0165 - Die Bestien aus dem Geistersumpf
wem?«
»Keine Ahnung. Das ging nur über Mittelsmänner.«
»So kommen Sie mir nicht raus«, erklärte Mallmann. »Ich will wissen, Herr Haas…«
Ich unterbrach den Kommissar mit einer Handbewegung. »Hat das nicht Zeit bis später? Du hast gesehen, was dort unten im Sumpf noch herum kraucht?«
»Diese braunen Gebilde?«
»Ja.«
»Sie leben, Will«, sagte ich. »Das sind Untote.«
»Und was schlägst du vor?«
»Wir müssen sie vernichten.«
Will Mallmann schaute mich an wie einen Geisteskranken. »Willst du den Sumpf trockenlegen?«
Ich hob die Schultern.
»Wer will den Sumpf trockenlegen und warum?« Professor Diefenthal stellte die Frage.
Er und seine Tochter Dagmar hatten uns soeben erreicht.
Ich erklärte ihnen den Grund.
Der Gelehrte bekam große Augen. »Das wird schwer sein«, meinte er und schaute seine Tochter dabei an. »Wie ist deine Meinung?«
»Ich stimme dir zu.«
»Moment«, sagte ich. »Vielleicht haben Sie nicht gesehen, was und wer sich dort im Krater noch alles herumtreibt. Das sind Monster, die konservierten Moortoten von früher. Und die müssen wir vernichten, sonst werden die Menschen hier irgendwann noch einmal ihr blaues Wunder erleben.«
Die Diefenthals schauten mich an. Nach einer Weile des Schweigens hob der Professor die Schultern. »Ich begreife einfach nicht, wie so etwas möglich ist. Diese Menschen sind seit unzähligen Jahren tot. Gut, das Moor konserviert, aber es erweckt keine Toten mehr zum Leben. So müssen wir das sehen.«
»Und doch leben sie«, hielt ich ihm entgegen.
»Wie denn?«
»Denken Sie an den Pfarrer Osenberg. Ist der nicht auch schon lange tot?«
»Ja, Sie haben recht, Herr Sinclair.« Erwin Diefenthal schaute auf seine Schuhspitzen, die im Moorboden verschwunden waren. »Auch der Pfarrer lebt. Wir müssen die Tatsachen hinnehmen und erst einmal nicht nach den Gründen fragen.«
Ich ging ein paar Schritte zur Seite und schaute in den Geistersumpf hinein. Der Lastwagen war bereits so weit gesackt, daß nur noch ein kleiner Teil der Plane aus der grünen Brühe hervorschaute. Mückenschwärme tanzten über dem Wagen. Von den Killerinsekten sah ich nichts, und auch die riesigen Kröten oder Monsterwürmer ließen sich nicht blicken.
Neben mir sah ich eine Bewegung. Doktor Dagmar Diefenthal war zu mir gekommen.
Ich lächelte schmal. »Nun?« fragte ich.
»Sagen Sie, Herr Sinclair, glauben Sie wirklich, daß eintreten könnte, was Sie befürchtet haben?«
»Davon bin ich überzeugt.«
»Sie glauben also daran, daß diese braunen Monster, die wir ja auch gesehen haben, den Geistersumpf irgendwann verlassen.«
Ich nickte und schüttelte danach sofort den Kopf. »Sie werden ihn verlassen, Fräulein Diefenthal. Aber nicht irgendwann, sondern so rasch wie möglich.«
»Was berechtigt Sie zu dieser Annahme?«
»Das will ich Ihnen sagen.« Ich deutete in die Runde. »Dieses Gebiet hier gehört seit vielen Jahren den Mutationen, den lebenden Sumpftoten und der Natur. Ich habe die Warnung des Pfarrers genau gehört und bestens verstanden. Er wußte, wovon er redete. Die Toten sind erwacht, weil irgend jemand Kontakt mit den Erdgeistern aufgenommen hat. Das muß der Pfarrer gewesen sein. Er hat gesehen, wie die Menschen die Umwelt hier vergifteten und konnte einfach nicht mehr schweigen. Das ist alles.«
»Und deshalb sollen sie aus dem Sumpf steigen?« fragte mich die junge Doktorin.
»Ja, und sie werden sicherlich auch versuchen, uns als Zeugen zu beseitigen.«
»Dann müssen wir also mit dem Tod rechnen?«
»Natürlich, aber wir werden etwas dagegen tun. Glauben Sie mir. Wir locken sie praktisch auf unsere Fährte, damit die, die nach uns kommen und den Sumpf trockenlegen, ungestört arbeiten können. Wenn Sie anderer Meinung sind, lassen Sie es mich wissen.«
»Nein, nein, schon gut.« Dagmar Diefenthal schaute über die grüne Fläche.
Ich ahnte ihre Gedanken und sagte.
»Sie halten sich noch versteckt. Der endgültige Tod eines dieser Monster hat ihnen vielleicht einen Schock gegeben.«
Dagmar Diefenthal hob die Schultern. »Wenn man Sie so reden hört, Herr Sinclair, dann kann man direkt Angst bekommen. Das ist ja der reinste Horror und wie im Kino. Womöglich glauben Sie auch an Vampire und andere Gestalten.«
»Nein, daran glaube ich nicht.«
»Aha.«
»Moment, lassen Sie mich ausreden, meine Liebe. Ich habe selbst gegen sie gekämpft.«
Dagmar Diefenthal schaute mich mit einem teils bösen, teils amüsierten Blick an.
»Wollen
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