0168 - Wir brachen dem Tod das Genick
vier Kugeln abgefeuert worden. Zwei davon auf diesen G-men. Daß er nicht getroffen wurde, ist einfach Glück. Aber wir haben uns natürlich gewehrt, Sammy. Wir haben das Feuer erwidert. Dein Sohn wurde getroffen, Sammy. ——Tödlich getroffen--.--Es tut mir leid, aber es ist so…«
Lange Zeit saß Mr. Bleethe reglos auf einem Stuhl. Dann erhob er sich und tappte mit steifen, unnatürlichen Schritten hinaus. Mir war speiübel.
***
Wir blieben im Hintergrund sitzen, als Nords die ersten beiden Jungens vernahm. Das Ergebnis war eindeutig. Roger Bleethe, der von meiner Kugel getroffen war, hatte den Plan ausgeheckt, das Warenhaus zu überfallen. Nicht so sehr, um Beute zu machen, denn daß sie an das Bargeld nicht herankommen würden, darüber waren sie sich von vornherein im klaren.
Aber sie wollten in die Stapfen der ,Geister-Bande‘ treten, wie man hier oben jene Gangster nannte, deren Verfolgung unsere Aufgabe war. Die Jungen sagten sich nicht zu Unrecht, daß man den Einbruch dieser Bande zuschieben würde, wenn man die Täter nicht gleich an Ort und Stelle fassen würde.
Als der zweite Junge wieder hinausgebracht wurde, verabschiedeten wir uns vom Sheriff.
»Bis morgen früh«, sagte ich, und Nords nickte brummig.
»Ja«, erwiderte er. »Leider ist ja nun unser Meeting nicht überflüssig geworden. Im Gegenteil, ich denke, es wird höchste Zeit, daß wir diese Bande endlich stellen. Sie sehen's ja: Sogar die Schulkinder halten diese Verbrecher schon für eine Art Helden. Nur weil sie bisher noch nicht erwischt wurden.«
»Hoffen wir, daß wir diese Legende bald zerstören können«, meinte Phil.
Wir verabschiedeten uns vom Sheriff und gingen langsam durch die nächtlichen Straßen zurück zu unserem Hotel. Obgleich es schon Mitternacht war, als wir die Gaststube betraten, herrschte doch noch ein beachtlicher Betrieb.
»Willst du jetzt noch baden?« fragte Phil.
Ich schüttelte den Kopf.
»So spät nicht mehr. Ich denke, wir trinken noch zwei scharfe Sachen, um einer möglichen Erkältung vorzubeugen, und gehen dann ins Bett.«
»Einverstanden«, nickte Phil.
Wir suchten uns einen freien Tisch, fanden aber keinen. Also setzten wir uns an einen, wo nur ein einzelner Mann saß, der gelangweilt Bierdeckel zwischen den Fingern drehte. Er hatte nichts dagegen, daß wir ihn mit unserer Gesellschaft beehrten, im Gegenteil, er schien froh zu sein, ein paar Leute gefunden zu haben, mit denen er ein Gespräch anfangen konnte.
»Lausig kalt,draußen, was?« fragte er. »Ja«, seufzte Phil und rieb sich die klammen Hände. »Und das Schlimmste ist der eisige Wind. Man kann sich den Tod holen, wenn man nicht warm genug angezogen da draußen herumspaziert.« Der Hausdiener Jimmy erschien an unserem Tisch und erkundigte sich nach unseren Wünschen.
»Wenn möglich«, sagte ich, »hätten wir gern zwei steife Grogs. Sehr heiß, sehr viel Rum, wenig Wasser.«
»Sie werden sich ein paar Minuten gedulden müssen«, sagte Jimmy. »Ich muß in der Küche erst Wasser aufsetzen. Zu später Stunde ist in der Küche natürlich kein Betrieb mehr.«
»Wir haben Zeit«, entgegnete ich. »Der Kerl redet, als ob er der Präsident wäre«, knurrte unser Tischnachbar »Sie werden sich ein paar Minuten gedulden müssen«, äffte er den jungen Neger nach. »Wie finden Sie das?«
»Es ist uns auch schon aufgefallen«, stimmte Phil gelangweilt zu. »Er hat eine sehr gepflegte Ausdrucksweise.«
»Gepflegt nennen Sie das?« knurrte unser Tischgenosse. »Ich nenne es geschraubt und geschwollen. Dieses verdammte Niggerpack spielt sich von Jahr zu Jahr mehr auf!«
»Haben Sie was gegen Menschen, die eine andere Hautfarbe haben als wir?« fragte Phil gefährlich ruhig.
»Ach, ich kann sie einfach nicht leiden«, brummte der Kerl. Er schien an Phils Ton gemerkt zu haben, daß er bei uns keine Zustimmung zu seinen blödsinnigen Rassenvorurteilen ernten konnte, und schlug deshalb ein anderes Thema an: »Wohnen Sie hier in dieser Gegend, Gentlemen?« fragte er reichlich neugierig.
Wir nickten und Phil sagte unbestimmt:
»Ja, in der Nähe. Wir sind aus geschäftlichen Gründen ein paar Tage in der Stadt.«
»Stadt ist gut!« lachte er. »Meinen Sie etwa dieses Dorf hier?«
Es war nicht möglich, sich mit ihm vernünftig zu unterhalten. Er hatte überall etwas zu bemängeln. Zum Glück kam unser Grog bald, und wir beschäftigten uns vorwiegend mit dem Getränk. Allerdings erfuhren wir noch, ohne ihn danach gefragt zu haben, daß er
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