0167 - Ich stand im anderen Lager
Münzsammlung des Millionärs. Senor de Fedalgos besitzt eine der größten Sammlungen antiker Gold- und Silbermünzen, die auf der Welt existieren. Der Wert wird weit über eine Million Dollar geschätzt, da sich in der Sammlung seltene Exemplare griechischer, ägyptischer und mexikanischer Münzen befinden. Von den Tätern fehlt bisher jede Spur.«
»Gelesen?«, fragte Trawn und steckte die vergilbte Zeitung wieder fort. »Die Öffentlichkeit interessiert sich nicht sehr für alte Münzen, aber eine bestimmte Gruppe von Leuten hat brennendes Interesse daran: die Leute, die das Zeug sammeln. Senor de Fedalgos setzte fünfzigtausend Dollar Belohnung für die Wiederbeschaffung aus, aber er wurde sein Geld nicht los. Der alte Goldkram blieb verschwunden. Allerdings konnten auch die Leute, die sich das Zeug unter den Nagel gerissen hatten, nichts damit anfangen. In Chile gibt’s einfach zu wenig Millionäre, die alte Münzen sammeln. Aber in Amerika gibt es genug davon, und in diesem Augenblick treten wir, mein Freund Harry und ich, in Aktion. Zunächst erschien nur Harry auf der Bildfläche. Damals hieß er allerdings noch Roger Mauweek, und das ist sein wirklicher Name. Harry, alias Roger, arbeitete für Austin Rassin. Den Namen kennen Sie nicht, G-man?«
»Doch«, antwortete ich. »Ich kenne ihn. Er hat einen Ramschladen in der Christopher Street gekauft.«
»Hoppla, die Herren vom FBI sind tüchtig. Aber sicher wissen Sie noch nicht, dass Rassin in Boston, Frisco und Detroit sehr erfolgreich als Hehler gearbeitet hat, wobei er sich verschiedener Namen bediente. Rassins Erfolge beruhten darauf, dass er nicht wie die anderen Hehler allein arbeitete, sondern sich eine Leibgarde hielt, die dafür sorgte, dass er nie verpfiffen wurde, auch wenn einer seiner Lieferanten gefasst wurde. Sie wissen, das ist das größte Risiko eines Hehlers. Irgendein kleiner Einbrecher oder Dieb wird gefasst und verpfeift den Mann, an den er die Beute verkaufte. Wenn aber solch ein kleiner Ganove mit ziemlicher Sicherheit weiß, dass ihn, sobald er seine Strafe von zwei oder drei Jahren verbüßt hat, draußen ein Dolch oder eine Kugel erwartet, dann hält er eisern den Mund. Auf diese Weise erzielte Austin Rassin seine Erfolge und wurde nie gefasst. Allerdings musste er trotz aller Vorsichtsmaßnahmen hin und wieder den Schauplatz seiner Tätigkeit wechseln. Schließlich kam er nach New York, mietete den Ramschladen als Geschäftslokal und richtete seinem alten Freund Walt Welton eine Box-Schule ein, in der unauffällig die alten Leibgardisten untergebracht werden konnten. Außerdem suchte er sich noch einige neue Leute aus. Irgendwann im Laufe des vergangenen Jahres wurde Rassin die chilenische Beute angeboten. Rassin schickte seinen Sekretär, Roger Mauweek, nach Santiago. Mauweek verhandelte mit den jetzigen Besitzern der Sammlung. Er erkannte, welcher immense Wert den Burschen in die Finger gefallen war. Es wurde lange verhandelt. Mauweek flog einige Male zwischen New York und Santiago hin und her aber schließlich wurde man handelseinig. Roger rückte im Auftrag von Austin eine Anzahlung von fünfzigtausend Dollar heraus. Die Besitzer der Sammlung verpflichteten sich dafür, die Sammlung in einer bestimmten Nacht gegen weitere fünfzigtausend Dollar an einem bestimmten Ort zu übergeben. Diese Nacht ist heute, und der Ort ist die Küste vor Rockaway. Um Mitternacht werden wir vor der Küste ein südamerikanisches Boot treffen. Fünfzigtausend Dollar befinden sich in dem Koffer, der dort steht. Austin Rassin hat die Angewohnheit, seine Angestellten schlecht zu bezahlen. Das ärgerte Roger Mauweek schon lange. Er gönnte seinem Chef das dicke Geschäft nicht, das er in Santiago angebahnt hatte. Auf der Rückreise trafen wir uns in Frisco, und wir heckten einen gemeinsamen Plan aus, um Rassin aus dem Geschäft zu drängen. Roger sollte die anderen Gang-Mitglieder auf seine Seite bringen. Es gelang ihm in einem Fall, aber als er sich an den zweiten Mann heranmachte, verpfiff ihn dieser an Rassin, und Roger musste sich beeilen, um mit heiler Haut davonzukommen. Er verschwand, tauchte als Harry Carrigan wieder auf und dachte nur daran, wie er in den Besitz der Sammlung kommen könnte. Tag und Ort der Ablieferung waren festgelegt. Daran ließ sich nichts mehr ändern, aber Rassin besaß eine Bande von Gangstern und Harry und ich waren allein. Wenn wir wirklich versucht hätten, am Übergabeort zu erscheinen, so hätte Rassin seine Leute
Weitere Kostenlose Bücher