0165 - Bis zum letzten Atemzug
fünfzig Schritte.«
»Okay, Ted«, erwiderte Wagner. »Sie bleiben im Wagen! Wenn Sie Schüsse hören sollten, telefonieren Sie sofort nach Verstärkung. Klar?«
»Aye, aye, Chef!«
»Dann los!«
Wir stiegen aus. Wagner sah sich um, aber die schmale Gasse, in der wir uns befanden, war menschenleer. Nur ein streunender Kater hockte auf der Bordsteinkante und beäugte uns misstrauisch. Seine Augen leuchteten grünlich.
Der Zaun war aus Gusseisen und bot uns keine Schwierigkeiten. Innerhalb einer Minute waren wir alle drüber. Leise und stumm stapften wir über den Rasen. Wagner führte uns. Nach ungefähr dreißig Schritten sahen wir die Umrisse eines großen, breiten Gebäudes vor uns auftauchen.
Nach weiteren zehn Schritten stießen wir auf einen Kiesweg. Wir sprangen darüber hinweg und blieben auf dem Rasen. Am Haus gingen wir nach rechts, bis wir an eine Treppe kamen, die abwärts zu einer Tür führte, die direkt in den Keller gehen musste. Wagner selbst hantierte mit einem Dietrich und bekam die Tür schnell auf.
Leise huschten wir hinein. Drinnen knipsten die beiden G-men, die sich Wagner mitgenommen hatte, ihre Taschenlampen an. Wir standen in einem ziemlich großen, kühlen Raum, der vollkommen leer war.
»Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte ich leise.
»Da, wo Sie schon einmal waren, Cotton. In einer gewissen Villa.«
Ich verstand ihn sofort. Aber was wollten wir hier?
»Durchsuchung?«, fragte Phil.
»Genau.«
»Warum macht man das nicht am Tag?«, wollte ich wissen.
»Weil den ganzen Tag über Reporter vor dem Hause stehen und darauf warten, dass irgendetwas passiert. Natürlich hat die Presse inzwischen spitzbekommen, dass hier aus der vornehmen Bude eine Menge Leute festgenommen worden sind. Ich arbeite lieber ohne Zuschauer von der Presse. Los, wir fangen hier unten mit dem Keller an! Am besten gleich mit dieser Bude hier.«
Well, ich will geteert und gefedert werden, dachte ich, wenn Wagner nicht einen ganz bestimmten Grund hat, sich mit einer Hausdurchsuchung die Nacht um die Ohren zu schlagen. Interessiert beteiligten wir uns. Nach üblicher Routine wurden die Wände in regelmäßigen Abständen abgeklopft, der Fußboden gründlich abgeleuchtet und jede Mauerritze genau in Augenschein genommen.
Wagner arbeitete fleißig mit. Innerhalb einer knappen Stunde hatten wir sechs Räume im Keller ergebnislos durchsucht. Danach kamen wir in ein Gelass, in dem der Heizofen stand und zwei Kokshaufen lagen. Die beiden Kollegen ließen den Schein ihrer Lampen über die Kokshaufen huschen.
»Stopp!«, sagte ich, als sie sich mit dem Ofen beschäftigten. »Geben Sie mir mal die Lampe, Kollege.«
Ich nahm die Taschenlampe, ging zu dem kleineren der beiden Kokshaufen und leuchtete ihn noch einmal gründlich an.
»Ist etwas auffällig?«, fragte Wagner und trat näher.
Ich nickte, während ich niederkniete.
»Ja. Sehen Sie sich mal diesen Haufen genauer an!«
Wagner tat es sehr gründlich. Er merkte sofort, worauf ich hinaus wollte.
»Tatsächlich!«, brummte er. »Der Haufen muss hier schon seit einer halben Ewigkeit liegen, ohne dass auch nur eine Schippe davon weggenommen wurde. Erstens ist er völlig mit Staub bedeckt, und zweitens gibt es sogar schon eine Menge bildschöner Spinnennetze zwischen den Brocken. Los, die Schaufeln her!«
Neben dem Ofen standen zwei große, langstielige Kohlenschaufeln. Wir machten uns an die Arbeit. Im Schein der Taschenlampen schaufelten wir den Haufen langsam und sehr aufmerksam um. Als wir den Fußboden darunter freigelegt hatten, sahen wir es. Ein helles Viereck in dem dunkleren Zementboden.
»Hier war ein Loch, das später zugemauert wurde«, brummte Wagner.
»Lasst uns nachsehen, ob wir irgendwo ein paar Werkzeuge auf treiben.«
Wir brauchten nicht lange zu suchen, denn schon im Nebenraum stand eine Hobelbank, und an der Wand lagen und hingen in einem Regal alle möglichen Handwerksgeräte. Wir wählten ein paar Meißel, zwei Brechstangen und Hämmer aus.
Gespannt machten wir uns an die Arbeit. Stück für Stück schlugen wir aus dem helleren Zementboden heraus.
Die Zementschicht war knapp einen Fuß dick. Dann stießen wir auf Holz. Rohe, ungehobelte Bretter.
»Hat schon mal jemand gehört, dass das Fundament eines Hauses aus Brettern besteht?«, fragte Wagner.
Er löste Phil ab. Gespannt stand ich mit den beiden Chicagoer Kollegen daneben und leuchtete Wagner. Der Platz war zu klein, als dass zwei Mann darin hätten arbeiten können. Nach
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