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0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

0168 - Wir brachen dem Tod das Genick

Titel: 0168 - Wir brachen dem Tod das Genick Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wir brachen dem Tod das Genick
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Vertreter einer großen Schuhfabrik war und diese Nacht auch unter dem Dach des Hotels zubringen wollte.
    Um seinem Gerede zu entgehen, verzichteten wir darauf, noch einen Grog zu trinken, und sagten Gute Nacht. Die Betten waren weich, und wir schliefen tief und traumlos bis in den hellen Morgen hinein.
    Als ich wach wurde, war es ein paar Minuten vor sieben. Ich badete und weckte anschließend Phil. Als wir gegen acht Uhr hinabgingen zum Frühstück, saß der Schuhvertreter schon unten vor einer Riesenportion gebratenem Schinken.
    »Nett, daß Sie sich mal sehen lassen«, begrüßte er uns. »Ich brauche Ihren Rat. Verstehen Sie was von Autos?«
    »Nicht viel«, sagte ich.
    »So gut wie gar nichts«, erwiderte Phil.
    »Warum? Was ist denn los?« fragte ich.
    »Mein Schlitten springt nicht an«, brummte er. »Vielleicht können Sie nach dem Frühstück mal mit nachsehen? Ich verstehe nämlich gar nichts von technischen Dingen.«
    Am liebsten hätte ich ihm gesagt, er .sollte doch die nächste Werkstatt anrufen, aber ich wollte nicht unhöflich sein und sagte zu. Nach dem kräftigen Frühstück steckten wir uns eine Verdauungszigarette an, Phil blieb in der Gaststube zurück und las ein paar Lokalzeitungen, ich ging mit dem Schuh-Onkel hinaus.
    Er fuhr einen Lincoln, der mindestens schon drei Jahre alt war. Er händigte mir die Schlüssel aus, ich setzte mich ans Steuer und startete. Der Motor kam sofort.
    »Na so was!« staunte der Vertreter. »Mich hätte das Biest bestimmt nicht so prompt bedient. Vielen Dank, Mister!«
    »Keine Ursache«, erwiderte ich und stieg aus, froh, so schnell davongekommen zu sein. Die bloße Gegenwart dieses Burschen war eine Plage.
    Er warf sich auf den Fahrersitz und fuhr an. Sein Winken erwiderte ich mit einer knappen Handbewegung und einem unhörbaren Seufzer. Phil war, als ich zurückkam, immer noch mit seinen Zeitungen beschäftigt. Ich überflog ebenfalls ein paar Schlagzeilen, dann forderte ich ihn auf:
    »Komm, wir wollen uns ein bißchen in der Stadt umsehen. Aber wir müssen unsere Mäntel holen. Zwar scheint die Sonne, aber es ist trotzdem eisig kalt.«
    Gerade als wir unser Zimmer mit Mänteln und Hüten wieder verließen, hörten wir unten in der Gaststube schnell hintereinander drei Schüsse fallen. Einen Augenblick standen wir wie erstarrt, dann eilten wir die Treppe hinab.
    Im Flur stießen wir mit Jimmy zusammen, der aus dem Keller kam. Er hatte eine Koksschaufel in der Hand und keuchte:
    »Wo war es?«
    Ich zuckte die Achseln und riß die Tür zur Gaststube auf. Schon wollte ich sie wieder zuschlagen, als ich einen Schuh entdeckte, der hinter der Theke hervorragte.
    Der Schuh war an einem Fuß, das Bein an einem Körper, und der Körper gehörte dem Wirt. Schon der erste Blick überzeugte mich davon, daß jede Hilfe zu spät kam. Alle drei Kugeln waren dem Hotelbesitzer von vorn in die Schläfe und links in die Stirn gedrungen. Der Hinterkopf war von den austretenden Kugeln völlig zertrümmert worden.
    ***
    »Das ist ja zum Verrücktwerden!« schimpfte Sheriff Nords, als er ein paar Minuten nach den Polizisten eintraf. »Ist denn auf einmal der Teufel los in Tupper Lake? Verdammt nochmal, auch noch einen richtigen Mord! Das hat mir gerade noch gefehlt!«
    Er sah sich die Leiche des Gastwirts an, sprach ein paar Worte mit den Polizisten und stellte uns schließlich den Kollegen vor. Hilfeheischend wandte er sich danach an uns:
    »Und was machen wir jetzt? Ich habe noch nie einen Mord bearbeitet! Woher soll ich wissen, was da zu tun ist?« Seine Rauhbeinigkeit bewirkte, daß nicht einmal das Eingeständnis seiner Unerfahrenheit lächerlich wirkte. Nords hatte genug Format, daß er auch einmal bei einer Sache zugeben konnte: Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll.
    »Na«, sagte ich, »so schwer dürfte diese Frage doch gar nicht zu entscheiden sein. Rufen Sie die für Tupper Lake zuständige Kriminalabteilung an, wir warten bis zum Eintreffen der Mordkommission und sorgen inzwischen dafür, daß hier nichts verändert wird.«
    »Nehmen Sie's mir nicht übel, Cotton, aber Sie haben's noch nicht kapiert, wo Sie sind! Sie befinden sich geistig immer noch in New York. Soll ich Ihnen was sagen? Die für uns zuständige Mordkommission haben wir in Albany. Das sind hundertfünfzig Meilen. Soll ich Ihnen noch etwas sagen? Vierzig Meilen südlich von hier tobt ein mittelprächtiger Sturm. An ein Durchkommen ist überhaupt nicht zu denken. Schön, spätestens heute

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