0165 - Nocturno - Herrscher der Nacht
ein Ami-Kreuzer, ein Sportwagen, erkannte Oberhug. Eine von diesen flachen Flundern, in die ein anständiger Mensch nur mit dem Schuhlöffel hineinpaßte, die aber unheimlich Show machten. Mädchenfallen, aber aus dem Alter war Oberhug längst heraus. Zudem hatte er sich nie ein Auto leisten können und fuhr auch heute noch über zehn Kilometer mit dem Fahrrad zur Arbeit.
Der Camaro war zu schnell, hatte die innerörtliche Höchstgeschwindigkeit längst überschritten. Und dennoch wurde er gestoppt!
Blieb einfach von einer Sekunde zur anderen stehen, als sei er vor eine Mauer geprallt! Aber da gab es keine auf Straßenmitte stehende Mauer, und der Wagen wurde auch nicht verformt.
Unwillkürlich blieb Oberhug stehen und starrte fassungslos den Wagen an. Die Heckscheibe war zerstört, erkannte er, aber nicht durch dieses ruckartige Abstoppen. Sie war schon vorher kaputt gewesen. Es sah wie ein Schuß aus, aber die Ränder waren angeschmolzen…
Fritz Oberhug begriff es nicht. Er wunderte sich später darüber, daß er all diese Einzelheiten in der Kürze der Zeit wahrgenommen hatte. Denn alles spielte sich blitzschnell ab.
Plötzlich ragte etwas aus dem Abendhimmel, aus dem grauen Zwielicht der Dämmerung. Es war tiefschwarz und schien funkelnde Sterne in sich zu bergen. Ein riesiger Fuß, ein Bein… allein die Sohle besaß eine größere Auflagefläche als die Abmessungen des Camaro.
Fritz wagte nicht nach oben zu sehen. Alles in ihm gefror bei dem Gedanken an die Größe dieses Wesens, das seinen weltraumschwarzen Fuß jetzt auf den Sportwagen setzte - und ihn einfach zertrat wie eine lästige Küchenschabe!
Metall knirschte und kreischte, Glas splitterte, Stahl platzte auseinander und verformte sich. Ein wimmernder Laut kam aus dem Innern, als der Fahrer des Wagens starb. Dann hob sich der Fuß wieder.
Etwas grünlichschleimiges stieg aus den Trümmern auf, wie von einem Magneten angezogen, und verschwand in dem Fuß, der sich weiter hob und dann einfach auflöste. Es war, als habe er niemals existiert.
Nur noch das Wrack des Sportwagens lag da.
Fritz Oberhug taumelte auf die flache Masse aus Stahl, Glas und Kunststoff zu. Seine Hände glitten über das Metall, erkannten es als echt. Es war kein Alptraum. Das hier war Wirklichkeit.
Da riß sich Oberhug herum und rannte zur nächsten Telefonzelle. Er rief die Polizei an.
Die Beamten kamen kurze Zeit später. Doch so sehr sie auch suchten -von dem Fahrer des Camaro, dessen Todesschrei Oberhug gehört hatte, war nichts mehr zu entdecken. Er war spurlos aus dem Wagen verschwunden.
Nocturno hatte einen seiner Gegner vernichtet…
***
Sekunden später war Nocturno wieder im »Hauptquartier«, dort, wo soeben auf dem Hinterhof der schwarze Mercedes gestoppt hatte.
Der Dämon ließ den beiden Beeinflußten keine Chance. Er sandte einen Gedankenbefehl aus. Sofort traten fünf weitere Androiden, einer von ihnen bereits eine der Sandra-Meinerts-Kopien, aus dem dämmerigen Hintergrund und richteten ihre Waffen auf die beiden Aussteigenden.
»Was soll das?« fragte der Fahrer schrill.
Da trat Nocturno aus den Schatten, riesig und überragend. Der Dämon streckte die Arme aus.
Die beiden Veränderten begannen zu schreien. Eine furchtbare- Energie floß zwischen ihnen und dem Dämon hin und her. »Wo ist Metamorpho?« fragte der Dämon. »Wo verbirgt der Verräter sich? Sprecht!«
Sie sprachen nicht.
Aber das war auch nicht erforderlich. Nocturno brach die Barrieren um ihre Gedanken nieder, drang in sie ein. Er spürte die Versuche der Gallertmasse, sich abzuschirmen, aber die Kräfte des Dämons waren stärker.
Als er genug wußte, streckte er die Hand aus. Im nächsten Moment wurden die beiden Beeinflußten von seinem Körper angezogen und verschwanden blitzschnell und spurlos in der Schwärze.
»Nun können wir daran denken, Metamorphos Versteck auszuheben«, sagte Nocturno. »Er soll für seinen Verrat bezahlen.«
Der Dämon überlegte. Er mußte noch in dieser Nacht handeln. In der Nacht war er zehnmal stärker als bei Tage. Und wenn noch ein Tag verstrich, wurde Metamorpho gewarnt. Er mußte dann wissen, daß Nocturno ihm bereits dicht auf den Fersen war.
Die Beseitigung der Zeugen hatte Zeit. Sie liefen ihm nicht fort.
Jetzt war zunächst einmal der Verräter an der Reihe, der mit den Meeghs zusammenarbeitete!
***
Nicht einmal Professor Zamorra ahnte, wie weit das Unheil schon gediehen war. Kommissar Winter hatte angeordnet, daß jener kleine
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