0164 - Im Banne des Riesenplaneten
diesem Punkt war der Riesenplanet wieder normal geworden.
„Ich kann nicht mehr!" stöhnte Robet. Mussol saß abgespannt in seinem Sessel und betrachtete seine Fingernägel. Tyll Leyden sah von einem zum ändern. „Ich erwarte Sie morgen früh wieder. Gute Nacht." Dann lauschte er ihren leiser werdenden Schritten nach, bis sie verklungen waren. Er war weder müde noch abgespannt.
Er hatte auch keine Zeit, müde und abgespannt zu sein. Er stand auf und verschloß von innen die Tür. Dann ging er in den Nebenraum. Hier hatte er am Nachmittag zusammen mit Mussol und Robet eine Meßstrecke aufgebaut und durch Roboter aus verschiedenen Abteilungen wichtige Geräte herbeischaffen lassen. Die Proteste seiner Kollegen waren erfolglos geblieben.
Die meisten Instrumente hatten die Gravitations-techniker zur Verfügung stellen müssen. Nur ein Mann hatte nicht gegen Leydens Anweisungen protestiert: Sascha Populos. Er glaubte, die Saat aufgehen zu sehen, die er heimlich unter seinen Kollegen gesät hatte. Leyden schaltete den Hauptschalter ein. Ein Gerät nach dem anderen lief warm. Ein Grünzeichen nach dem anderen flammte auf. Dann begann er zu arbeiten, Messungen und Berechnungen durchzuführen, zwisehen Meßstelle und Arbeitsraum hin und her zu wandern, um plötzlich den Atem anzuhalten. Der abgesicherte Strukturtaster drohte durchzuschlagen. Seine Zeiger und rotierende Skalenscheiben bewegten sich rasant und standen in den gefährlichen Rotbereichen. Was das bedeutete, wußte nur Tyll Leyden, der allein die Absicherung vorgenommen hatte. Das gesamte System wurde im Augenblick wieder einmal von einem gigantischen Gravitationsstoß getroffen! Um ein Haar hätte Leyden einen Schrei ausgestoßen! Herkules hatte wieder an Masse verloren!
Jetzt, in diesem Augenblick! „Mein Gott!" stöhnte Leyden.
Aus Impos' Tiefe kam ein Brüllen, Donnern, gefolgt von Knacken und Knistern! Impos wurde von einem erneuten Erdbeben geschüttelt. Leyden versuchte sich festzuhalten, aber der tanzende Boden unter seinen Füßen war schneller und schleuderte ihn in die Ecke. Er verlor nicht das Bewußtsein, aber er war eine Zeitlang nicht in der Lage, klar zu denken. Er erwartete nun, daß Impos auseinanderbrach und sie alle in den Raum hinausgewirbelt wurden.
*
Schlagartig trat wieder Ruhe ein. Die Tiefen dieses Mondes waren wieder stumm. Die Erdschichten zitterten nur noch schwach. Jetzt war das Knirschen und Stöhnen der Verbundkonstruktion des Hauses deutlich zu hören. Als Leyden sich stöhnend aufraffte, glaubte er, eine Halluzination zu haben und ihn kichernd rufen hören: Ihr werdet noch erleben, was euch blüht! Wer rief ihn? „Leyden...! Leyden...!" Immer wieder! Es war Turander, der wie ein Irrer über Funk schrie!
Turander aus dem gigantischen Maschinensaal im Berg.
„Leyden, zum letztenmal..." Da meldete sich Tyll Leyden.
Wildes Lachen drang an sein Ohr. Aber auch noch andere Geräusche, die er nicht deuten konnte, weil er sie noch nie gehört hatte. „Hören Sie es, Leyden? Das ist die Hölle! Eine Maschinenhölle! Ich bin der letzte hier! Ich verschwinde jetzt auch! Ich ..." Das andere ging in unbeschreiblichem Getöse unter. Noch einmal versuchte Turander sich verständlich zu machen, aber seine Stimme war zu schwach.
Und dann war es plötzlich in der Übertragung still. Hatte Turander abgeschaltet, oder war er tot? Leyden programmierte den Roboter um. Als einziger auf Impos war er berechtigt, eine Kampfmaschine daraus zu machen. Die Aufgabe des Roboters bestand darin, zu verhindern, daß während Leydens Abwesenheit ein Unbefugter seine Räume betrat. Als Leyden das Freie erreichte, liefen noch immer Bebenwellen durch den Boden. Die Plastikhäuser auf ihren leichten Fundamenten schwankten hin und her. Überall brannte Notlicht - starke Handscheinwerfer, die gebündeltes Licht bis zum nahen Gebirgsmassiv schickten. Es gab kein Massiv mehr. Es gab nur noch einen Achttausender, der von einer gigantischen Trümmerwüste umgeben war. Das Erdbeben hatte ein Gebirge zum Einsturz gebracht, aber es war nicht in der Lage gewesen, den hohlen Berg mit seinem kostbaren Planetarium zu vernichten!
Leyden verstand die Blicke, die man ihm von allen Seiten zuwarf.
Er verstand, was die fast hundert Mann starke Gruppe wollte, die auf ihn zukam. Von allen Seiten wurde er aus Handscheinwerfern angestrahlt. Von allen Seiten wurde er umringt. Hatte er etwas Ähnliches erwartet, als er in seinem Arbeitszimmer zwei Desintegratorwaffen
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