0164 - Im Banne des Riesenplaneten
und einen schweren Hypnostrahler eingesteckt hatte? Die maskenhaften Gesichter, in die er sah, berührten ihn kaum. Darüber war er selbst erstaunt.
Was sagte die Gruppe? Man wollte ihn zwingen? Er sollte freiwillig seinen Rücktritt als Chef auf Impos erklären? Er sollte als Grund für seinen Rücktritt die strapaziösen Verhältnisse auf Impos, die er angeblich nicht länger mehr ertragen konnte, angeben. In der rechten Hand einen Desintegrator, in der anderen den schweren Hypnostrahler, sagte er ruhig: „Und jetzt, meine Herren Kollegen, machen Sie mir bitte Platz. Wer sich mir in den Weg stellt, hindert mich daran, im Berg nach dem Rechten zu sehen und zwingt mich, von der Waffe Gebrauch zu machen."
Hinter seinen Worten stand wenig Nachdruck.
Niemand traute Leyden zu, daß er die Waffe benutzen würde.
Wie gleißende Finger standen die scharfen Strahlen der Scheinwerfer in der Dunkelheit; einige wischten nervös hin und her. Eingekeilt in der Menge, konnte Leyden keinen Schritt tun.
„Bleiben Sie hier, Sie Narr!" schrie ein Kollege. „Gleich bricht auch der Singende Berg zusammen!" Die Männer, welche vor ihm standen, wichen nicht von der Stelle. Angst um das eigene Leben und Zorn standen in ihren Gesichtern. Vom Gebirge her kam ein unbeschreibliches Knirschen und unheilverkündendes Grollen. Der Boden begann wieder zu zittern. Und dann setzten sich schlagartig Millionen Tonnen Gestein in Bewegung. Ein Fels riß den anderen mit. Hinter Leydens Rücken gellte ein Schrei. Plötzlich wurde das Licht aus den leistungsfähigen Handscheinwerfern trübe. Die Männer wurden von Husten- und Erstickungsanfällen geschüttelt.
Eine Sekunde später sah einer den anderen nicht mehr. Eine unheimlich dichte Staubwolke senkte sich auf sie nieder.
Leyden senkte seine Waffe. Er wurde von allen Seiten gestoßen, gedrückt. Zu verstehen war kein Wort. Vom Massiv her grollte und brüllte es ununterbrochen. War jetzt der Achttausender, der Berg mit dem einmaligen Planetarium, zusammengestürzt und alles für ewig unter Abermillionen Tonnen Fels begraben?
Leyden wurde umgerissen und kam zu Fall. Jemand stolperte über ihn und stürzte ebenfalls zu Boden. Leyden machte keinen Versuch, sich aufzurichten. Er preßte ein Ohr gegen den steinigen Boden und lauschte. Impos schrie! Aus den Tiefen dieser Welt kam das Brüllen. Es kündigte ein neues Erdbeben an.
Es war da! Es war zehnmal schlimmer als das letzte. Es war einfach nicht zu beschreiben. Und dann war es vorüber. Nach Minuten, nach zehn Minuten, nach einer halben Stunde? Leyden hatte jedes Zeitgefühl verloren. Was kam da? Leyden hob den Kopf und erkannte, daß das letzte furchtbare Tiefenbeben von Impos jetzt von einem Orkan abgelöst wurde. Ich kann nicht mehr! Ich kann nicht mehr! Das dachte er und krallte sich trotzdem noch fester an vorspringenden Gesteinsecken fest.
Lag er im Windschatten? Strich der Orkan mit seinen entfesselten Energien haushoch über ihn hinweg? Wie lange hielt er an? Kam der Morgen immer noch nicht? Zuerst sah er Handscheinwerfer, die seine Kollegen, welche vor dem Beben geflüchtet waren, fortgeworfen hatten. Dann stellte er fest, daß die Luft von Staubmassen gereinigt war. Er griff nach einem Scheinwerfer, richtete sie dorthin, wo vor kurzer Zeit noch ein gewaltiges Gebirgsmassiv existiert hatte. Der scharfgebündelte gleißende Strahl ließ ihn die bekannten Konturen des Singenden Berges erkennen.Das Planetarium stand noch! Der Achttausender stand, während um ihn herum alles zerstört wurde. Dahin muß ich!
Dieses Verlangen trieb Leyden vorwärts. Bis er begriff, was er eigentlich tat, war er schon zum Singenden Berg unterwegs.
Der Morgen graute, als er das gewaltige Tor in der glatten Felswand erreichte und den gigantischen Gang betrat, der ins Innere des Berges führte. Auf dem Parkplatz entdeckte er einen Gleiter. Im Gleiter fand er einen Raumanzug. Er kontrollierte ihn, während er ihn anzog. Dann raste sein Gleiter bis vor das große Innentor. Nach Turanders Angaben sollte sich kein Wissenschaftler mehr im Singenden Berg befinden. Leyden stand vor dem geschlossenen Großtor. Sein Scheinwerferstrahl wanderte überall hin. Boden und Decke schenkte Leyden das größte Interesse. Er suchte nach Spuren der Erdbeben. Aber wohin er auch blickte, überall sah es unverändert aus. Und diese wunderbare, wohltuende Stille, die ihn umgab! Er zuckte zusammen. Stille, fragte er sich, und hinter dem Großtor brüllen die Maschinen? Wieso
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