0168 - Die Teufels-Dschunke
kugelsicher?«
»Vielleicht werde ich es noch.«
»Mann, Sie haben Humor. Ihr Leben möchte ich nicht führen, Sinclair. Wirklich nicht.«
Mir fiel ein alter Kalauer ein. »Wissen Sie, Kollege, das Leben ist wie eine Klobrille.«
»Wieso?«
»Man macht viel durch.«
Nach dieser Antwort ließ ich einen kopfschüttelnden Oberinspektor zurück.
Ich nahm hinter dem Steuer des Bentley Platz. Suko saß schon im Wagen. »Du weißt, wo Costello haust?« fragte er mich.
»Ja.«
»Dann will ich nur hoffen, daß wir ihn antreffen.«
Ein Typ wie Logan Costello besaß natürlich nicht nur eine Wohnung. Er leistete sich mehrere. Unter anderem zwei Häuser, eins davon an der Küste, und das andere im Londoner Westend gelegen, wo sich auch die Künstler und solche, die sich für Künstler halten, treffen. Dort war der Grund und Boden sehr teuer. Wer in dieser Ecke wohnte, der gehörte schon zu den Etablierten. Auch von Costello konnte man nicht gerade behaupten, daß er arm wäre. Der hatte Geld wie Heu. Allerdings hatte er das durch Blut und Tränen anderer verdient.
Zwischen Holland und Hyde Park liegt auch der Stadtteil Kensington. Dort mußten wir hin.
Inzwischen war die Zeit so weit fortgeschritten, daß die morgendliche Rush Hour eingesetzt hatte. Die bekamen wir voll mit. Die Fahrt gestaltete sich zu einer wahren Quälerei. In Mayfair ging es dann besser. Und als wir uns auf der breiten Bayswater Road befanden, die die nördliche Grenze des Hyde Parks bildet, atmete ich auf. Ich hoffte auch, daß ich Costello in seinem Palast finden würde. Um diese Zeit arbeitete er noch nicht, da stand er gerade erst auf.
Das Haus des Mafioso lag in Nähe einer Kirche. Wenn Costello aus dem Fenster schaute, konnte er immer den hohen Turm sehen und wurde an seine Sünden erinnert. Doch ein Mann wie er würde sich daraus nichts machen.
Das Haus lag am Ende einer Sackgasse. Rechts der Straße schauten über die große Mauer Baumkronen hinweg. Ich stellte meinen Bentley direkt vor dem Eisentor auf, das auf Rollen lief und fernbedient geöffnet werden konnte.
Als wir die Wagenschläge aufstießen, wurde auch das Tor geöffnet. Sofort rannten zwei Muskelprotze herbei, die uns anschrien.
»Weg da, hier könnt ihr nicht parken.« Vor dem Bentley blieben sie stehen und nahmen eine drohende Haltung ein.
»Polizei«, sagte ich zuerst.
Sie grinsten nur.
Als ich Scotland Yard sagte, wurden sie schon vorsichtiger und fragten, was los sei.
»Wir wollen euren Boß, Costello, sprechen.«
»Sind Sie angemeldet?«
Mit dieser Frage löste er eine kleine Explosion bei Suko aus. Plötzlich packte der Chinese zu. Seine Finger drehten das Revers des Kerls, und Suko hob den Mann hoch, als wäre er ein Leichtgewicht.
»Wir wollen mit Costello, der Ratte, reden, hast du nicht gehört?«
»Laß ihn, Suko«, sagte ich. »Dieser Gentleman wird uns sicherlich anmelden.«
Suko stellte den Knaben wieder ab.
Der war ziemlich bleich geworden und schlich von dannen. Der andere blieb am Tor stehen.
Der Chinese hob wie entschuldigend die Schultern. »Ich konnte einfach nicht mehr…«
»Schon gut.« Meinen Partner verstand ich sehr gut. Die Sorge um Shao fraß ihn fast auf. Für Suko lief die Fahndung viel zu langsam ab, aber wir mußten uns an die Spielregeln halten. Auch ich hatte in ähnlichen Situationen wie mein Freund gesteckt und war damals vor Ungeduld fast geplatzt.
Der erste Kerl kam zurück. »Ich weiß Ihren Namen nicht«, sagte er.
»John Sinclair!«
Als er das hörte, wurde er ein wenig blaß. Anscheinend schien es sich herumgesprochen zu haben, daß ich mit Costello nicht gerade auf freundschaftlichem Fuß stand. Er drehte sich um und verschwand zum zweitenmal.
Logan Costello war sowieso ein Problem, denn nicht zuletzt Dr. Tod hatte auch eine geschäftliche Verbindung zwischen sich und dem Mafioso geschaffen. Solo Morasso nutzte Costello für seine Belange eiskalt aus. Er schob ihn als Strohpuppe vor, und Costello gehorchte, er mußte gehorchen, denn er kannte die Macht dieses Mensch-Dämons. Wer sich gegen Dr. Tod stellte, der wurde eiskalt vernichtet. Das hatten inzwischen schon mehrere Gegner zu spüren bekommen.
Diesmal brauchten wir nicht so lange zu warten. Der Schläger kam zurück und meldete, daß sein Boß uns empfangen wollte. »Den Wagen können Sie stehenlassen.« Er war sogar sehr höflich. Wahrscheinlich hatte Costello ihn geimpft.
Das schadete nichts.
Wir betraten einen gepflegten Park. Allerdings hatte ich
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