Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
Vom Netzwerk:
unseren Wünschen.
    »Wir suchen einen Job«, stellte Phil in lapidarer Kürze fest.
    Sie sah uns an, als hätten wir verkündet, wir suchten achtbeinige Rinder. Bei der augenblicklichen Hochkonjunktur der Wirtschaft waren Männer, die einen Job suchten, vermutlich dünn gesät.
    Als sie sich von ihrer Überraschung erholt hätte, wurde sie zusehends freundlicher.
    »Nehmen Sie doch Platz, Gentlemen!«, sagte sie mit einer Miene, die vermutlich ein einladendes Lächeln sein sollte. Es sah eher aus, als hätte sie in eine saure Zitrone gebissen. »Einen Augenblick, ich werde Sie sofort bei Mister Baker anmelden! Wie sind Ihre Namen, bitte?«
    »Sam Cooks«, sagte ich.
    »Bill Warren«, sagte Phil.
    Sie wiederholte unsere falschen Namen und verschwand hinter einer gepolsterten Doppeltür. Es dauerte nicht einmal zwanzig Sekunden, bis sie wieder erschien und uns die Tür aufhielt.
    »Bitte, Gentlemen! Mister Baker erwartet Sie!«
    Wir bedankten uns durch ein Kopfnicken und stiefelten an ihr vorbei in einen Raum, der sich vor allem durch seinen Teppich von den anderen Büros unterschied. Hinter einem mittelprächtigen Schreibtisch hockte ein Mann, der jeden Augenblick an einem Erstickungsanfall zugrunde zu gehen drohte, so krebsrot war er im Gesicht. Bei unserem Erscheinen erhob er sich, und jetzt zeigte sich, dass er nicht viel größer als fünf Fuß und allenfalls noch zwei Zoll sein konnte. Über den Schreibtisch hinweg reichte er uns eine Hand, die wir nicht zu drücken wagten, weil wir Angst hatten, es könnte nichts von ihr übrig bleiben.
    »Nehmen Sie doch Platz, meine Herren«, sägte das Männchen mit einer Stimme, die uns erschrecken ließ. So etwas Energisches, Volltönendes war in diesem Miniaturkörper eigentlich gar nicht zu erwarten gewesen.
    Wir ließen uns in die angebotenen Sessel fallen. Auch Mr. Baker setzte sich wieder. Er musterte uns aus flinken, intelligenten Augen.
    »Sie suchen Arbeit?«
    Wir nickten stumm.
    »Wo haben Sie bisher gearbeitet?«
    Wir beteten die Liste herunter, die aus unseren gefälschten Papieren hervorging, und legten ihm gleichzeitig den Papierkram auf den Schreibtisch. Er blätterte ihn flüchtig durch.
    »Werden Sie irgendwo innerhalb der USA steckbrieflich gesucht? Schwebt irgendwo ein Strafverfahren gegen Sie?«
    Wir schüttelten ergeben den Kopf. Er brachte noch eine Reihe von Fragen vor, die unser Innerstes nach außen stülpten. Ich wartete nur noch darauf, dass er sich nach der Beschaffenheit meines Bauchnabels erkundigte.
    »Wie kommt es, dass Sie gerade bei uns nach einem Job fragen?«
    Es war die dümmste Frage, die er stellen konnte. Wenn jemand überhaupt eine Arbeit suchte, musste er ja irgendwo den Anfang machen. Phil setzte ihm dies ein bisschen höflicher auseinander.
    »Was würden Sie tun, wenn wir keine Beschäftigung für Sie hätten?«, fragte Mr. Baker und blickte uns scharf an.
    Ich grinste.
    »Erst mal irgendwo ins Kino gehen. Morgen ist auch noch ein Tag, und es gibt bestimmt noch eine Menge anderer Betriebe in Chicago meinen Sie nicht?«
    Mr. Baker lachte: »Sie haben’s nicht so eilig mit der Arbeit, was?«
    »Mit dem Arbeitkriegen nicht«, sagte ich. »Mit der Arbeit selbst - das hängt von der Bezahlung ab.«
    »Na«, verkündete er großzügig. »Sie können von Glück reden, meine Herren. Wir haben mehr als zwei freie Stellen. Einer von Ihnen muss in die Vorschlachterei, einer zum Werkschutz. Was glauben Sie selbst, wozu Sie sich am besten eignen?«
    »Werkschutz!«, trompetete Phil und ich wie aus einem Munde.
    »Es geht nur einer in den Werkschutz«, beharrte Mr. Baker. »Wer von Ihnen kann schießen? Boxen?«
    »Ich!«, sagte Phil.
    »Ich!«, sagte ich.
    Mr. Baker runzelte die Stirn. Er überlegte. Ich wollte fair bleiben und schlug vor, dass Phil und ich ja um unseren Job losen könnten. Nach einigem Zögern willigte der Personalchef ein.
    Phil warf die Münze, und ich verlor. Mir wurde schon bei dem bloßen Gedanken übel. Die nächsten Tage und womöglich sogar Wochen in einem Schlachthof! Ich hatte noch nié mehr als ein gebratenes Hähnchen zerlegt. Aber jetzt war nichts mehr zu machen.
    »Wann sollen wir antreten?«, erkundigte ich mich.
    »Morgen früh sieben Uhr. Sie erscheinen am Tor fünf und melden sich beim Portier. Der wird Sie zum Werkschutz-Leiter bringen. Und Sie, mein Freund, kommen ebenfalls durch Tor fünf, aber Sie wenden sich sofort nach rechts zur Halle zwei. Fragen Sie dort nach dem Vorarbeiter Rohnes.«
    »Okay.

Weitere Kostenlose Bücher