0167 - Kampf der schwarzen Engel
Reich betrat. Er hatte bewußt nichts modernisiert, sondern alles so gelassen, wie seine Vorfahren es erbauten.
Der Keller besaß kein elektrisches Licht, es gab kein fließendes Wasser und keine Lichtschächte.
Hier herrschte die Dunkelheit und das Grauen. Dicke Wände schluckten die Schreie der Menschen, niemand sah und hörte, was tief unter der Erde geschah.
Don Causio machte Licht.
Er hielt eine brennende Fackel in der Hand. Die Flamme tanzte über dickes Pech und verbreitete einen ätzenden Geruch. Don Causio bewegte sich nach links und ging dort an der Wand entlang, wo die dicken Kerzen in eisernen Haltern standen.
Kerze für Kerze zündete er an. Er tat dies mit einer pedantischen Akribie und erfreute sich daran, wenn ein immer größerer Teil des Raumes erhellt wurde.
Andere wären vor Schrecken geflohen, aber Don Causio fühlte sich in seinem Element.
Der zuckende Widerschein der Flammen tanzte über die Folterinstrumente.
Obwohl sie schon sehr alt waren, hatte Don Causio sie sehr gepflegt und sozusagen auf Hochglanz gebracht. Er hatte die vorn Zahn der Zeit zerstörten Teile ausgewechselt und durch neue ersetzt. Da war die Streckbank ebenso in Ordnung wie das Rad oder andere Foltergeräte. In dem Kohlebecken lag frisches Material, die Tür zur eisernen Jungfrau stand offen. Sie gewährte einen Blick auf die Eisenstifte, die an der Innenseite der Tür angebracht worden waren.
Die Decke des Gewölbes war ziemlich hoch. Auch an ihr waren Haken und Ösen angebracht, durch die Taue und Stahlseile führten, wobei alle ihre bestimmte schreckliche Funktion besaßen.
Don Causio hatte die Kerzen entzündet und schaute sich in seinem Reich um.
Daß er zufrieden war, konnte man seinem Nicken entnehmen, als er die Pechfackel schließlich in einen Halter stellte, wo sie langsam weiterbrannte.
Er seufzte und wischte sich über das Gesicht. Es tat gut zu wissen, daß letzten Endes alles gut verlaufen war. Die schwarzen Engel würden siegen, dafür hatte er gesorgt.
Jetzt fehlte nur noch das Wichtigste. Die drei Fremden, die in dieser Folterkammer den Tod erleiden sollten.
Don Causio stieg die Treppe hoch. Es war das einzige, das er haßte. Diese lange Treppe, die ihm so viele Schwierigkeiten bereitete, denn wegen seiner Körperfülle tat er sich schwer, die Stufen nach oben zu steigen. Er geriet, dabei immer außer Atem, doch die Vorfreude auf das, was bevorstand, ließ ihn die Mühen dann sehr schnell wieder vergessen.
Oben blieb er stehen. Die Tür stand offen. Er konnte einen Blick in die große Halle werfen, die die untere Etage dieses prachtvollen Hauses beherbergte.
Der Boden war mit kostbarem Marmor ausgelegt, der auch noch bei der größten Hitze kühlte. Vorhänge dunkelten die Fenster ab, damit gerade noch soviel Licht hereinfiel, um sich orientieren zu können. Die Gefangenen lagen auf dem Boden.
Von den Dorfbewohnern waren sie hereingeschleppt worden und nebeneinander gelegt worden.
Sie rührten sich nicht.
Hinter ihnen standen die vier Männer. Kräftige Burschen, die auch etwas tragen konnten.
Don Causio lächelte.
Die Leute gehorchten ihm, und das war gut so. Sie alle waren von ihm abhängig, er hatte dafür gesorgt, daß sie zu Dienern der schwarzen Engel wurden.
»Wo ist der vierte?« fragte Don Causio abermals.
»Wir suchen ihn noch.«
»Was heißt wir?« Causio wurde ärgerlich. »Andere suchen ihn oder nicht?«
»Ja.«
Don Causio nagte auf seiner Lippe. Er dachte hin und her. Lange wollte er nicht mehr warten, deshalb hatte er sich entschlossen, die drei schon vorher in die Folterkammer zu schaffen. Wenn sie schrien, würde der vierte freiwillig kommen.
»Bringt sie nach unten!« befahl er.
Die Männer nickten und bückten sich. Einer war besonders stark. Er hievte Suko hoch, packte ihn unter die Achseln und schleifte ihn auf die Treppe zu.
Der Chinese war blaß. Sein Gesicht schien eingefroren zu sein. Die Magie der schwarzen Engel hatte ihn sehr hart getroffen. Wenig später befanden sich die drei Gefangenen in der Kammer.
Don Causio blieb stehen und rieb seine Hände mit den kleinen Wurstfingern.
»So«, sagte er. »jetzt wollen wir mal sehen, wo wir euch hinschaffen.«
Er schaute sich um.
Die Streckbank vielleicht für diesen Chinesen und das Rad für die Frau?
Durchaus möglich. Dann bliebe noch dieser Kleine mit der grünlich schillernden Haut. Aus ihm wurde Don Causio überhaupt nicht schlau, er war ein seltsamer Mensch, falls man ihn als Mensch bezeichnen
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