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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Murmeltier. Nur neulich morgens muß irgend etwas vorgefallen sein -ich denke nicht gern daran.«
    »Was denn?« fragte Jean und rührte in ihrer Teetasse.
    »Was eigentlich passiert ist, weiß ich nicht«, antwortete Lydia. »In der Frühe - es dämmerte kaum - hörte ich ein entsetzliches Stöhnen, stand auf und sah zum Fenster hinaus. Unten im Hof waren zwei Männer, der eine schien schwer verletzt zu sein. Ich habe niemals herausbekommen können, was geschehen war.«
    »Vielleicht waren es Arbeiter«, sagte Jean, »oder auch Betrunkene. Wissen Sie, ich persönlich halte nicht viel von möblierten Wohnungen«, fuhr sie fort. »Man zerbricht immer etwas, und dann hat man am Schluß eine große Rechnung zu bezahlen. Und die Schlüssel! Ich verliere sie immer. Gewöhnlich hat man ja zwei oder drei. Mit den Schlüsseln müssen Sie sehr vorsichtig sein, Liebste - für verlorene Schlüssel wird entsetzlich viel berechnet«, schwatzte sie weiter.
    »Ich glaube, der Makler hat mir drei Stück gegeben«, sagte Lydia, ging zu ihrem Schreibtisch und zog eines der Schubfächer auf. »Ja, es stimmt. Hier ist einer, ich und Mrs. Morgan haben die beiden anderen.«
    »Sind Sie kürzlich mit Jack Glover zusammengetroffen?« frage Jean nebenbei. Sie war viel zu vorsichtig, um ihre Erkundigung auch nur durch ein einziges unbedachtes Wort als wichtig erscheinen zu lassen.
    »Nein, ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen«, lächelte Lydia. »Sie waren kein guter Prophet.«
    »Er wird zu tun haben«, antwortete das junge Mädchen gleichmütig. »Ich glaube, ich könnte Jack sehr gern haben, wenn er nur nicht die Angewohnheit hätte, die Menschen herumkommandieren zu wollen. Wie kann man nur so unachtsam sein!« Sie hatte die Teetasse umgestoßen, und der Inhalt lief über den kleinen Tisch. Schnell nahm sie ihr Taschentuch auf und versuchte es aufzuwischen.
    »Aber ich bitte Sie; Sie verderben sich ja Ihr wunderhübsches Taschentuch«, sagte Lydia und sprang hastig auf. »Ich hole ein Tuch.«
    Sie eilte aus dem Zimmer, kam beinahe sofort wieder zurück und fand Jean, wie sie, mit dem Rücken zum Schreibtisch, lächelnd ihr verdorbenes Taschentuch betrachtete.
    »Wenn wir es gleich in Wasser stecken, bekommt es keine Flecken«, sagte Lydia und streckte die Hand aus.
    »Das mache ich lieber selbst«, lachte Jean Briggerland und steckte das Tuch in ihre Handtasche.
    Es gab verschiedene Gründe, warum das feuchte Taschentuch nicht in die Hände Lydias kommen sollte, aber der Hauptgrund war, daß es den dritten Schlüssel enthielt, den Jean während der kurzen Abwesenheit Lydias aus dem Schreibtisch genommen hatte.
    Wenige Tage später suchte Jack Glover einen der höheren Beamten von Scotland Yard auf. Der Besuch war für den Anwalt wenig befriedigend. Das Resultat wäre vielleicht noch schlechter gewesen, wenn der Beamte nicht zu den persönlichen Freunden des alten Rennett gezählt hätte.
    Geduldig lauschte er der Erzählung, die der Anwalt mit beruflicher Kürze und Genauigkeit vortrug, und den Verdachtsgründen, die für Jack Glover zu Überzeugungen geworden waren.
    »Ich sitze nun schon fünfundzwanzig Jahre auf diesem Stuhl«, begann der Chef der Kriminalabteilung, »und habe Geschichten gehört, die alle Detektivromane weit übertreffen. Ich habe Narren, Amateurdetektive, Hochstapler, Geistliche und wundervolle Lügner anhören müssen, aber noch niemals eine so unmögliche Theorie gehört wie die Ihre. Zufällig kenne ich Mr. Briggerland und Tochter, und ich glaube nicht, daß ich je das Vergnügen gehabt habe, ein reizenderes junges Mädchen kennenzulernen.«
    Jack stöhnte.
    »Ist Ihnen nicht wohl?« frage der Chef gereizt.
    »O danke, es geht mir vorzüglich, Sir«, versetzte Jack, »nur macht es mich beinahe toll, wenn ich wieder und immer wieder Miss Jean Briggerlands Schönheit vorgesetzt bekomme. Ihre Schönheit scheint mir eine recht geringe Entkräftung der Tatsachen -«
    »Tatsachen?« sagte der andere verächtlich. »Was für Tatsachen haben Sie denn gebracht?«
    »Schon allein Briggerlands Leben«, sagte Jack verzweifelt. »Er war ruiniert, als er Miss Meredith in der Meinung heiratete, zugleich mit seiner Frau ein Vermögen zu erhalten. Sein ganzes Leben hindurch hat er nur von seiner Gerissenheit gelebt. Bis seine Tochter fünfzehn Jahre alt war, befanden sie sich immer in ärmlichsten Verhältnissen, wohnten in einem kleinen Haus in Ealing, mit dessen Miete sie ständig im Rückstand waren. Dann lernte

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