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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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Trawn.
    »Ja, es stimmt, aber der Kerl war ein schlechter Schütze. Er schoss eine Meile vorbei.«
    Carrigan lächelte. »Herzlichen Glückwunsch.«
    »Hört mit den schrecklichen Geschichten auf!«, rief Dorothy und fasste meinen Arm. »Kommt herein, wir werden tanzen.«
    Die Innenwände des Hauses bestanden aus rohen, kaum behauenen Balken. Es besaß nur zwei Räume, einen sehr großen und einen kleinen, der als Schlafzimmer diente.
    »Die Bude ist mächtig alt«, erklärte Carrigan. »Früher hat sie mal einer Fischerfamilie als Unterkunft gedient. Wenn ich mal viel Geld habe, werde ich sie renovieren lassen. Doch auch so ist sie ganz nett, oder nicht? Ist doch mal was anderes als die gepflegten Salons.«
    »Haben Sie einen Zugang zum Strand?«
    »Ja, einen Pfad, der sich zwischen den Felsen windet. Unten ist ein schmaler Sandstreifen, auf den wir die Boote ziehen können. Wahrscheinlich hatte früher der Fischer dort ’n Kahn liegen, denn es gibt eine kurze Mole, die das Stückchen Strand vor den Wellen schützt. Sie sieht zwar nicht sehr vertrauenerweckend aus, aber man hat mir gesagt, dass sie ausreicht, um selbst bei Windstärke 12 die schlimmsten Brecher abzuhalten.«
    Er fasste mich am Arm und zog mich zu einer improvisierten Bar.
    »Nehmen Sie erst einmal einen Cocktail, um warm zu werden. Sie sind mindestens sechs Drinks zurück.«
    Ich weiß nicht, ob diese Party anders war als andere Partys. Die wenigen Leute, die Carrigan eingeladen hatte, waren alle mächtig lustig, aber das waren sie woanders auch. Mir machte der Rummel wenig Spaß. Irgendwann im Laufe des Abends gelang es mir, Dorothy in das Nebenzimmer zu ziehen, sie in einen Sessel zu drücken und zu bitten, sich wenigstens fünf Minuten mit mir zu unterhalten.
    »Einverstanden, Jerry, aber du musst mir vorher ein Glas Sekt verschaffen.«
    »Okay, aber rühre dich in der Zwischenzeit nicht von der Stelle.«
    Carrigan stand mit Tony Glensdale, dem Dichter und einem Girl vor der Bar.
    »Kann ich ein Glas Sekt für Dorothy haben, Harry?«
    »Selbstverständlich. Bedienen Sie sich selbst, Jerry.«
    Ich füllte zwei Gläser und brachte sie in den Nebenraum. Die Tür stand weit offen. Von unserem Platz aus konnten wir die improvisierte Bar und die Eingangstür sehen. In der anderen Ecke des Nebenraumes saßen Elk Hough und sein Bruder William und flirteten mit einem Girl, von dem ich nur wusste, dass es Lilly hieß.
    Dorothy stieß mit mir an. »Prost, Jerry!«
    »Cheerio!« Ich nahm einen mächtigen Schluck, und ich tat es hauptsächlich, um mir Mut zu machen.
    »Los, Jerry!«, rief sie. »Worüber willst du dich mit mir unterhalten. Schlage ein Thema vor!«
    »Wann willst du heiraten, Dorothy?«, platzte ich heraus.
    Sie zog die Augenbrauen hoch. »Hoppla«, sagte sie langsam. »Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    »Und wen willst du heiraten?«
    Jetzt lächelte sie. »Darüber habe ich erst recht noch nicht nachgedacht.«
    Tu mir leid, dass ich es gestehen muss: ich hatte es auf der Zunge liegen und war nur noch eine Daumenbreite davor, nach meinen Chancen zu fragen. Aber bevor ich sprechen konnte, wurde die Eingangstür geöffnet, und Phil kam herein. Er ging auf Carrigan zu, der immer noch mit Glensdale in der Nähe der Bar stand, und zwar so, dass er der Tür den Rücken zukehrte.
    Phil legte Harry die Hand auf die Schulter, als wolle er ihn verhaften. Carrigan dreht sich um. In Phils Gesicht malte sich Erstaunen.
    »Oh, Entschuldigung. Ich suchte Jerry Cotton!«
    Ich weiß nicht, ob Phils Auftauchen mir jemals sowenig Spaß gemacht hat wie in diesem Moment. Verdammt, er störte das wichtigste Unternehmen meines Lebens. Wahrscheinlich war es irgendein höllischer dienstlicher Unsinn, der ihn hertrieb. Auch ein G-man hat Anspruch auf einen Feierabend und auf ein Privatleben. In dieser Sekunde war ich bereit, einer Gewerkschaft beizutreten, die für die strikte Trennung von Dienst und Privatleben kämpfte.
    »Hallo!«, rief ich. »Ich sitze hier.«
    Phil kam in den Nebenraum. Er machte eine kleine Verbeugung vor Dorothy.
    »Guten Abend, Miss Kent. Es tut mir leid, dass ich Ihnen Jerry wegschnappen muss.« Er wandte sich an mich. »Ich fürchte, alter Junge, du musst sofort mit mir nach New York zurückkommen.«
    »Hübsche Nachricht bringst du! Mach es mir leicht und sage, dass ich groß in der Lotterie gewonnen habe.«
    Er lächelte nicht einmal. »Nein«, sagte er. »Sie haben eine Leiche aus dem Hudson gefischt. Die Wahrscheinlichkeit

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