0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
aufmerksam zu.
Mit Wozny, dem Würger, konnten sie natürlich nichts anfangen. Dafür um so mehr mit Desteros Hand.
»Wir wußten nicht, daß Asmodina sie zurückgeholt hat«, erklärten sie beide.
»Ich habe auch nicht damit gerechnet, aber irgendwo mußte sie ja sein. Ich hatte sie ihm abgeschlagen, sie verschwand und tauchte nicht mehr auf, während wir weiterkämpften. Jetzt sitzt sie an der Hand dieses Würgers.«
»Und sie hat das Schwert«, warf Suko, der Chinese, ein.
»Das Sinclair-Team hat also schlechte Karten!« stellte Myxin fest. »Da dieser Wozny voll unter Asmodinas Kontrolle steht, kann er auch überall hin, ohne daß ihr es merkt.«
»Er ist in der Lage, sich aufzulösen und an anderer Stelle wieder zu erscheinen«, präzisierte ich.
»Wobei wir uns natürlich fragen, wo er als nächstes zuschlägt«, sagte Suko noch.
Myxin stand auf. »Wir sind ja nicht gekommen, um euch nur mit Fragen aufzuhalten, wir wollen euch helfen«, lächelte der kleine Magier. »Zudem bin ich dem Sinclair-Team noch etwas schuldig. Ihr habt schließlich meine Entführung verhindert.« [4]
Ich winkte ab. »Hör ja auf damit.«
»Das stimmt schon. Hätte mich Asmodina damals bekommen, wäre ich nicht mehr am Leben.« Er wandte sich dem Mädchen aus dem Totenreich zu. »Wie ist es, Kara. Kannst du Kontakt zu ihr aufnehmen? Wirst du erfahren, wo sie sich aufhält?«
»Ich müßte es versuchen.«
Kara war sehr ernst. Denn auch sie hatte ein Problem, mit dem sie nicht so leicht fertig wurde. Kara war auf der Suche nach dem Trank des Vergessens. Dieser Trank stammte noch aus Atlantis, und er ermöglichte es ihr, wenn sie ihn zu sich genommen hatte, unendliche weite Reisen durch die Dämonenreiche zu unternehmen. Sie konnte dann die Strukturen erforschen, ohne daß man ihr etwas antat. Das wußten auch die Gegner. Sie hatten den Trank in ihre Hände gebracht und hüteten ihn wie ihren Augapfel. Dabei wußte niemand von uns, wer ihn tatsächlich besaß. Vielleicht sogar der Teufel. Aber das waren nur Vermutungen und keine bewiesenen Tatsachen.
Kara wechselte ihren Platz. Sie schlug dabei den Mantel zur Seite und zog ihr schmales Schwert mit der goldenen Klinge. Diese Waffe trug sie immer bei sich. Denn, wie auch Destero damals oder der Samurai des Satans, verließ sie sich ebenfalls auf das Schwert, daß damals in Atlantis geschmiedet worden war.
Er besaß einen kostbaren Griff, in dem die volle Magie der Weisen Atlanter konzentriert war.
Das Schwert war mächtig, allerdings nicht so stark wie der Trank des Vergessens. Kara konnte allerdings, wenn sie sich konzentrierte und die Magie aktivierte, herausfinden, wo sich Gegner aufhielten. Denn dann wurden die magischen Strahlen abgelenkt und trafen als Rückkoppelung ihr Gehirn, wo sich dann plastische Bilder von dem Ort formten, das die magische Strahlung reflektiert hatte Alles ein wenig kompliziert, aber dennoch sehr wirksam, wie wir schon öfter erfahren hatten.
Kara nahm auf dem Boden Platz, stellte das Schwert so auf, daß es mit der Spitze den Teppich berührte und umfaßte den Griff mit beiden Händen. Die Gespräche im Raum verstummten. Wir alle hatten nur noch Augen für Kara.
Die Lippen hielt sie fest zusammengepreßt und atmete nur durch die Nase. Ihre dunklen Augen schienen noch größer zu werden. Gleichzeitig änderte sich auch der Blick. Man konnte das Gefühl haben, sie würde nach innen sehen oder in unendliche weite, unbekannte Fernen.
Fast schien es, als würde sie überhaupt nicht mehr atmen, als säße eine Tote vor uns.
Myxin löschte das Licht.
Dunkelheit legte sich über den Raum. Nur das große Feuer zeichnete sich als gewaltiger grauer Umriß ab.
Kara schien sich in einer anderen Welt zu befinden. Wir hörten nichts von ihr, und wir sahen sie auch nur als Schatten. Aber dann kristallisierte sich etwas hervor.
Aus dem Dunkel, zwischen ihren Händen, begann der Schwertgriff zu strahlen. Er diente als Katalysator zwischen Kara und einer anderen Ebene. Wir sahen, wie ihre Hände durchscheinend wurden und deutlich die Umrisse der Knochen hervortraten.
Ein fahler Schein, vom Griff ausgehend, leuchtete durch das Zimmer und ließ unsere Gesichter als bleiche Flecken aus der Dunkelheit hervortreten.
Irgendwie hatte sich die Atmosphäre verdichtet. Kein Wort war gesprochen worden, niemand von uns wagte, lauter zu atmen. Wir hielten quasi die Luft an.
Ich sah Bill Conolly, der auf der Couch lag, sich etwas aufgestützt hatte und Kara anschaute.
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