mund aufgemacht hatte.'
    Phil deutete mit dem Kopf auf die eingerahmte Urkunde an der Wand: »Ich bin Beamter auf Lebenszeit. Mit Pensionsrecht. Und ich habe vor langer Zeit mal geschworen, die Verfassung der USA zu achten, die Grundrechte des Menschen zu schützen und jedem beizustehen, der in Not ist.«
    »Was hat das mit gestern abend zu tun?« fauchte der Sprechcr der Gangster.
    »Allerlei«, meinte Phil. »Dieses Ekelpaket war dabei, einen Wehrlosen krankenhausreif zu schlagen.«
    »Da mußten Sie sich einmischen?«
    »Nach meiner Ansicht: ja.«
    Der Gangster lachte rauh.
    »Sie sind ein verdammt grüner Junge, Decker. Was gestern abend am Bowling Green stattfand, war der Teil eines sorgfältig ausgearbeiteten Planes. Sie haben uns den großen Coup vermasselt. Um 19.34 Uhr donnert draußen der Nord-Expreß vorbei. Kein Mensch nebenan wird es hören, wenn wir Ihnen die Lampe endgültig ausblasen. Das sind noch runde dreißig Minuten. Machen Sie es sich so bequem wie möglich!« Phil ließ langsam seinen Blick schweifen. Der Maskierte saß im Sessel neben dem Fernsehgerät. Bewegungslos wie ein Toter. Slack' Rolly hatte Schweißperlen auf der Stirn. Die beiden Killer machten unbewegte Mienen.
    Phil rechnete sich kühl seine Chancen aus: Es hängt alles davon ab, dachte er, ob Jerrys Uhr vor- oder nachgeht.
    ***
    Als ich mit meinem spartanisch einfachen Abendbrot fertig war, blickte ich auf die Uhr. Sie zeigte zwei oder drei Minuten nach sieben.
    Ob ich schon zu Phil fuhr? Wir konnten ja irgendwo in der Nähe des Kinos noch eine Kleinigkeit trinken, wenn wir zu früh kamen.
    Aber Phil wollte ja zu diesem jungen Burschen, den er zum FBI bestellt hatte, und der nicht gekommen war. Vielleicht befand sich Phil um diese Zeit noch unterwegs.
    Ich legte die Beine hoch und griff nach den Zeitungen. Ich überflog die Schlagzeilen der Politik. Eisenhower hatte mal wieder eine höhere Auslandshilfe vorgeschlagen, nachdem vier von unseren Verbündeten neuerliche Pumpversuche unternommen hatten. Ich dachte an die Steuern, die ich bezahlen mußte, und rechnete mir aus um wieviel sie vor den Wahlen noch erhöht werden konnten, ohne daß Wahlrückschläge zu befürchten waren. Man brauchte vielleicht doch keine Sorge zu haben, denn kurz vor den Wahlen erhöht keine Regierung die Steuern. (Ausgenommen die Regierungen, die sowieso gewählt werden, weil es keine anderen Parteien gibt.)
    In den lokalen Teilen kamen die für mich interessanteren Dinge. Einige Zeitungen berichteten von der Schießerei zwischen zwei Gangsterbanden in der Bowery. Ich lachte laut, als ich die dramatische Schilderung las. So hatte es sich nicht abgespielt. Aber manche Reporter haben eben eine üppige Phantasie.
    Well, ich will Sie nicht mit dem Kram langweilen, den ich mir aus den Zeitungen herauspickte. Als es fünfzehn Minuten nach sieben war, stand ich auf, fuhr in die Schuhe, stülpte mir den Hut aufs Haupt und schloß die Wohnungstür ab.
    Mit dem Jaguar zuckelte ich gemächlich durch Manhattans Straßen. Der Betrieb ging einigermaßen. In einer Stunde würde es in den Vergnügungsvierteln keinen freien Parkplatz mehr geben und kaum eine Stelle zum Anhalten. Erstens war es dann nach acht und zweitens hatten wir Freitag, wo eine Menge Leute Dollar-Nachschub empfangen.
    Ich kam an die Ecke, wo wir uns

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