0167 - Spione von der Erde
stob hinter Hürüt auf und kennzeichnete den Weg, den der wilde Schlitten nahm.
Die Wüste leuchtete plötzlich auf. Hürüt riß den Kopf in die Höhe und sah einen mächtigen, gleißenden Stern am violetten Himmel erscheinen. Es war der Stern, der so ungeheuerlich donnerte und fauchte. Hürüt dachte an ein Raumschiff, in seiner wilden Angst fiel ihm gar nicht ein, wie lächerlich es war zu glauben, ein Schiff könnte sich so weit verirren, daß es mitten in der Wüste landete, anstatt zehn Lliits weiter östlich bei der Station.
Sein einziger Gedanke war, er müsse der tödlichen Strahlungszone entkommen, die jedes Raumschiff bei der Landung um sich herum verbreitete. Er ergriff das Steuer des Schlittens, warf einen zweiten Blick nach oben, und richtete den Kurs seines Fahrzeuges so, daß er sich gradlinig von dem unheimlichen, strahlenden Punkt entfernte. Er fing an zu keuchen.
Die Aufregung machte den Lungen zu schaffen. Die Luft auf Kohnia war unglaublich dünn, kaum, daß man sie in entspanntem Zustand ohne Hilfsmittel atmen konnte. Hürüt fingerte nach der Verdichtermaske, die irgendwo bei seinem Gepäck liegen mußte.
Er fand sie schließlich, aber bei der Bemühung, sie hervorzuziehen, fielen ein paar andere Gepäckstücke vom Schlitten herab. Hürüt machte eine hastige Bewegung, um sie festzuhalten. Dabei ließ er das Steuer los. Der Schlitten vollführte eine hastige Schwenkung nach rechts. Der Ruck kam so unerwartet, daß Hürüt über Bord geschleudert wurde. Singend und summend schoß das Fahrzeug ohne ihn weiter. Hürüt lag mit dem Rücken im Sand, und das einzige, was er gerettet hatte, war die Verdichtermaske. Er streifte sie sich über. Die Hände zitterten ihm.
Er wollte aufstehen und nachsehen, ob der Schlitten, steuerlos wie er war, nicht durch Zufall wieder in seine Richtung hielte. Er kam nur bis auf die Knie. Dann schloß sich über ihm wie eine undurchdringliche Kuppel das dröhnende Donnern, das von dem strahlenden Etwas ausging. Grelle Lichtflut blitzte über die Ebene. Hürüt schloß alle vier Augen. Ein sengend heißer Luftzug blies fauchend über ihn hinweg. Er sank zurück und verlor das Bewußtsein.
*
Aus dem Linearflug mit horrender Geschwindigkeit rund zehn Millionen Kilometer über der flammenden Oberfläche einer Sonne aufzutauchen, ist ein Erlebnis, das so rasch keiner vergißt. Die KOPENHAGEN wäre verloren gewesen, hätte sie nicht in Torav Drohner einen so vorzüglichen Piloten besessen. Unbeirrt vom furchtbaren Anblick der Bildschirme hatte Torav innerhalb weniger Sekunden den genauen Schiffskurs ermittelt und festgestellt, daß die KOPENHAGEN ziemlich genau mitten in die Sonne Pahl stürzen würde, wenn nicht in den nächsten fünfzehn Sekunden etwas geschah. Daraufhin hatte er ein riskantes Manöver riskiert, eine Kursschwenkung um etwa siebzig Grad, bei einer Relativgeschwindigkeit von vierzig Prozent Licht. Der Antigrav war weit über die zulässigen Grenzen hinaus belastet worden, aber er hatte standgehalten. Die KOPENHAGEN war schräg an der Sonne vorbeigeschossen und hatte im Augenblick der geringsten Entfernung einen Abstand von nur achteinhalb Millionen Kilometern von den obersten Schichten der wirbelnden, glühenden Gasatmosphäre. Nach kurzen, beklemmenden Sekunden, in denen die Aggregate des Schiffes ihr Letztes hergaben, war die KOPENHAGEN jenseits der Sonne Pahl in das ruhige, kühle Fahrwasser des interplanetarischen Raumes hineingestoßen, und die Gefahr konnte als überstanden angesehen werden. Der Astronomische Offizier hatte sich in aller Eile über die Positionen der einzelnen Planeten informiert.
Pahl besaß insgesamt elf Satelliten. Nummer vier davon war Apas, die Heimatwelt der Apasos, zu denen auch Kody gehört hatte. Apas stand, nachdem die KOPENHAGEN die Sonne passiert hatte, schräg rückwärts zum Kurs des Schiffes auf der anderen Seite der Sonne, bei Phi einhundertsiebenundneunzig, wie der Astronom sich ausdrückte. Torav hatte jedoch ohnehin keine direkte Landung auf Apas geplant und war völlig damit zufrieden, daß in der Flugrichtung der KOPENHAGEN, mit geringfügigen Abweichungen bis zu maximal fünfundzwanzig Grad, fünf andere Pahl-Planeten lagen. Als vorläufiges Ziel wählte er Kohnia, den sechsten Satelliten der roten Sonne, nach Kodys Schilderung eine marsähnliche Wüstenwelt mit einer Handvoll weit voneinander entfernter Blues-Stützpunkte.
Der Orter begann kurze Zeit später mit der Beobachtung des Zielplaneten.
Weitere Kostenlose Bücher