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0164 - Ich und das Todeskarussell

0164 - Ich und das Todeskarussell

Titel: 0164 - Ich und das Todeskarussell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich und das Todeskarussell
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schon, zum Donnerwetter! Ewig können wir diesen Krach hier nicht veranstalten, ohne daß es die Cops nicht doch noch mal spitzkriegen.«
    »Okay, Boß!«
    Ihre Stimmen verstummten. Dafür hörte ich die Schritte des Mannes, der eine Handgranate holen sollte. Ich drehte meine Pistole um, so daß ich den Lauf hielt, und wartete. Ich wagte nicht zu atmen, als mir die Treppe verkündete, daß er herabkam.
    Ich konnte die Hand nicht vor Augen sehen. Alles, worauf ich mich verlassen konnte, waren mein Gehör und mein Instinkt. Ich hielt die Augen geschlossen und versuchte, mir das Geräusch der Treppe in ein Bild umzusetzen. Jetzt mußte er auf der letzten oder vorletzten Stufe vor dem Treppenabsatz sein. Ich hörte seinen Atem. Noch eine Stufe, oder nicht?
    Er rempelte mich im Dunkeln an. »He, was —«
    Mehr bekam er nicht heraus. Mein Pistolenkolben traf ihn wer weiß wo, aber glücklicherweise an einer guten Stelle. Ich fing ihn auf und ließ ihn zu Boden gleiten.
    »Was ist los, Jim?« rief der Bärtige von oben aus der Dunkelheit.
    Ich flüsterte nur und verließ mich darauf, daß flüsternde Stimmen fast alle gleich sind.
    »Ich glaube, da unten ist jemand!« hauchte ich hinauf.
    »Das wird Bill sein. Zum Teufel, beeil dich!«
    »Ja, Boß!«
    Ob es ein Schutzengel oder sonst was war, ich weiß es nicht. Phil kam ausgerechnet in diesem Augenblick auf den Gedanken, eine Kugel abzufeuern. Vielleicht mißtraute er einfach der Stille, die seit geraumer Zeit herrschte. Die Gangster jedenfalls ließen sich von der Kugel herausfordern und veranstalteten wieder eine wütende Knallerei.
    Ich nutzte es und versuchte, so leise wie irgend möglich die Treppe hinaufzukommen. Oben trat ich irgendeinem, der auf dem Boden kauerte, aufs Bein.
    »Kannst du nicht aufpassen, du Trottel?« schrie er.
    Ich kniete einfach nieder, tastete mit der Linken seinen Rücken ab, bis ich den Kopf fühlte, und holte inzwischen mit der Rechten aus.
    »Sag mal, hast du einen Vogel?« knurrte der Abgetastete. »Was soll denn diese Fummelei?«
    Ich gab ihm die erwünschte Auskunft mit dem Kolben meiner Pistole. Die Antwort befriedigte ihn restlos, jedenfalls stellte er keine weiteren Fragen. Ich richtete mich langsam auf, als ich irgendwo weit weg das Heulen einer Polizeisirene vernahm. Aber meine Freude darüber dauerte keine zwei Sekunden.
    In meinem Rücken riß nämlich jemand ein Streichholz an. Ich wollte mich herumwerfen, bekam aber einen fürchterlichen Schlag auf die rechte Schulter. Mir sackten die Knie weg, obgleich ich es nicht wollte. Mit einer reinen Reflexbewegung stieß ich die linke Faust vorwärts.
    Es war ein Schlag, der vielleicht ein Schulkind zum Greinen gebracht hätte, aber auch nicht mehr. Ich sah das Gesicht des Bärtigen im Lichte des Streichholzes, das er in der linken Hand hielt.
    Er starrte mich an, als wäre ich das neunte Weltwunder. Von ihm aus gesehen, war meine Anwesenheit auch einigermaßen überraschend. Sie hatten die ganze Zeit versucht, die Möbelbarriere umzustoßen, und ohne daß ihnen das gelungen wäre, befand ich mich plötzlich außerhalb dieser Barrikade.
    Sein Zögern gab mir ein paar Sekunden Zeit. Ich kam auch so weit, daß mir meine Beine wieder gehorchten. Ich stand auf, noch ein bißchen unsicher, aber ich kam hoch.
    Inzwischen war der Lärm der Polizeisirene lauter geworden. Inzwischen hatte sich aber auch der Schnauzbart von seiner Überraschung erholt. Ich sah den Kolben seiner Waffe im fahlen Licht des ausbrennenden Streichholzes wie in einer Großaufnahme auf mich zukommen, aber ich hatte einfach nicht die Kraft, mich beiseite zu werfen.
    In meinem Gehirn gab es eine Explosion mit allem, was dazu gehört. Ein paar grelle Blitze, ein Rums, als ob mein Schädel bersten wolle, eine glührote Stichflamme und anschließende Verdunklung. Aus.
    ***
    Versuchen Sie, sich folgende Lärmkombination vorzustellen: ein auf höchsten Touren laufender Flugzeugmotor, ein aufgeregter Bienenschwarm. Das luftvibrierende Heulen einer Düsenmaschine und das dumpfe Grollen der Niagara-Fälle. Ungefähr diese Mischung war in meinem Kopf, als ich wieder wußte, daß es mich gab.
    Ich will Sie wirklich nicht damit langweilen, daß ich Ihnen die einzelnen Stadien schildere, die man beim Erwachen aus so einer Verdunklung durchmacht. Sie werden mir auch so glauben, daß es ekelhaft ist. Am schlimmsten ist vielleicht noch der widerliche Brechreiz, den ein derart geschundenes Gehirn eigenartigerweise registriert. Als hätte

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