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017 - Blick in die Vergangenheit

017 - Blick in die Vergangenheit

Titel: 017 - Blick in die Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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brüllten. Spät erst registrierte Jagger die Motorradfahrer, die über den Platz gerast kamen und vor ihm und seinen Söhnen hielten. »Mum ist tot«, sagte Jagger leise. »Ich will zu Mum!« John drehte sich um und rannte davon. In die Richtung, aus der sie gekommen waren. Percy begann zu weinen.
    »John!« Jagger wollte seinem Sohn hinterherlaufen. Hände auf seiner Schulter hielten ihn fest.
    »Hey Mann, haste mal 'n paar Zigaretten?« Aus dem offenen Visier eines Motorradhelms glotzten ihn trübe Augen an. »Lassen Sie mich los!«, brüllte Jagger. »Ich muss meinen Sohn…!«
    Eine zweite Hand packte ihn. »Lassn lauf n, hey, Mann!« Der Bursche, der sich vor ihm aufbaute, war einen Kopf größer und hatte einen Körperbau wie ein Sumo-Ringer. »Yea - lassen laufn. Is doch eh alles vorbei jetzt, oda? Raus mitte Kippen.«
    »John!« Der Junge war schon in der Denmark Street verschwunden. Jagger wollte sich an dem Hünen vorbei drücken. Ein Magenhaken schickte ihn auf den Asphalt. Fußtritte in Schläfen und Rippen raubten ihm die Besinnung. Die Schläger zogen ihm den Mantel aus, plünderten seine Hosentaschen und schlugen ihm das Gesicht blutig. Mit dem Mantel zogen sie ab.
    Der Schlüssel! Ohne den Schlüssel war alles vergeblich…! Jagger kratzte seine letzten Kraftreserven zusammen, rappelte sich auf und torkelte den Motorradfahrern hinterher. Eine rote Teufelsfratze zierte die Rücken ihrer Westen. Schwarze, spitz zulaufende Buchstaben verkündeten den Namen der Gang: »THE LORDS«. Jagger stürzte sich auf seinen Mantel, während der Dieb gerade seine Maschine bestieg. Er riss ihn dem überraschten Burschen aus der Hand, rollte sich über den Bürgersteig, fummelte den Schlüssel zum Museum aus der Manteltasche und ließ dann erst den Mantel los. Ein Tritt schleuderte ihn gegen die Hauswand. Er verlor die Besinnung.
    Als er wieder zu sich kam, saß Percy neben ihm. Blass und zitternd. Seine kleine Hand hielt die seine. Jaggers Blick fiel auf die große Uhr an der U-Bahn Station. Elf nach vier. Er stand auf, nahm Percy hoch und wankte in die Bloomsbury Street Richtung Britisches Museum…
    ***
    Londen, Mitte September 2516
    Es roch nach Aas. Der Raum lag im Halbdunkel. Als Matts Augen sich an die Lichtverhältnisse gewöhnt hatten, sah er, dass die hintere Seite des Kuppelgebäudes vollständig zerstört war. Wie ein dunkelgrüner Vorhang hingen die dichtbelaubten Efeuranken von der zersplitterten Kuppeldachseite herab. Spärliches Tageslicht drang durch einzelne Lücken in der Pflanzendecke.
    Matt zog seine kleine Stablampe aus der Beintasche. Ihr Strahl wanderte durch den großen Raum. Über Geröll, umgestürzte Regale, staubbedeckte Tische und zahllose Bücher - und ein Skelett…!
    Neben sich spürte Matt Aruulas Kör- perwärme. Mit ausgestreckten Armen hielt sie ihr Schwert. »Lass uns gehen, Maddrax«, flüsterte sie. Weitere Skelette wurden sichtbar, skelettierte Schädel und einzelne Knochen.
    »Wenn die Spinne zurück kommt…«
    »Die ist noch mit ihrer Beute beschäftigt«, entgegnete Matt und bemühte sich, überzeugter zu klingen als er es tatsächlich war. Er leuchtete den Eingangsbereich des Raumes ab. Dort stolperte Lu über Bücher und Schutt.
    »Außerdem hält sie uns die Lords vom Leib.« Der Lichtkegel fiel auf eine Tür. Undeutliche Zeichen wurden sichtbar. Ein großes Kreuz unter anderem.
    Matt stieg über Überreste von Möbeln und Vitrinen. Die Schriftzeichen an der Tür fesselte seine Aufmerksamkeit. Er erreichte die Tür. Moos bedeckte die Schrift und das Kreuz teilweise. Matt kratzte es ab.
    Englische Worte wurden sichtbar. Jemand musste sie mit einem scharfen Gegenstand in das harte Holz gemeißelt haben. Sie lauteten: Hier ruhen unser Vater Richard Jagger, geb. 4.12.1977, gest. 17.6.2033 und die Arbeit, für die er sich in den Monaten vor und nach C.F. aufgeopfert hat.
    John & Percy Jagger
    »Wie sagtest du, heißt euer Urlord?« Seine Stimme hallte dumpf durch den Kuppelraum.
    »De gwoße Adschload Dschon Dschägga«, antwortete Lus vor Angst und Erschöpfung heisere Stimme aus dem Halbdunkel.
    Matt bückte sich nach einem Stapel Bücher, der sorgfältig vor der Tür aufgeschichtet war. Er nahm das oberste auf und beleuchtete den Buchdeckel: »Der Kalender der Mayas«. Es war in durchsichtigen Kunststoff eingeschweißt.
    Etwas raschelte über ihm. Lu schrie kreischend.
    »Über dir, Maddrax!«, rief Aruula. Im selbem Moment klatschte ihm etwas Klebriges an Hals und Brust.

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