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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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möglich, was in anderen Straßen nicht so ohne weiteres passieren kann. Es war auch möglich, daß man in der Bowery zwei G.-men umbrachte.
    »Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich ruhig. Es war der letzte Trumpf, den ich ausspielen konnte.
    »Okay«, nickte der Bärtige. »Ich bin Mao Tse-Tung. Haben Sie sich mein Angebot überlegt? Ich würd’s annehmen. Hier ist mein Revier, Mister. Ein Pfiff, und ich habe noch zehn Mann mehr draußen stehen, ’ne reelle Chance, gegen meinen Willen und mit dreien meiner Leute hier ’raus- und davonzukommen, nee, Mister, so ’ne Chance haben Sie nicht.«
    Ich hatte mir unterdessen einen Plan überlegt. Die ganze Bowery und die ganze Unterwelt von New York hätte sich wochenlang darüber amüsiert, wenn wir hier nachgegeben hätten. Auch ein Kriminalbeamter muß manchmal an Prestigefragen denken.
    Der Bärtige war einen halben Schritt innerhalb des Flurs. Die anderen standen praktisch noch draußen auf der kleinen Treppe vor der Haustür.
    »Na schön«, sagte ich und tat, als wollte ich meine Kanone zurück ins Halfter in der linken Achselhöhle schieben. »Wenn es so ist, dann —«
    Meine linke Faust zischte ihm in die Brustgrube. Der Lauf der Waffe traf seinen Kopf. Mit beiden Fäusten stieß ich ihn zur Haustür hinaus und schlug sie zu.
    Wütendes Geheul antwortete, als ich schon die Treppe gewonnen hatte und hinaufstürmte. Ich stolperte zweimal in der Dunkelheit, aber ich gewann unser Zimmer wieder, bevor sie sich unten auch nur entschlossen hatten, die Haustür ein zweites Mal aufzumachen. Wahrscheinlich war ihr Boß von dem Pistolenschlag vorübergehend außer Gefecht gesetzt, und sie wagten nicht, ohne ihn etwas zu unternehmen.
    »Den Küchenschrank vor die Tür!« rief ich Phil zu.
    Er packte mit an. Während wir den schweren, altmodischen Schrank vor die Tür wuchteten, keuchte Phil:
    »Was ist denn los, Jerry?«
    »Unten sind fünf Mann. Sie wollen diese drei Figuren hier heraushauen.« Phil schob die linke Schrankecke noch ein bißchen näher an die Tür, atmete auf und grinste.
    »Zum Möbelträger wäre ich nicht geeignet. Okay, fünf Mann, sagst du. Dann wollen wir erst mal diese drei hier verpacken, damit sie uns nicht auf dumme Gedanken kommen.«
    Wir rissen einen schmutzigen Lappen vom Fenster weg, der die Bezeichnung Gardine selbst bei großer Phantasie nicht verdiente. So schnell es ging, verschnürten wir die drei Burschen mit Streifen, die wir aus dem Stoff herausrissen.
    Gerade waren wir fertig, da hämmerte eine Faust gegen die Tür.
    »Los, gebt unsere Leute heraus!«
    Wir erwiderten nichts. Wir schoben nur sämtliche anderen Möbel gegen den Küchenschrank: die Couch, einen Tisch, drei Stühle, eine Kommode. Danach stellten wir uns rechts und links von diesem Gerümpelberg an die Wand und suchten eine Lücke, durch die man Aussicht hatte, eine Kugel in Richtung auf die Tür abfeuern zu können.
    Der Bärtige tobte eine Weile draußen herum. Dann versuchte er, die Tür aufzukriegen. Da sie nach außen aufging, gelang es ihm ohne Schwierigkeiten. Aber der Schrank verschlechterte seine Laune zusehends. Er schrie und tobte wie ein Berserker.
    Wir hatten jeder ungefähr fünfundzwanzig Schuß Munition bei uns und konnten uns also eine Weile halten. Ich hoffte einfach darauf, daß doch irgendwann in der Nähe mal Streifenpolizisten auftauchen mußten, die den Lärm hörten und uns von außen zu Hilfe kamen.
    Als sie sich zum erstenmal gegen den Schrank warfen, warnte ich sie:
    »Laßt das sein! Oder wir schießen!«
    Als Antwort jagten sie ein paar Kugeln in den Schrank. Die Dinger blieben irgendwo in einem der Möbelstücke stecken. Vermutlich in der Matratze der Couch.
    Nun, sie wollten es nicht anders haben. Wir konnten nicht warten, bis es ihnen gelungen war, den Möbelberg beiseite zu räumen. Phil und ich schossen je einmal. Einer von uns mußte getroffen haben, denn draußen fing jemand an zu wimmern und zu stöhnen.
    »Halt’s Maul, du Idiot!« schrie der Bärtige.
    Ein kleiner Unterwelttyrann, der es gewöhnt war, daß man ihm in seinem Kreise Hochachtung entgegenbrachte. Und auf einmal stieß er auf Widerstand. Klar, daß ihn das halb um den Verstand brachte. Tyrannen, gleich welcher Größenordnung, können nun einmal keinen Widerstand vertragen.
    Well, das Spiel ging fast eine halbe Stunde lang weiter, ohne daß eine der beiden Parteien einen nennenswerten Erfolg hätte erringen können. Wir hatten zwar noch einen zweiten getroffen, aber dafür

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