0167 - Spione von der Erde
Hauka die Gefangenen schon fortgebracht hatten. Er spürte nicht mehr viel Hoffnung und war insgeheim ziemlich sicher, daß die Gataser den Kreuzer erwischt und vernichtet hatten. Die Befürchtung erwies sich jedoch als voreilig. Diesmal meldete sich die KOPENHAGEN ohne jegliche Verzögerung. Erin Loschmidt selbst war am Gegengerät. Torav schilderte ihm die Lage, ohne sich danach zu erkundigen, was Erin inzwischen erlebt hatte. Er erkundigte sich lediglich, ob Erin es riskieren könne, die KOPENHAGEN in Richtung auf Apas zurückzubringen und in einem Abstand von nicht mehr als einer halben Million Kilometern auf Warteposition zu gehen. Erin bejahte diese Frage, und damit war für Torav der Fall einstweilen erledigt. Von jetzt an hatte er nur noch eine Sorge: das Beiboot mitsamt seiner wertvollen Last unbeschädigt bis zum Rendezvous- Punkt zu steuern. Er hatte seinen Projektor inzwischen wieder angelegt. Jin-Keep-Jin trug nur noch die notwendigste Fesselung.
Für das, was Torav mit ihm vor hatte, brauchte er freie Arme.
Torav nahm seinen Blaster zur Hand, drehte ihn so, daß der Gataser den Auslöseknopf sehen konnte, und sagte: „Von jetzt an wird mein Freund genau das tun, was ich ihm sage. Er kennt meine Lage. Er weiß, daß ich nicht zögern werde, auf ihn zu schießen, sobald er eine Anweisung nicht befolgt. Ich verspreche ihm, daß er auf meiner Heimatwelt als Gefangener gut behandelt werden wird und daß er nach einer gewissen Zeitspanne wieder nach Apas oder Gatas zurückkehren kann. Er hat also die Wahl zwischen einem nutzlosen Tod und dem äußerst nützlichen Weiterleben." Jin wackelte mit dem Kopf zum Zeichen, daß er verstanden hatte und Toravs Befehle befolgen würde. Torav war zuvor seiner Sache nicht sehr sicher gewesen. Jin-Keep-Jin hatte von Anfang an den Eindruck gemacht, als sei er härter und pflichtbewußter als Iül-Theer-Hij. Er wirkte mehr wie einer der starrköpfigen Beamten auf den Außenstationen des Vereinten Imperiums, die sich eher den Kopf abschneiden ließen, als dem Gegner auch nur den geringsten Vorteil zu gewähren.
Trotzdem hatte er lieber Jin bei sich behalten, weil Iül der Höhergestellte und daher derjenige zu sein schien, von dem mehr Informationen zu erhalten waren. Er war nämlich keineswegs sicher, ob demjenigen, der bei ihm blieb - und natürlich ihm selbst -, die Flucht letzten Endes noch gelingen würde.
„Er soll sich jetzt mit dem Kommandanten des Schiffes in Verbindung setzen", befahl Torav. „Er soll ihm sagen, daß sich innerhalb der Leitstelle ein paar Fremde befinden, die sich einer Handvoll Geiseln versichert haben. Das Schiff soll draußen liegenbleiben, und die Mannschaft soll sich nicht rühren, bis die Lage innerhalb der Leitstelle geklärt ist." Er stellte sich dicht vor Jin und hielt ihm die Mündung des Blasters an die Schädelkante.
Der Polizist begann an Hebeln und Schaltern zu hantieren. Einer der kleinen Bildschirme leuchtete auf. Er öffnete den Blick in einen offenbar halbrunden Raum, der mit fremdartigen Geräten und Möbelstücken so vollgepfropft war, daß Torav Mühe hatte, sich darunter den Kommandostand eines Raumschiffs vorzustellen. Ein Schüsselkopf erschien auf dem Schirm. Jin begann zu reden. Der Fremde unterbrach ihn schon nach den ersten drei Worten. Aber Jin verschaffte sich Gehör und trug von da an die Geschichte, die Torav ihm aufgegeben hatte, ungestört und in einer vollendet glaubhaften Version vor. Der Kommandant des Schiffes zeigte Verständnis für die Lage der Leitstelle und versprach abzuwarten. Er bot Jin an, ein kleines Beiboot mit einer Handvoll Soldaten herüberzuschicken, aber Jin lehnte mit der Begründung ab, die Eindringlinge könnten die Annäherung des Bootes beobachten und als Vorwand benutzen, die Geiseln zu töten. Auch dieses Argument wurde unbesehen akzeptiert.
Für ein paar Minuten herrschte tiefe Ruhe. Und in diese Ruhe hinein landete Tako Kakuta mit dem Beiboot. Fellmer Lloyd hatte ihn über die Entwicklung der letzten Minuten auf dem laufenden gehalten, soweit er selbst davon wußte. Tako zog das Boot von Norden her dicht über die Mauer herein und landete an der Südseite des Hofes. Wahrscheinlich war ihm die Aufregung, die in diesen Augenblicken an Bord des gatasischen Raumschiffes herrschte, dazu behilflich, daß er nicht entdeckt wurde. Die letzte Phase des Ausbruchs hatte begonnen. In diesen Sekunden, überlegte Torav, waren Fellmer und Hauka dabei, die Gefangenen und die Speicherdrähte in
Weitere Kostenlose Bücher