0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
»Mann« standen. Da war die Anführerin Lilian Wayne. Sie hatte die 30 schon überschritten, arbeitete in einer Versicherung als Abteilungsleiterin und war Chefin über eine Gruppe von fünf Männern. Kühl und unnahbar gab sie sich, trug nur streng geschnittene, meist graue oder blaue Kostüme und eine Brille mit Fensterglas.
Die zweite im Bunde hieß Doris Prudom. Sie leitete eine Boutique in der Oxford Street.
Auch sie war erfolgreich im Beruf. Als Ledige suchte sie oft an langen Abenden nach Abwechslung. Auf die Männer, die sie kannte, pfiff sie. Die wollten nur das eine und waren zudem noch so große Schaumacher, die im Bett nicht das hielten, was sie zuvor versprachen.
Die Jüngste im Bunde, knapp 22, hießt Monica Norris. Sie war Verkäuferin, hatte eine gescheiterte Ehe hinter sich und arbeitete ebenfalls in Doris Furdoms Boutique.
Die drei Frauen hatten sich zwar nicht gesucht, aber dennoch gefunden. Am Strand von Brighton waren sie durch Zufall ins Gespräch gekommen und hatten sich dann jeden Tag getroffen. Eine vierte, sie hieß Diana Dickson, war zu ihnen gestoßen.
Diese vier überlegten hin und her, wie sie ihrem Leben einen Sinn geben konnten, bis Lilian Wayne eines Tages vorschlug, dem Satan zu dienen.
Nur Rita Purdom war von Beginn an einverstanden gewesen, die anderen beiden zögerten noch. Schließlich konnten auch sie sich den anderen nicht mehr länger widersetzen und stimmten zu.
Sie überlegten und gaben sich den Namen »Schwestern des Bösen«.
Von nun an trafen sie sich einmal in der Woche. In alten Büchereien und auf Trödelmärkten besorgten sie sich die einschlägige Literatur und lasen viel über Beschwörungen und finstere Riten, die noch aus dem Mittelalter stammten.
Sie kauften sich auch die dazu gehörigen Ingredienzien, wie Kräuter, Salben, Pasten und besorgten sich entweihte Kreuze, Hexenkreise und auf den Kopf gestellte Drudenfüße.
Im Winter führten sie die Beschwörungen in den Wohnungen durch, tanzten nackt um den Hexenkreis, riefen den Satan an und hofften, daß er ihnen erscheinen würde. Sie berauschten sich an gefährlichen Tränken und ließen danach, wenn sie völlig außer Kontrolle waren, das »Fest« zu einer Orgie entgleisen.
Ihnen machte es Spaß, bis eines Tages Diana Dickson ermordet wurde. Das hatte den drei anderen einen Schock gegeben. Sie hielten aber dennoch zusammen und machten sich auf die Suche nach dem Mörder. Nicht sie fanden ihn, sondern die Polizei.
Seit diesem Tag suchten sie nach einem Weg, den Mörder zu bestrafen. Sie wollten die Macht des Teufels, damit die Rache der Hölle ihn traf, dabei ahnten sie nicht, daß der Würger, selbst mit dem Teufel spekulierte und dieser durch seine Tochter Asmodina etwas ganz anderes mit ihm vorhatte.
Davon ahnten die vier nichts, als sie sich an dem alten Pavillon trafen. Er lag wirklich versteckt. Kaum ein Mensch kannte die Stelle, weil er abseits der Wege und auch Straßen lag.
Im Sommer hatten sie schon des öfteren ihre Beschwörungen dort gehalten, und sie waren seltsamerweise auch nie gestört worden. Der Teufel selbst schien seine schützende Klaue über diesen Ort zuhalten.
Den Wagen hatten sie auch in dieser Nacht auf einem Parkplatz stehengelassen und waren zu Fuß ihrem Ziel entgegengegangen. Sie trugen Taschen bei sich, in denen sie all das aufbewahrten, was sie für ihre Beschwörungen benötigten. Heute sollte keine Orgie stattfinden, sondern ein abermaliger Versuch, mit ihrer toten Hexenschwester in Kontakt zu treten.
Nachdem sie eine Rasenfläche überquert hatten, fanden sie einen Trampelpfad, der in das wilde wuchernde Buschwerk hineinführte, das den Pavillon umgab.
Sie hatten dieses Gebäude Tempel getauft und sich eine neue mit einem Spezialschloß gesicherte Tür einbauen lassen. Jede der drei Hexenschwestern besaß einen Schlüssel.
Lilian Wayne ging als erste. Doris Purdom folgte ihr, und den Schluß machte Monica Norris.
Sie war auch die kleinste, hatte rotes Haar und trug es zu einer Pagenfrisur geschnitten.
Normalerweise war sie etwas stiller, doch wenn sie von dem Gebräu berauscht war, dann kannte sie keine Hemmungen mehr.
Besonders freute sich Lilian Wayne darüber. Auch an diesem Tag trug sie das aschgrau gefärbte Haar hochgesteckt. Sie hatte auch nicht auf ihr Kostüm verzichtet, nur die Brille ließ sie nicht auf. Das schmale Gesicht mit der etwas zu großen Nase paßte zu ihr, und die Mundwinkel waren ein wenig nach unten gebogen, so daß der Zug darum
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