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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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draußen verübergeht. Aber es kann nur Mister Billy Morgan gewesen sein, denn es gibt in der ganzen Umgebung niemand sonst, der einen gelben Mercury fährt. Mister Billy bekam den Wagen einmal zum Geburtstag von seinem Vater geschenkt. Mit den Beziehungen, die der alte Mister Morgan hat, konnte er sogar die Initialen seines Sohnes aufs Nummernschild kriegen: BM 634, das ist das Kennzeichen, Sir. Davor natürlich noch die Bezirksnummer, Sir. Ich habe das Kennzeichen deutlich gesehen, Sir. Deshalb kann es nur Mister Billy Morgan gewesen sein. Und als er gekommen war, da dauerte es vielleicht noch zwei oder drei Minuten und dann ging die Schießerei los. Ich lief sofort die Kellertreppe hinauf. Im Flur stieß ich auf Sie, Mister Cotton, das w issen Sie vielleicht noch.«
    Ich trat den Stummel meiner Zigarette auf dem gekachelten Fußboden aus, als ich sah, daß wegen einiger umherliegenden Abfälle sowieso noch gekehrt werden mußte.
    »Ja«, sagte ich. »Daran erinnere ich mich. Sie werden wahrscheinlich noch Lohnforderungen haben, Jimmy. Setzen Sie sich deswegen mit dem Sheriff in Verbindung. Aber verlassen Sie vorläufig nicht die Stadt. Man wird Ihre Aussage noch brauchen.«
    »Natürlich, Sir. Das ist mir klar.«
    Ich verließ die Küche und suchte das kleine Büro auf, wo das Telefon stand. Im ganzen Erdgeschoß herrschte eine unnatürliche Ruhe. Ich fand auch das Telefonbuch und blätterte. Die Nummer war nicht schwer zu finden. Ich wählte und sagte:
    »Verbinden Sie mich bitte mit Mister Billy Morgan!«
    »Tut mir' leid, Sir«, erwiderte eine freundliche Mädchenstimme. »Mister Morgan ist verreist. Seit heute morgen.«
    ***
    Innerhalb von dreißig Minuten verdichteten sich die belastenden Aussagen gegen diesen Billy Morgan schon fast zu einem handfesten Indizienbeweis. Nicht weniger als sechs Leute aus der Nachbarschaft des Hotels hatten den gelben Mercury des Genannten vor dem Hotel gesehen. Vier sahen sogar den Fahrer wenige Sekunden nach den Schüssen eilig aus dem Hotel herausgerannt kommen. Er habe einen Regenmantel getragen und einen dunklen Hut, sagten alle vier übereinstimmend aus.
    Sheriff Nords berichtete Phil und mir dieses Ergebnis einer Umfrage der Polizisten in der Nachbarschaft.
    »Das sieht ja verdammt danach aus, als ob Billy wirklich dieser Idiot war, der Rockleen über den Haufen schoß!« knurrte Nords böse.
    »Das scheint Ihnen persönlich nahe zu gehen?« erkundigte Phil sich vorsichtig. Nords zuckte die Achseln.
    »Die Morgans sind hier, seit es überhaupt ein Tupper Lake gibt. Daß aus diesem Nest eine Stadt von über fünftausend Einwohnern werden konnte, verdanken wir den Morgans. Glauben Sie, es ist ein angenehmes Gefühl, einen Mann unter Mordanklage verhaften zu müssen, der zusammen mit seinem Vater der Stadt ein kleines Krankenhaus geschenkt hat und jährlich die Hälfte seiner Kosten -finanziert?«
    »Mord bleibt Mord«, sagte Phil.
    »Das brauchen Sie mir nicht zu erzählen!« knurrte Nords.
    »Vielleicht könnt ihr euch nachher streiten«, warf ich ein. »Ich möchte gern ein paar Auskünfte von Ihnen haben, Sheriff. Ich hörte, Rockleen hätte sich hier erst vor sechs Jahren angekauft?«
    »Stimmt.«
    »Wem gehörte das Hotel vorher?«
    »Einem kinderlosen Ehepaar. Den Bylands. Sie waren schon ziemlich alt und konnten die Arbeit nicht mehr richtig bewältigen. Außerdem hatten sie‘s verdient, daß sie sich zur Ruhe setzten. Ich gab für sie ein paar Anzeigen in dafür in Frage kommenden Zeitungen auf. Der einzige, der imstande war, den geforderten Kaufpreis sofort bar auf den Tisch zu legen, war Rockleen. Das gab den Ausschlag.«
    »Woher kam Rockleen?«
    »Irgendwo aus dem Süden.«
    »Hat er dort noch Familie?«
    »Das weiß ich nicht, Cotton.«
    »Hm…« brummte ich, während ich in Gedanken dem Fotografen zusah, der unter Phils Aufsicht die Fotos der Leiche aufnahm. Aber eigentlich sah ich den Fotografen gar nicht, denn meine Gedanken kreisten unentwegt um eine Kleinigkeit, die mir nicht ins Bild zu passen schien.
    »Sie wissen nicht viel über Rockleen, Sheriff«, stellte ich fest. »Ist Ihnen das nicht schon selbst aufgefallen? Über fast alle Einwohner der Stadt können Sie etwas erzählen. Sie kennen die Gewohnheiten, die Schwächen und die Stärken der Leute. Sie kennen ihre Berufe, ihre Verwandtschaft und eine Menge Dinge mehr. Das habe ich gestern abend gemerkt, als Sie sich mit den Jungen unterhielten. Nur über Rockleen wissen Sie im Grunde gar nichts.

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