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0165 - Bis zum letzten Atemzug

0165 - Bis zum letzten Atemzug

Titel: 0165 - Bis zum letzten Atemzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bis zum letzten Atemzug
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hielt mir seine Zigarettenpackung hin. Ich bediente mich und reichte ihm und mir Feuer.
    Bis zum Eintreffen der Mordkommission vergingen knappe zehn Minuten. Auf einmal wimmelte es von Detectives in Zivil. Noch bevor sie irgendetwas anderes taten, fotografierten sie die umgestürzte Tonne.
    »Wer hat das gefunden?«, rief ein Dicker, der seinen Hut weit ins Genick geschoben hatte.
    Zaghaft meldete sich eine Frau.
    »War die Tonne schon umgestürzt?«
    »Nein«, erwiderte die Frau. »Sie müssen entschuldigen, Sir. Wie ich das sah, ist mir so schlecht geworden, dass ich mich an der Tonne festhalten wollte, und da…«
    Sie brach hilflos ab, legte die Hände vor ihr Gesicht und schluchzte. Der Dicke brummte etwas Beruhigendes und fragte: »Und dabei ist die Tonne umgekippt?«
    »Ja.«
    »Schon gut. Kann passieren, nicht? Man findet ja nicht alle Tage so etwas Grässliches, wenn man ahnungslos eine Mülltonne aufmacht. Das war nicht ihre Schuld. Bleiben Sie bitte in der Nähe! He, Boys! Stellt das Ding mal auf!«
    Drei Männer, die sich ausnahmslos Gummihandschuhe übergestreift hatten, wuchteten die Tonne in die Höhe. Der Dicke ließ sich von der Frau sagen, ob die Tonne nun genau an der richtigen Stelle stehe. Die Frau sah lange hin und meinte schließlich, vielleicht ein bisschen weiter rechts. Man rückt’e den Behälter nach ihren Angaben zurecht. Wieder wurde eine wahre Unmenge von Fotos aufgenommen. Wir sahen mit nicht sonderlich viel Interesse zu. Chicago ist eine Stadt von an die vier Millionen Einwohner, und zweifellos gibt es hier mindestens alle paar Tage einen Mord. Die Tätigkeit der Kommission selbst war für uns auch nicht von Interesse, denn wir kennen diese minutiöse Kleinarbeit an einem Tatort aus eigener Praxis zur Genüge.
    Wir gaben uns deshalb nicht einmal besonders Mühe, die Tote zu betrachten, als man sie endlich aus ihrem Gefängnis befreite. Aber unser Interesse wurde schlagartig wachgerufen, als wir sahen, wer die Tote war:
    Die brünette Frau aus dem Haus der Schmuckdiebe…
    ***
    Ich gab Phil einen leichten Stoß mit dem Ellenbogen.
    »Komm! Wir müssen Poolis sofort benachrichtigen. Er muss sich um die Sache kümmern oder wenigstens dafür sorgen, dass sich andere G-men einschalten.«
    Wir schoben uns langsam durch die Menschenmenge in der Einfahrt. Inzwischen hatten sich gut vierzig Leute eingefunden. Einmal stutzte ich einen Augenblick. Jack Steaven befand sich unter den Neugierigen, der Sohn meiner Zimmerwirtin. Er sah gespannt nach vorn, aber er konnte bestimmt nichts sehen, denn es waren noch mindestens dreißig Köpfe vor ihm.
    Phil zog mich weiter.
    »Was war?«, fragte er.
    »Nichts weiter. Ich sah nur den Sohn meiner Zimmerwirtin.«
    Sogar auf der Straße gab es jetzt schon einen Menschenauflauf. Wir drängten uns durch und liefen in die Richtung, in der Rackys Inn lag. Unterwegs sahen wir zwei voll besetzte Streifenwagen mit Cops, die wahrscheinlich von der Mordkommission für die Absperrung angefordert worden waren.
    Rackys Inn war eine verqualmte Bude, in der sich die Arbeiter aus den benachbarten Fleischfabriken und Schlachthöfen trafen. Jeden Mittag kippten sie in der Pause ein paar Schnäpse. Vielleicht war der ewige Geruch von Blut und dampfendem Fleisch gar nicht anders zu ertragen.
    Der Wirt hatte früher selber einmal in einem Schlachthof gearbeitet, aber er war klüger gewesen als die anderen. Statt seine Dollars zu vertrinken, hatte er sie hübsch beiseite gebracht und gesammelt, bis er sich die Kneipe dafür pachten konnte. Aus irgendeinem Grund, den man uns nicht mitteilte, war er dem Chicagoer FBI verpflichtet.
    Wir stellten uns an die Theke. Der Wirt musterte uns mit seinen durchdringenden Augen. Wir bestellten Cola. Leise fügte Phil hinzu: »Schnell Poolis anrufen! Es eilt! Er soll kommen!«
    Racky verzog keine Miene. Er stellte uns die geöffneten Cola-Flaschen hin, verschwand aber wenige Sekunden später hinter einem dunkelgrauen Vorhang. Erst nach zwei oder drei Minuten kam er zurück. Als uns sein Blick streifte, meinte ich, ein kaum merkliches Nicken zu sehen.
    Wir warteten. Fast eine halbe Stunde verging, bis Poolis endlich auf der Bildfläche erschien. Mit seinem guten Anzug, dem blütenweißen Hemd und der hübschen Krawatte war er fast zu beneiden. Ohne'uns eines Blickes zu würdigen, stellte er sich neben uns an die Theke, schob sich seinen Hut ins Genick und stöhnte über die Hitze.
    Ich trank meine Cola aus und ging auf die Toilette. In einer

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