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0167 - Ich stand im anderen Lager

0167 - Ich stand im anderen Lager

Titel: 0167 - Ich stand im anderen Lager Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ich stand im anderen Lager
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York gibt es mindestens fünfhunderttausend Leute in meinem Alter, an die er aus Versehen hätte geraten können, aber er hatte so viel Pech, dass er an einen G-man geriet.«
    Phil zog die Augenbrauen hoch. »Das ist fast zu viel Pech, um zufällig zu sein.«
    »Das sieht so aus, als wäre ich der Voor-Gruppe mit Absicht in die Quere geschickt worden. Jemand wollte, dass sie Ärger mit der Polizei bekämen.«
    »Wenn Voor sich den Namen Roger nicht aus den Fingern gesogen hat, kann es nur Roger gewesen sein«, stellte Phil fest.
    »Dann müsste Roger über meine Gewohnheiten und Absichten aber sehr gut Bescheid wissen. Nein, nicht einmal das würde genügen. Er hätte seine Gegner wissen lassen müssen, dass er zu einem bestimmten Zeitpunkt durch die Delancey Street kommen und einen Smoking tragen würde, und er müsste dann mich den Wartenden in den Weg geschickt haben.«
    Phil schüttelte den Kopf. »Das ist praktisch nicht zu organisieren.«
    »Es würde immer noch nicht genügen. Roger und ich müssten uns wenigstens in etwa ähnlich sein.«
    »Das auch«, bestätigte mein Freund.
    Wir schwiegen eine Minute lang. Dann fragte ich: »Phil, warum hast du eigentlich Harry Carrigan auf die Schulter geklopft?«
    »Ich dachte…«, sagte er, unterbrach sich, sah mich groß an und fuhr sehr langsam fort: »Ich dachte, du wärst es.«
    »Sehen wir uns ähnlich?«
    »Nein«, antwortete er langsam. »Nein, im Gesicht seht ihr euch überhaupt nicht ähnlich, und trotzdem hielt ich ihn eine Sekunde lang für dich, als ich ihn von hinten sah. Ihr habt die gleiche Figur.«
    »Wenn du, der du mich schon jahrelang kennst, Carrigan mit mir verwechselt hast, warum soll dann eine Gruppe von Leuten in einer dunklen Straße mich nicht für Carrigan halten?«
    »Das würde bedeuten, dass Carrigan mit Roger identisch wäre.«
    Ich hob abwehrend die Hand. »Nicht so eilig, alter Junge, aber wir werden uns Harry ein wenig näher ansehen müssen. Außerdem gibt es eine Box-Schule, die wir gründlich in Augenschein zu nehmen haben.«
    Wir zahlten und gingen nach Hause.
    Als ich am anderen Morgen meine wenige Privatpost durchsah, fand ich darunter einen Umschlag, der keinen Absender trug. Die Adresse war in ungelenken Druckbuchstaben geschrieben. Ich öffnete ihn. Heraus fielen 3 Scheine zu je hundert Dollar. Das Schmerzensgeld, das der geheimnisvolle Anrufer mir angeboten hatte.
    ***
    Es war Freitagabend neun Uhr. Phil und ich standen vor dem Altwarenladen in der Christopher Street und sahen hinauf zu den Fenstern der Box-Schule. Hinter ihnen brannte Licht.
    »Wollen wir uns einschreiben lassen?«, fragte Phil, »oder geben wir uns gleich als G-men zu erkennen?«
    »Eine Tarnung hat keinen Sinn. Wenn die Burschen dort oben mit den Schlägern von der Delancey Street identisch sind, dann erkennen sie mein Gesicht sofort. Sie haben schließlich hineingeschlagen.«
    Wir stiegen die schmale und spärlich beleuchtete Treppe hinauf. Ich betätigte den Klingelknopf. Ein schmaler Mann mit einem verwitterten Gesicht öffnete. Er trug einen verwaschenen Pullover mit dem Namen der Sportschule. Um den Hals hing ein schmuddeliges Handtuch.
    Ich hielt ihm den Ausweis unter die Nase.
    »Kann ich ohne Brille nicht lesen«, brummte er. »Bin ein alter Leichtgewichtler und habe mir meine Sehstörungen im Ring geholt.«
    »FBI«, sagte ich. »Wir wollen uns euren Laden mal ansehen.«
    »Nur zu«, grinste er und zeigte einen fast zahnlosen Mund. »Wollt ihr bei uns in die Lehre gehen?«
    Er ging uns voran. Ein langer, wenig beleuchteter Korridor mündete in einen großen Raum.
    Box- und Sportschulen gibt es bei uns in den Staaten in Mengen. Die meisten taugen nicht viel. Es sind häufig Unternehmen, die den Jungs, die mit ihren Muskeln Karriere zu machen glauben, lediglich die paar Dollars abnehmen wollen, die sie aufbringen können. Ein wenig warten die Besitzer dieser Schulen auch darauf, dass ihnen einmal ein wirkliches Talent in die Hände fällt, das sie mit üblen Verträgen an sich binden, um es ausnutzen zu können. Es gelingt selten. Wirklich große Boxtalente sind genauso rar wie wirklich hübsche Mädchen.
    Die Christopher-Schule schien genauso wenig zu taugen wie viele andere. In der Mitte war ein Übungsring aufgebaut, der Alterserscheinungen zeigte. Von der Decke hingen einige Punchingbälle und Sandsäcke. Sonstiges Übungsgerät wie Seile, Hanteln, usw. lag unordentlich herum.
    Ein knappes Dutzend Männer bevölkerte den Raum. Ein Teil von ihnen

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