0167 - Kampf der schwarzen Engel
niemand. Karas Vater starb und ließ seine Tochter in all ihrem Schmerz allein zurück. Der Schmerz war so stark, daß Kara zum Trank des Vergessens griff. Als sie den aus unbekannten Kräutern und Essenzen hergestellten Trank zu sich genommen hatte, löste sich ihre Seele vom Körper und drang ein in das Totenreich. Die Eindrücke, die sie dort gewonnen hatte, waren überwältigend, aber sie sprach nie davon. Sogar ihren Vater hatte sie dort getroffen und wollte für immer bei ihm bleiben, doch der schickte sie wieder weg. Atlantis verging, auch Kara konnte den Kontinent nicht retten, doch sie überlebte, nahm abermals den Trank des Vergessens und entschwand in eine andere Dimension, wo sie auch blieb.
Doch der Trank oder das Elixier der Götter wurde gestohlen. Kara wußte nicht, von wem, und so entschloß sie sich zurückzukehren und den Trank zu suchen.
In dieser Zeit und auf der Erde traf sie mit Myxin, dem Magier, zusammen. Sie kannte ihn von Atlantis her. Dort waren sie erbitterte Feinde gewesen, doch hier schlössen sie Freundschaft und kämpften Seite an Seite. Myxin wollte Kara helfen, den Trank zu finden, damit sie wieder ihre Ausflüge in die anderen Reiche unternehmen und Erfahrungen sammeln konnte. Sie fanden den Trank nicht, denn inzwischen schien er mehrmals den Besitzer gewechselt zu haben und befand sich den neusten Gerüchten nach zu folgen, in den Händen des Spuks. Ihn dort wegzuholen, war so gut wie unmöglich. Dafür war der Spuk ein zu mächtiger Gegner. So blieb Kara als einziges Erbe nur das Schwert mit der goldenen Klinge. Hinzu kamen jedoch die besonderen Fähigkeiten, die sie während ihres langen Lebens in Atlantis entwickelt hatte.
Und letztere wollte oder mußte sie einsetzen.
Don Causio blickte sie an. Lauernd und voller Haß, aber auch Neugierde.
»Schreien will ich dich hören!« flüsterte er, »schreien…«
Da wußte Kara, daß es soweit war. Sie durfte keine Sekunde mehr zögern, und sie strengte sich an.
Telekinese, hieß das Zauberwort!
Sie hatte diese Fähigkeit in Atlantis besessen und hoffte, daß sie nicht verkümmert war.
Sie strengte sich an.
Kraft ihrer Gedanken wollte sie den Gegner bewegen und ihn vielleicht unschädlich machen.
Es war ein schwieriges Unterfangen, denn damals schon hatte Kara die Telekinese nur beherrscht, wenn sie bar jeglicher feindlicher Magie war.
Aber hier?
Ihr Blick brannte sich auf den Mann. In ihrem Kopf rauschte das Blut. Karas Gesicht wurde noch bleicher, noch durchscheinender, die Adern traten weit hervor, als sie den gewaltigen Sturm von Willenskraft und Gedanken auf die Reise schickte.
Er mußte Causio einfach treffen.
Und er traf.
Don Causio hatte den Hebel um eine Winzigkeit bewegen können. Kara spürte noch den Schmerz, das Ziehen im Körper, dann wurde ihre gedankliche Gegenkraft voll wirksam.
Der Mann riß plötzlich die Arme hoch. Als hätte ihn ein Hieb getroffen, so taumelte er zurück.
Er schrie.
Und dann riß ihm die unheimliche Kraft der Telekinese die Beine weg. Sie wurden einfach hochgeschleudert, und Don Causio konnte nichts dagegen tun.
Er war Karas Kräften hilflos ausgeliefert.
Plötzlich schwebte er in der Luft. Er schrie dabei. Kara nahm noch einmal ihre telekinetischen Kräfte zusammen, schickte sie auf die Reise, so daß Don Causio, dieser Teufel, den zweiten Ansturm voll mitbekam.
Als würde er von einem Orkan erfaßt, so schleuderte ihn die Kraft in die Höhe und drosch ihn gegen die Wand… Für einen Moment schien es, als würde er in der Luft stehenbleiben, dann wirkte die Erdanziehung, und er knallte zu Boden.
Stöhnend und wimmernd blieb er liegen. Tränen – weniger vor Schmerz als vor Wut – waren in seine Augen getreten, mit den Fäusten trommelte er auf dem Boden, und langsam stemmte er sich hoch.
Auf allen vieren blieb er hocken. Kara konnte ihn aus ihrer Stellung nicht sehen, sie sah aber die beiden anderen Helfer dieses Wahnsinnigen.
Und die schickte Don Causio ins Gefecht.
»Bringt sie um!« schrie er ihnen zu. »Verdammt, bringt sie um! Zerreißt ihr die Knochen!«
Der Befehl ließ an Deutlichkeit nichts mehr zu wünschen übrig. Die beiden Männer hielten sich daran. Synchron setzten sie sich in Bewegung.
Kara sah sie ankommen. Die Angst schoß wie eine Flamme in ihr hoch. Sie fürchtete, sich vorhin übernommen zu haben, denn nun brauchte sie noch die Kraft für die beiden anderen. Doch die standen nicht so sehr unter dem Bann der schwarzen Engel, sie waren nicht als
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