0169 - Flucht vor dem Teufel
einem schwarzmagischen Bann belegen!«
Zamorra nickte, und Nicole hob entsetzt die Augenbrauen. »Das kannst du nicht tun, Chérie. Nicht das. Es wäre dein sicherer Tod.«
»Alles ist besser, als hier auf den Untergang zu warten«, sagte er leise. »Es ist verdammt nicht leicht, das stimmt, aber meine Chance, bei einem solchen Unternehmen am Leben zu bleiben, ist größer als die, wenn ich hier nur einfach warte.«
Abrupt erhob sich der Meister des Übersinnlichen.
»Es, gibt keinen anderen Weg, glaub mir, Nici. Es ist unsere einzige Chance, die letzte, die wir noch haben.«
Zamorra runzelte die Stirn. Etwas war fremd, etwas, das sonst vertraut gewesen war. Aber was? Irgendwo war ein Hauch von Bedrohung, aus einer anderen Richtung, als er vermutete. Aber vielleicht bildete er sich das auch nur ein. Nein, nicht vielleicht, sondern mit Sicherheit sogar, dachte er.
Er warf Nicole noch einen letzten Blick zu, dann schloß er die Augen und konzentrierte sich. Er mußte jetzt beides miteinander koordinieren: einen kleinen Sprung in die Vergangenheit, in einer Zeit, zu der die Dämonenhochzeit gerade bevorstand, und den Wechsel in eine andere Dimension. Laute kamen über seine Lippen, Laute, die Formeln bildeten. Der Schweiß brach ihm dabei aus allen Poren, und das lag nicht nur an der Anstrengung. Er spürte ein Ziehen in seinem Körper, einen kurzen Schmerz, der die Entmaterialisation ankündigte, die seinen Körper mit sich zerrte, durch die Abgründe von Zeit und Raum.
Aber diesmal war der Schmerz anders.
Und im gleichen Augenblick, als ihm dies bewußt wurde, wußte Zamorra, daß er einen nicht wiedergutzumachenden Fehler begangen hatte…
Nicole hielt unwillkürlich den Atem an, als sich Zamorras Körper zu entmaterialisieren begann.
»Fantastisch!« kam es fassungslos über die Lippen Jean Somacs, der die Augen weit aufgerissen hatte. Er wurde hier Zeuge eines Vorgangs, den er nie für möglich gehalten hätte, für ein paar Sekunden mußte er daran denken, was seine Freunde wohl sagen würden, wenn er ihnen von seinen Erlebnissen berichtete. Dann stieß die junge Frau an seiner Seite einen gellenden Schrei aus, der ihm durch Mark und Bein ging.
»Zamorra!« rief sie.
Irgend etwas ist nicht in Ordnung! pochte es plötzlich in ihm. Er wollte Nicole festhalten, doch sie hatte sich schon in Bewegung gesetzt, stürmte auf den flirrenden Nebel zu, der jetzt dort war, wo noch vor Sekunden der Professor gestanden hatte.
Die junge Französin machte sich schwere Vorwürfe, daß sie Zamorra nicht zurückgehalten hatte. Das, was er vorhatte, kam einem Selbstmordunternehmen gleich. Eine Zeitreise in die Vergangenheit, und gleichzeitig auch noch der Dimensionswechsel in die Welt des Dämonischen. Der schwarzmagische Bann, mit dem er sich selbst hatte belegen müssen, ein Bann, der das Gute in ihm verdrängte, es ausbrennen konnte, wenn er sich nicht vorsah. Und wenn die Geschöpfe des Jenseits ihn als Menschen erkennen sollten, dann hatte er keine Chance mehr.
Nicole hatte den Nebel fast erreicht, als ein Blitz aus der Wolke hervorzuckte, sie für mehrere Sekundenbruchteile einhüllte und sie dann zurückschleuderte. Sie prallte schwer gegen Jean, der ihr gefolgt war, und stürzte zusammen mit ihm zu Boden. Ihre Muskeln zuckten, als hätte sie einen elektrischen Schlag erhalten, und ein seltsamer Hauch traf ihren Geist, fremdartig und doch vertraut. Aus geweiteten Augen sah sie, wie die Wolke vor ihr in einer lautlosen Explosion zerbarst, dann war sie verschwunden. Nur in der Luft lag noch ein seltsamer Geruch, der sie die Nase rümpfen ließ.
»Er hat es geschafft«, sagte Jean, der nun wieder auf die Beine kam. »Er ist verschwunden.«
»Er wird nicht wiederkommen…« brachte Nicole hervor.
»Sie sollten es nicht so schwarz sehen«, entgegnete der alte Diener Raffael. »Monsieur Zamorra hat schon viele Gefahren gesund überstanden.«
In diesem Augenblick ertönten wieder die grauenhaften Schreie, fern und doch viel zu nah, näher, als noch vor einigen Minuten. Nicole erstarrte.
Dann erinnerte sie sich wieder an den Schmerz, den sie empfunden hatte, einen Schmerz, der aus der flirrenden Wolke hervorgebrochen war. Die Wolke war von den Kräften des magischen Amuletts erzeugt worden.
Und das Amulett konnte nicht gegen sie aktiv werden!
Aber der Schmerz war ein Angriff gewesen, ein Angriff mit dem Ziel, sie zurückzutreiben!
Sie stöhnte auf.
Was hatte das zu bedeuten? Eine schreckliche Befürchtung kroch
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