0167 - Kampf der schwarzen Engel
Signore, wollte ich auch einmal, aber ich war zu schwach. Selbst mit der Hilfe des Herrn habe ich es nicht geschafft, doch seine Wege sind oft sehr rätselhaft und auch weise.«
»Vielleicht können wir es gemeinsam packen?«
»Nein, daran glaube ich nicht. Sie sind zu grausam und auch zu stark. Der Teufel hat diese Stadt in Besitz genommen und die Menschen zu seinen Dienern gemacht. Aber ich vergebe ihnen, denn sie wissen ja nicht, was sie tun.«
»Aber Sie wissen, wie alles geschehen ist?« fragte ich.
»Ja, das weiß ich.«
»Würden Sie es mir erzählen?«
Der Pfarrer hob den Kopf und legte ihn gleichzeitig schief. Er schaute mich aus seinen toten Augen an, und dieser Anblick ging mir unter die Haut.
Dann sagte er: »Sie haben das Haus des Herrn entweiht, sie haben es zerstört und alles zerschlagen, aber sie werden den Glauben nicht zerstören. Was Jahrhunderte gehalten hat, das wird auch in den nächsten Jahren Bestand haben. Wir sind die Ecksteine des Glaubens, und wir halten fest daran.«
Es waren starke, mutige Worte. Ich bewunderte den Pfarrer, der in dieser Situation die Kraft und den Mut fand, so zu reden. Ich hätte es nicht geschafft.
»Darf ich Ihren Namen wissen, mein Sohn?«
»John Sinclair.«
»Das klingt englisch.«
»Ich komme auch aus London.«
»Dann hat dich ein weiter Weg zu uns geführt, mein Sohn. Aber wie sagt der Herr? Kein Weg ist zu weit, kein Berg ist zu hoch, und kein Meer ist zu tief, als daß der Retter nicht zu euch kommen könnte. Gehen wir, mein Sohn, durch dich habe ich Mut gefunden, den Weg zu gehen, der vorgeschrieben ist. Der Herr hat mich auf wundersame Weise vor dem Tod gerettet, er wird mich auch weiterhin beschützen.«
Der Pfarrer faltete die Hände. Ein kurzes Gebet drang über seine Lippen.
Bewundernd schaute ich auf den schon älteren Mann mit den schlohweißen Haaren, die wie ein krauser Kranz seinen Kopf umwuchsen. Trotz der Falten im Gesicht, zeigte es noch eine jugendliche Frische. Der Pfarrer gehörte zu den Älteren, die innerlich jung geblieben waren. Man fand immer solche Menschen, und ich hatte jedesmal meine Freude daran. Das beste Beispiel war da wohl meine Freundin Sarah Goldwyn, die Horror-Oma. Was sie allein für eine Energie aufbrachte, war schon sagenhaft.
Bevor wir gingen, hatte ich noch eine Aufgabe zu erledigen. Einige der Kerle waren mir inzwischen schon zu munter geworden. Mit wohl dosierten Schlägen schickte ich sie ins Reich der Träume.
Das war erledigt.
Dann stiegen wir die Treppe hinunter, wobei ich den Pfarrer am Arm faßte und ihn führte.
Gemeinsam stiegen wir die gefährlich schmale Treppe hinunter. Auf halber Höhe lag der, den meine Hiebe die Stufen hinuntergefegt hatten. Im ersten Augenblick hatte ich die Befürchtung, daß er nicht mehr lebte, doch als ich dann genauer nachschaute, stellte ich fest, daß er im tiefen Schacht der Bewußtlosigkeit lag. Das beruhigte mich sehr, schließlich war dieser Mann kein Dämon, sondern nur ein irregeleiteter Mensch gewesen.
Gespannt war ich darauf, was mir der Pfarrer zu berichten hatte. Vielleicht wußte er sogar die Lösung…
***
Don Causio erstarrte!
Doch nur für einen Moment. Dann zuckte seine Hand zurück, als hätte sie einen Stromstoß bekommen.
Die Frau hatte die Augen geöffnet!
Unglaublich.
Don Causio war durcheinander. Er wußte aus Erfahrung, daß die Magie der schwarzen Engel so lange anhielt, bis sie selbst kamen und sie auflösten.
Und diese Frau war stärker.
Causio trat einen Schritt zurück. Er spürte eine Woge in sich hochsteigen und gestand sich selbst ein, daß es die Angst war, die ihn da gepackt hielt. Angst hatte er an sich nie verspürt, er hatte sich immer auf die Engel und deren Schutz verlassen, doch nun mußte er völlig allein mit dem Problem fertigwerden, denn seine beiden Männer konnte er nicht zählen.
Don Causio schwitzte. Er starrte auf Kara, die zwar aus dem tiefen magischen Schlaf erwacht war, sich dennoch erst zurechtfinden mußte. Sie hatte dabei das Gefühl, daß ihr Körper in Eis gelegen hätte und er erst jetzt langsam auftaute.
Bewegen konnte sie sich nicht, aber das hing nicht mit ihrem vergangenen Zustand zusammen, sondern dafür trugen allein die Fesseln die Verantwortung, die sowohl ihre Hand als auch die Fußgelenke umspannten.
Und ihre Lage war äußerst unbequem. Erst jetzt merkte sie, daß dieser menschliche Satan sie auf ein Folterrad gespannt hatte. Ihr Rücken war durchgebogen wie eine Sehne, die Stricke
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