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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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Er war so verdattert, daß er ihn wirklich auffing und ein paar Sekunden lang mit dummem Gesicht anstarrte. Dann erhob er sich langsam und streckte die Hände gegen die Decke. Sein braunes Tweedjackett war auf der linken Schulter und Brustbreite völlig durchnäßt.
    »Komm ’rein, Phil«, sagte ich. »Die Lage ist geklärt.«
    Mein Freund kam herein. Wir entwaffneten die beidep Gestalten, und ich wollte mich gerade häuslich zu einem Verhör auf der Couch niederlassen, als ein junger Bursche von annähernd zwanzig Jahren zur Tür hereinspaziert kam und fragte:
    »Na, Eddy, habt ihr sie?«
    Als er das letzte Wort halbwegs heraus hatte, erkannte er seinen Irrtum. Er blieb wie gelähmt stehen und stierte uns offenen Mundes an. Phil gab ihm mit der Pistole einen Wink und sagte: »Komm ’rein und mach die Tür zu! Kein Theater, es wäre dein Pech!«
    Der Junge nickte eifrig. Er zog die Tür zu, hob gehorsam die Hände und begab sich zu seinem Komplicen, der mit dem Gesicht zur Wand stand. Der andere lag noch vor dem Küchenschrank und regte sieh nicht. Trotzdem hielten wir es für besser, ihm mit der eigenen Krawatte die Hände auf dem Rücken zusammenzubinden. Dasselbe machten wir mit dem Jüngelchen. Den anderen aber knöpften wir uns vor.
    »Setz dich da in den Stuhl!« sagte ich.
    Er gehorchte. Sein breitflächiges Gesicht verriet, daß er Angst hatte. Die dünnen, fast frauenhaften Augenbrauen paßten schlecht zu seinen Zügen, die grob und eckig waren.
    »Wie heißt du?«
    Er zögerte:
    »Eh — ich —«
    »Gib dir keine Mühe, uns zu belügen!« warnte ich. »Dir werden die Prints abgenommen und in der Kartei verglichen. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden haben wir auf diese Weise ja doch heraus, wer du bist. Also versuch es gar nicht erst, uns zu belügen!«
    Der Hinweis auf die Fingerabdrücke ließ ihm Ehrlichkeit angeraten erscheinen. Wahrheitsgemäß — wie sich später ergab — sagte er:
    »Tony Foolidge.«
    »Vorbestraft?«
    Er senkte den Kopf und nickte zaghaft.
    »Wievielmal?«
    »Vier«, kam es leise über seine Lippen.
    »Das letzte Mal warum?«
    »Beteiligung am Bandenverbrechen, Aber, Sir, ich muß dabei sagen —«
    »Daß du unschuldig warst!« grinste ich.
    »Ja«, nickte er erleichtert. »Selbstverständlich«, räumte ich ein. »Leute von deiner Sorte werden immer unschuldig verurteilt. Es tut mir ja auch leid, aber ich kann es nicht ändern. Ich bin kein Rechtsanwalt, der mit Berufung oder so etwas machen könnte.« Ich beobachtete ihn scharf bei meiner Anspielung auf Vandoom und die Berufungsgeschichte um Jane. Aber er zeigte nicht die geringste Bewegung. Sollte er etwa nichts von der Sache wissen? Aber was tat er dann im Zimmer eines Mannes, der mit Sicherheit an der Brandstiftung, wenn nicht gar an Vandooms Ermordung mitgewirkt hatte? »Was wolltet ihr hier?« fragte ich. Er druckste herum. Ich fuhr ihn scharf an:
    »Los, ich habe nicht viel Zeit! Sag die Wahrheit, oder du wirst uns kennenlernen!«
    Mein Gesicht sah entsprechend gefährlich aus. Ich weiß nicht, welche schrecklichen Dinge er aus meiner Drohung entnahm, jedenfalls wirkte sie.
    »Wir wollten uns mal ’n bißchen umsehen«, knurrte er, »Wir waren nämlich zufällig dabei, wie ihr Stibby umgelegt habt.«
    »Stibby?«
    »Ja, so nennen wir Huckson. Wir fuhren die Straße entlang und sahen, wie ihr beide die Türen von 'nern schwarzen Mercury auf risset. Ich sah, wie Sie zu Boden gingen, als der Kerl im Mercury schoß. Na, und wer stieg aus? Stibby. Sie haben ja verdammt Glück gehabt, Sir. Als Stibby auf Sie zielte und Sie da so auf dem Präsentierteller lagen, da sagte ich noch zu Ron: der ist erledigt. Aber Ihr Kollege war ja mächtig schnell.«
    »Sachte, sachte«, dämpfte ich seinen plötzlichen Redefluß. »Also ihr habt zufällig gesehen, wie Huckson starb. Schön, und weiter?«
    Er fühlte sich nicht mehr behaglich und rückte erst nach einigem Hin und Her mit der Wahrheit heraus:
    »Wir wußten, daß Huckson in irgendeiner Gang ist. Weiß wirklich nicht, welche, aber er ist in so ’nem Verein, und er muß verdammt gut kassieren da, sonst hätte er sich doch nicht diesen piekfeinen schwarzen Schlitten richtig gekauft und auf seinem Namen angemeldet, nicht?«
    »Schon möglich. Ich möchte aber endlich wissen, was ihr hier wollt?«
    »Na ja, wir dachten, wo Stibby jetzt doch tot ist, könnten wir mal sehen, ob er hier vielleicht irgendwo ’n paar Dollars herumliegen hat. Jetzt nützen sie ihm ja doch nichts mehr.

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