0164 - Flieh, wenn der Würger kommt
einen hochmütigen Ausdruck besaß.
Doris Purdom war der bunte Vogel unter ihnen. Supermodern gekleidet, trug sie auch heute ihre Pumphosen aus Wildleder und dazu eine bunte, dreiviertellange Strickjacke.
Das brünette Haar hatte sie so geschnitten wie die Lady Di, die Frau des Prinzen Charles.
Der Pavillon stand auf vier massigen Holzbeinen, die tief in die Erde gerammt worden waren. Zwischen Erde und dem unteren Boden des Gebäudes bestand ein Zwischenraum von etwa einem Yard, so daß man unter dem Pavillon herkriechen konnte. Zur Eingangstür führte eine Holztreppe hoch, der Bau selbst besaß fünf Ecken.
Und gerade als Fünfeck war er für die drei Hexenschwestern überaus wichtig.
Lilian Wayne stieg die Stufen hoch und schloß die Tür auf. Ein seltsamer Geruch strömte ihnen entgegen, eine Mischung aus Kräutern und Tierblut. Das jedoch machte den Fragen nichts aus, sie hatten sich daran gewöhnt. Die beiden anderen blieben solange draußen, bis Lilian zwei schwarze Kerzen angezündet hatte, die das Innere des Baus mit ihrem flackernden Schein erhellten.
Monica Norris warf noch einen letzten Blick zurück. Der Wald und die Büsche schirmten das Gebäude gut ab. Das frische Laub wuchs sehr dicht, so daß es kaum eine Lücke gab.
»Kommt!« Die Ältere winkte ihnen zu. Sie hatte sich bereits ihrer Kostümjacke entledigt.
Darunter trug sie nur die blanke Haut.
Kaum war die Tür geschlossen, als Lilian auch den Rock abstreifte und aus ihrem Slip stieg. In ihren Augen lag ein seltsamer Glanz, sie konnte es kaum erwarten, bis die Beschwörung begann. Heute sollte es besonders wild werden, das hatten sich die drei Teufelsdienerinnen vorgenommen.
Lilian öffnete die Tasche und holte ihre Kutte hervor. Sie zeigte eine beige Farbe, und auf Vorder- sowie Rückseite war jeweils ein Teufelskopf gemalt.
Die beiden anderen Hexenschwestern besaßen die gleiche Kutte. Auch sie hatten sich schon ausgezogen und streiften ihre neue Kleidung über.
Dann setzten sie die Halbmasken auf, die auch einen Teil der Haare bedeckten und jeweils das ziegenköpfige Abbild des Satans zeigten, so wie er in der Literatur und der Malerei immer dargestellt war.
Monica kümmerte sich um den Aufbau. Sie stellte die Tiegel und Töpfe mit der Hexensalbe und den zahlreichen Pasten zurecht. Der magische Kreis brauchte nicht erneuert werden. In seiner Mitte fand die flache Tonschale Platz, in die Lilian aus einer Kanne dickes Tierblut goß. Hahnenblut.
Dieses Blut spielte eine besondere Rolle, denn sie hatten es mittlerweile geschafft, es auch ohne Feuer zu erwärmen. Nur durch bestimmte Kräuter, Essenzen und Schwarzer Magie, sowie finsteren Beschwörungen.
Rita Purdom brachte die Tüte mit dem Knochenmehl. Sie streute es in das Blut, während eine andere Schale von Lilian Wayne geleert wurde. In ihr befanden sich allerlei Kräuter, die einen widerlich riechenden Sud bildeten, der das Blut hinterher zum Kochen brachte, so daß es Blasen warf.
Monica Norris hatte noch zwei Kerzen angezündet, so daß auch der letzte Winkel des Raumes von den tanzenden Lichtreflexen erfaßt wurde.
Die Beschwörung konnte beginnen. Drei Frauen bauten sich außen um den Kreis herum auf.
Lilian übernahm das Wort. »Seid ihr bereit, Schwestern?«
»Wir sind es.«
»Schwört ihr, dem Satan und nur dem Satan allein zu gehorchen?«
»Wir schwören.«
»Würdet ihr für ihn alles tun, auch Leben. Unschuldiger opfern, wenn er es verlangt?«
»Wir würden es tun«, murmelten die beiden Frauen und stimmten sich so richtig ein.
Lilian war zufrieden. Sie hatte auch keine anderen Antworten erwartet, weil es immer das gleiche Zeremoniell war, das sie durchführten. »Dann laßt uns beginnen, Schwestern!«
Die drei Frauen breiteten die Arme aus und faßten sich an den Händen. So hatten sie einen zweiten Kreis geschaffen, der sie aneinanderkettete und ihnen die nötige Kraft gab, um mit den Jenseitswelten Kontakt aufzunehmen.
Etwa eine Minute blieben sie stehen. Sie sprachen dabei kein Wort und konzentrierten sich nur. Jede von ihnen hielt den Blick auf die im Kreis stehende Schale gerichtet, in der das Blut allmählich anfing, warm zu werden.
Es begann zu dampfen…
Zuerst waren es nur leichte, kaum erkennbare Schwaden, die über die Oberfläche der widerlichen Flüssigkeit strichen, sich dabei verteilten und auch über die Ränder quollen.
Ein ätzender Geruch breitete sich aus, der nach Schwefel stank und wie ein Gruß aus der Hölle auf die Frauen
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