017 - Der Engel des Schreckens
Erregung des Patienten bemerkt. »Glauben Sie mir, Mr. Briggerland, die Alliierten wurden schlecht geführt; erst als ich das Kommando übernahm ... «
Zehn Minuten später war Mr. Briggerland auf der Rückfahrt nach London, immer noch etwas erregt über die Aufgabe, die hinter ihm lag, und zu gleicher Zeit triumphierend, daß sie ihm so überraschend schnell geglückt war.
Jean hatte ihm bedeutet, daß er vielleicht ein Dutzend Irrenanstalten zu besichtigen habe, bevor er Gelegenheit und den richtigen Mann finde - und schon der erste Besuch war erfolgreich gewesen. Und doch - er schauderte bei dem Gedanken an die steile Mauer, über die er zu klettern hatte, und an die mitternächtliche Zusammenkunft mit dem Wahnsinnigen.
Er stürzte in Jeans Zimmer.
»Schon bei dem ersten Versuch, Kleine! Was sagst du dazu?« In beinahe kindlichem Stolz glühte sein dunkles Gesicht, und Jean sah ihn mit halbem Lächeln an.
»Ich konnte es mir denken«, sagte sie ruhig. »Die Vorarbeit ist wenigstens gemacht worden.«
»Vorarbeit?« wiederholte er gekränkt. Sie nickte.
»Es ist keine Kleinigkeit, deinen Besuch in der Anstalt zu vertuschen, denn der Mann wird sicherlich deinen Namen nennen - und das würde man nicht als Einbildung eines Geisteskranken betrachten. Und jetzt werde ich Mrs. Meredith meinen lange versprochenen Besuch machen.«
Kapitel 13
Eine Prophezeiung Jean Briggerlands war nicht in Erfüllung gegangen, und das wunderte und kränkte Lydia Meredith. Jean hatte halb im Scherz behauptet, daß Jack Glover ein häufiger Besucher in ihrer Wohnung sein werde, aber in Wirklichkeit ließ er sich überhaupt nicht sehen. Selbst wenn Lydia die Büros von Rennett, Glover & Simpson besuchte, verhandelte sie immer mit dem alten Mr. Rennett; Jack blieb unsichtbar. Manchmal erzählte ihr Mr. Rennett, daß Jack auf den Gerichten zu tun habe; Terminverhandlungen seien nämlich seine Hauptarbeit.
Einmal sah sie ihn mit einem Herrn in Perücke und Talar vor dem Gerichtsgebäude stehen, als sie durch die Straße fuhr; also hatte Mr. Rennett nur die Wahrheit gesprochen, daß die Zeit des jungen Mannes hauptsächlich durch die verschiedenen Prozesse in Anspruch genommen werde.
Sie war neugierig genug, im Telefonbuch nachzuschlagen, wo er wohnte. Es gab aber ungefähr fünfzig Glovers, darunter zehn Jack Glovers. Bei sechs von ihnen rief sie an, nur um zu entdecken, daß sich ihr Mr. Glover nicht unter ihnen befand. Sie erfuhr erst später, daß sein voller Name Bertram Jack Gloyer war, unter dem sie seine volle Adresse mit Leichtigkeit hätte finden können.
Zu Lydias großer Erleichterung war Mrs. Morgan endlich nach Cavendish Mansions gekommen und hatte die Führung des Haushalts übernommen. Das neue Mädchen war so gut, wie eben ein neues Mädchen sein konnte, und mit Ausnahme der allnächtlichen Anwesenheit des schweigsamen Mr. Jaggs - aus unbekannten Gründen konnte Mrs. Morgan den Alten gut leiden - lief der Haushalt wie am Schnürchen.
An ihren Reichtum hatte Lydia sich schnell gewöhnt, und sie führte die Verhandlungen über den Kauf eines kleinen Hauses in der Curzon Street und einer größeren Besitzung in Somerset mit einer kaltblütigen Selbstverständlichkeit, die sie selbst wundernahm.
Der Kauf ihres ersten Autos und die Verpflichtung eines Chauffeurs waren aufregende Erlebnisse. Es war ihr so unbegreiflich, daß sie auf der Bank ohne jedes Zögern Riesensummen ausgezahlt erhielt, wenn sie nur ihren Namen unter einen schmalen Streifen Papier setzte.
Auch das Angstgefühl hatte sie überwunden, das sie bei den ersten Besuchen auf der Bank befallen hatte. Bei diesen Gelegenheiten hatte sie das Gefühl gehabt, ein ungeschickter Fälscher zu sein, der versuchte, Geld unter falschen Vorwänden zu erhalten, und sie war jedesmal erleichtert und zu gleicher Zeit verwundert, wenn der Kassierer ihr gleichmütig dicke Stöße Banknoten zuschob, statt nach der Polizei zu schreien.
»Eine wunderhübsche Wohnung«, sagte Jean Briggerland und sah sich beifällig in dem rosa Salon um, »aber Sie haben sie ja natürlich möbliert übernommen. Ich bin neugierig, was Sie aus Ihrem eigenen Heim machen werden, wenn Sie sich einmal festgesetzt haben.«
Jean hatte am Morgen bei Lydia angefragt, ob ihr Besuch angenehm sei, und die beiden jungen Mädchen waren allein.
»Es gefällt mir sehr gut hier, und es wird mir leid tun, wenn ich einmal ausziehen muß. Die Wohnung liegt so außerordentlich ruhig; ich schlafe wie ein
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