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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Ich…«
    Hinter dem riesenhaften Baum, der sich noch immer auf der Fahrbahn befand, hatte er eine Bewegung wahrgenommen. Eine weitere Pflanze, die unter dämonischem Einfluß zu einem anderen Leben erwachte?
    »Sieh nur!« rief Nicole und streckte den rechten Arm aus.
    Ein Mensch, ein Mann, der auf die Straße zurücktaumelte.
    »Verschwinden Sie da!« brüllte Zamorra aus Leibeskräften. »Mann, laufen Sie, so schnell Sie können!«
    Er schien sie nicht zu hören, stolperte weiter auf den Baum zu.
    Und die Pflanze reagierte nicht! Es war, als könne sie den jungen Mann, der offenbar den Wagen gesteuert hatte, den Zamorra vor einer Ewigkeit hatte näher kommen sehen, gar nicht wahrnehmen.
    Der Dämonenbaum rührte sich plötzlich nicht mehr. Zamorra blieb überrascht stehen, traute seinen eigenen Augen nicht.
    Zurecht.
    Denn im nächsten Augenblick krachte es, und die meterlangen Wurzeln schoben den Wagen zur Seite, schoben das Gewächs näher an das Pärchen heran.
    Zamorra hielt unwillkürlich den Atem an, berührte weitere Hieroglyphen. Das Amulett glühte noch heller, dann zuckte ein greller, magischer Blitz aus dem Silber, jagte in den Dämonenbaum hinein, verbrannte Borke, Zweige, Äste und Blätter. Ein heller Schrei voll unmenschlicher Pein hallte an ihre Ohren und ließ sie zittern, ein Schrei, der von Qual zeugte.
    »Zurück in den Wald«, preßte der Meister des Übersinnlichen hervor und umklammerte hart Merlins Stern. »Dorthin, wo du hingehörst. Es gehört sich nicht für Bäume, einfach so auf Straßen herumzulaufen. Wo kämen wir denn da hin…«
    Zamorra spürte, wie die magische Waffe in seinen Händen seine eigenen Kräfte potenzierte. Er konzentrierte sich, verbannte alle anderen Empfindungen in sein Unterbewußtsein, formulierte Laute in der Alten Sprache. Der Dämonenbaum erstarrte. Der Meister des Übersinnlichen breitete die Arme aus, sprach eine neue Formel aus.
    Und der Baum begann, sich zur Seite zu neigen. Erst langsam, begleitet von einem entnervenden Knirschen, dann immer rascher.
    »Um Himmels willen, zur Seite, schnell!« rief Nicole, als sie sah, daß der junge Mann in seiner Verwirrung darangegangen war, den Baum zu umrunden. Zamorra registrierte mit einer gehörigen Portion Verwunderung, daß kein Ast in die Richtung des jungen Mannes zuckte. Das Unheimliche dachte offenbar nicht einmal daran, ihn anzugreifen.
    Und das war mehr als merkwürdig.
    Der Tod eines Menschen bedeutete Kraft für das Dämonische, Kraft, die es jetzt gut gebrauchen konnte. Und doch interessierte sich das Teuflische nicht für den Mann. Mehr als seltsam. Offenbar hatte es der Dämonenbaum nur auf ihn und Nicole abgesehen.
    Aber warum, in Gottes Namen?
    Der Stamm des Baumes neigte sich immer mehr zur Seite, stürzte nieder. Und der junge Mann befand sich direkt darunter.
    Zamorra überlegte nicht lange. Er richtete das Amulett neu aus, berührte den Drudenfuß in der Mitte. Irgend etwas erfaßte den jungen Mann, hob ihn an und schleuderte ihn zur Seite. Gerade noch rechtzeitig. Eine halbe Sekunde später stürzte der Stamm des Baumes mit einem Krachen und Bersten zur Seite. Die Krone streifte andere, kleinere Bäume und riß sie ebenfalls zur Seite.
    Der Meister des Übersinnlichen atmete schwer. Die Aktivitäten des Amuletts erforderten seine eigene Kraft, und das hinterließ Spuren, zumal die Auseinandersetzungen in London auch nicht spurlos an ihm vorübergegangen waren. Rasch sah er sich um. Die Bäume und Sträucher wirkten nun wieder so, wie sie sein sollten, ruhig und friedlich. Nur der umgestürzte Riese am Straßenrand zeugte davon, daß hier etwas geschehen war, wofür noch jede Erklärung fehlte.
    Nicole löste sich von ihm und war mit einigen schnellen Schritten bei dem jungen Mann, der noch immer am Boden lag.
    »Er ist bewußtlos«, sagte sie rasch. Zamorra trat an ihre Seite, sah sich immer wieder um. Aber der dämonische Einfluß schien jetzt verschwunden zu sein.
    »Wir nehmen ihn mit zum Château«, entschied der Professor. »Dort können wir ihm helfen. Ihn ins Krankenhaus zu bringen würde zuviel Zeit erfordern.«
    Nicole nickte nur, und gemeinsam verfrachteten sie den Reglosen auf den Rücksitz des Mietwagens, der einen ziemlich mitgenommenen Eindruck machte. Der Motor sprang beim ersten Zündversuch an.
    »Der Autovermieter wird nicht gerade begeistert sein«, vermutete Nicole. Zamorra nahm ihre Worte nur unterbewußt wahr. Seine Gedanken beschäftigten sich mit dem möglichen Grund

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