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0169 - Flucht vor dem Teufel

0169 - Flucht vor dem Teufel

Titel: 0169 - Flucht vor dem Teufel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Brandhorst
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in ihr empor, eine Befürchtung, die sie sofort wieder verdrängte, sobald sie entstanden war.
    Nicole kam jetzt ebenfalls wieder auf die Beine, wollte etwas sagen, als Raffael mit kalkweißem Gesicht zurücktaumelte. Sie wirbelte auf den Absätzen herum, sah, wie durch die geschlossene Tür, die auf den Korridor führte, ein silbern schimmernder Punkt drang, kurz in der Luft verharrte und dann auf Jean zujagte, der sie anstarrte und nicht wissen konnte, was da in seinem Rücken geschah.
    Sie wollte einen warnenden Schrei von sich geben, aber ihre Kehle war wie zugeschnürt. Kein Laut kam über ihre Lippen, und dann war es auch schon zu spät. Der leuchtende Punkt hatte den Fünfundzwanzigjährigen erreicht, kroch seinen Nacken empor und verschwand in seinem Hinterkopf.
    Im gleichen Augenblick ging mit dem jungen Mann eine seltsame Veränderung vor sich. Die Verwirrung aus seinen Zügen verschwand, machte Entsetzen und Panik Platz. Und noch ehe Nicole zu reagieren vermochte, drehte er sich um, riß die Tür auf und stürmte auf den Korridor hinaus.
    »Ich muß hier raus!« brüllte er. »Weg! Ich will nicht sterben!«
    Raffael sah sie konsterniert an.
    »Mademoiselle, was…«
    »Keine Zeit für lange Erklärungen«, preßte Nicole hervor. »Irgendeinem Dämonen ist es gelungen, die magischen Sperren zu überwinden. Und jetzt benutzt das teuflische Geschöpf Jean Somac für irgendwelche dunklen Zwecke!«
    Sie wartete keine Antwort ab, nahm die Beine in die Hand und rannte hinter dem in panischer Angst davonlaufenden jungen Mann her.
    Hinter sich hörte Nicole den keuchenden Atem des alten Dieners, aber sie konnte sich jetzt nicht um Raffael kümmern, den das alles mehr mitnehmen mußte, als er zeigte. Jean war besessen, vielleicht nur von dem Schatten eines Dämonen. Aber selbst das reichte schon aus. Wenn dieser Schatten, der jetzt seinen Körper lenkte, dafür sorgte, daß Jean Somac in die ungeschützten Bereiche des Châteaus lief, dann war der junge Mann so gut wie verloren.
    »Bleiben Sie stehen!« rief sie, ohne innezuhalten. »Nein! Nicht dorthin!«
    Jean warf ihr einen Blick aus flackernden Augen zu, riß dann die Tür auf, vor der er stand - und taumelte im gleichen Augenblick zurück.
    Im Türrahmen stand eine Gestalt, die ihm endgültig die Fassung raubte, das Entsetzen selbst, das ihn mit blutunterlaufenen Augen anstarrte, das Maul aufriß und zwei blitzende Eckzähne offenbarte.
    Ein Vampir!
    Ein Dämon in der Gestalt eines Vampirs. Ein niederer Dämon nur, doch ausreichend, um ihnen allen den Garaus zu machen, jetzt, da der Meister des Übersinnlichen in einer anderen Welt war, nicht mehr mit Merlins Stern eingreifen konnte.
    Der Vampir lachte böse und wandte sein leichenblasses Gesicht der jungen Frau zu. Auch Jean Somac wurde plötzlich ruhig, drehte sich langsam um. In seinen Augen war der Wahnsinn, der Haß eines dämonischen Geschöpfes auf alles wirklich Lebende. Langsam wich Nicole Duval zurück. Der Vampir lachte erneut, und es war ein Lachen, das der jungen Frau kalte Schauer den Rücken hinabjagte.
    »Kommen Sie zurück, Mademoiselle!« rief Raffael. »Das Archiv ist nach wie vor geschützt. Hier lauert der Tod.«
    Sie schüttelte stumm den Kopf, preßte die Lippen aufeinander und konzentrierte sich. Wenn sie jetzt einfach den Rückzug antrat, dann war Jean Somac verloren. Und sie fühlte sich in gewisser Weise verantwortlich für den jungen Mann, der nur dadurch in diese Lage geraten war, weil er ihr und Zamorra begegnet war.
    Der Vampir fauchte und sprang mit einem Satz näher an sie heran.
    Ein Kreuz, dachte sie. Wo bekomme ich jetzt schnell ein Kreuz her?
    Und dann griff Jean an. Es war aber nicht mehr der Fünfundzwanzigjährige, der ihr mit angewinkelten Armen entgegenstürmte, es war ein schreckliches Geschöpf, das in der menschlichen Hülle steckte, nach dem Tod gierte.
    Rasch sah sie sich um. Es tauchten keine weiteren Dämonen auf. Offenbar funktionierten die weißmagischen Barrieren noch gut genug, um immer noch den weitaus größten Teil der das Château belagernden Finsteren zurückzuhalten. Und auch die beiden Dämonen, mit denen sie es hier zu tun hatte, waren durch das Überwinden dieser Sperren sicherlich geschwächt.
    Sie hatte keine Zeit mehr, um zu überlegen, ob die Schwächung der beiden Schrecklichen ausreichtei um ihr auch nur eine hauchdünne Chance im Kampf gegen sie zu verleihen. Jean war heran, zielte mit der rechten Faust nach ihrem Hals.
    Auch Nicole hatte, wie

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