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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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Ziel gewählt hatte? Wem gewährte sie ein Zuhause?
    Zamorra runzelte die Stirn, während sein Körper schwefelhaltige Luft atmete.
    Da war noch etwas in seinem Denken, etwas, das von einem anderen Einfluß gelähmt wurde, nicht vollkommen in sein Bewußtsein zu dringen vermochte.
    Was?
    Er fühlte plötzlich, daß es wichtig war, daß es…
    Plötzlich fiel es ihm wieder ein, und er blieb unwillkürlich stehen. Der seltsame Schmerz der Entmaterialisation, die Erkenntnis, einen schweren Fehler gemacht zu haben.
    Der Meister des Übersinnlichen erzitterte, als er die Konsequenzen bedachte. Um in die Welt der Dämonen zu gelangen, hatte er sich selbst mit einem schwarzmagischen Bann belegen müssen, ein Bann, der ihn fast verbrannt hätte. Und die Ausstrahlungen dieses Banns hatten die Weißen Barrieren, die die zentralen Räume des Châteaus vor den Dämonen schützten, geschwächt. Ihre Wirkung teilweise aufgehoben.
    Er atmete schwer. Lebten Nicole, Jean und Raffael überhaupt noch? Oder waren sie den Teuflichen bereits zum Opfer gefallen?
    Er konnte nicht wissen, wie weit die Barrieren geschwächt worden waren, aber er hoffte inständig, daß die Schutzzone noch existierte.
    Der Professor in dem Dämonenkörper wußte, daß er sich beeilen mußte. Erst dann, wenn er mit seiner Mission Erfolg dehabt hatte, war auch die Gefahr, die ihm und seinen Gefährten in der anderen Welt drohte, ausgeschaltet.
    Was mag wohl geschehen, dachte er, wenn ich erst die Zeugung der Dämonen-Brut verhindern kann, nachdem einer der drei Eingeschlossenen ums Leben gekommen ist?
    Ihm schwindelte bei diesem Gedanken, und er drängte ihn rasch zur Seite. Er mußte sich jetzt völlig auf seine Aufgabe konzentrieren. Er mußte Erfolg haben, er mußte!
    Nach einem Marsch von etwa einer halben Stunde hatte er die düstere Festung erreicht. Das Eingangstor war mindestens zwanzig Meter breit und zehn Meter hoch. Gewaltige Kräfte mußten notwendig sein, um dieses Tor zu bewegen.
    Der Wind spielte mit seinen Haaren, sang leise in den Fugen und Ritzen des massiven Mauerwerks, spielte das Lied des Todes. Zamorra trat näher an das Tor heran, berührte den Knauf -und das Tor bewegte sich. Wie von Geisterhand berührt schwang es nach innen auf, langsam, ohne dabei auch nur einen einzigen Laut zu erzeugen. Es war gespenstisch.
    Der Meister des Übersinnlichen trat in einen großen Innenhof. Vorsichtig sah er sich um. Nirgendwo entdeckte er eine Bewegung, alles blieb still. Er horchte auf das Flüstern seines Amuletts, aber auch Merlins Stern rührte sich nicht. Es war, als sei die Zeit stehengeblieben.
    »Ich grüße dich, Magier des Weißen.«
    Der Meister des Übersinnlichen erstarrte, als er in seinem Rücken diese Worte vernahm. Seine Gedanken wogten durcheinander, dann drehte er sich langsam um. Sein Blick fiel auf eine hochgewachsene Gestalt, um deren Körper ein langer, schwarzer Umhang wallte. Der erste Eindruck war der, es mit einem Menschen zu tun zu haben, doch dann sah Zamorra den bleichen Totenschädel auf den Schultern, in dessen leeren Augenhöhlen es irrlichterte.
    »Asmodis!« brachte Zamorra erschrocken hervor. Er kämpfte die Panik in sich nieder. Es fiel ihm nicht leicht.
    »Ja, Frevler, ich bin es, der Fürst der Finsternis, Herrscher über die Legionen der Nacht.«
    Der Meister des Übersinnlichen trat unwillkürlich einige Schritte zurück. Er spürte deutlich, daß er sich bewegte, doch die Entfernung zwischen ihm und dem Dämonenfürsten veränderte sich nicht, obwohl Asmodis keinen Muskel rührte.
    Frevler, hatte er gesagt. Zamorra schluckte. Asmodis hatte seine Tarnung durchschaut. Und er wußte auch von dem Grund, der ihn hierher geführt hatte. War der Zeitsprung nicht gelungen? Seine Kehle wurde trocken, als er sich die Konsequenzen vorstellte…
    »O doch, deine Zeitreise ist gelungen«, lachte der Knöcherne, der eine ungeheure Macht in sich vereinte. »Aber ich bin nicht irgendein Dämon. Ich bin Asmodis! Ich bin überall, in allen Zeiten.«
    Der Dämonenfürst lachte immer noch, dann warf er die Arme empor, und von seinen Knochenhänden lösten sich feurige Funken.
    Der Meister des Übersinnlichen warf sich zur Seite, sah, wie der Funkenschleier dicht an ihm vorbeizog, ohne ihn zu verletzten. Er wußte, daß er kaum eine Chance in einer direkten Konfrontation mit dem Dämonenfürsten hatte, aber er wußte auch, daß er sich niemals einfach so seinem Schicksal ergeben würde. Er würde kämpfen, so lange, bis er

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