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017 - Der Engel des Schreckens

017 - Der Engel des Schreckens

Titel: 017 - Der Engel des Schreckens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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heute Nacht wieder Mr. Jaggs im Garten sehen solltest, bitte, schieße nicht auf ihn. Der Mann ist außerordentlich nützlich.«
    Ihr Vater ließ sich auf den Stuhl fallen.
    »Jetzt verstehe ich dich überhaupt nicht mehr«, sagte er hilflos.
    Mordon bewohnte zwei Zimmer über der Garage, die von Jeans Zimmer aus zu überblicken war. Spät in der Nacht traf er ein, und ein Licht in seinem Fenster erzählte dem jungen Mädchen alles, was sie zu wissen wünschte.
    Mr. Mordon war ein schöner Mann - nach den Anschauungen seiner Kreise. Sein Haar war dunkel und glänzend pomadisiert. Sein Gesicht wies eine gewisse interessante Blässe auf, die ihm selbst am meisten gefiel, und seine Figur wurde von den weiblichen Angestellten vieler Haushaltungen bewundert, die sein Benehmen als kavaliermäßig bezeichneten.
    Er hörte die Schritte des jungen Mädchens auf der Treppe und öffnete die Tür.
    »Hast du es bekommen?« fragte sie ohne weitere Einleitung.
    Jean hatte über ihr Gesellschaftskleid einen dunklen Umhang geworfen, und die Augen des Mannes hingen an ihr.
    »Ja, ich habe es - Jean.«
    Sie legte den Finger an die Lippen.
    »Sei vorsichtig, Francois«, flüsterte sie.
    Obgleich der Mann Englisch ebenso gut wie Französisch sprach, wurde die Unterhaltung französisch weitergeführt. Er nahm eine Handtasche, die auf dem Bett lag, öffnete sie und zog fünf dicke Pakete Tausend frankenscheine heraus.
    »Tausend Scheine in jedem Paket. Fünf Millionen Franken. Einen Teil habe ich in London gewechselt, den anderen in Paris.«
    »Und die Frau in London? Ist von der auch ganz bestimmt nichts zu befürchten?«
    »Aber nein!« Er lächelte selbstgefällig. »Die wird mich sicherlich nicht verraten, und außerdem kennt sie weder meinen Namen noch meine Adresse. Es ist ein junges Mädchen, das ich bei einem Tanzvergnügen im Schweizer Kellnerklub kennenlernte«, erklärte er. »Einen besonders guten Ruf hat sie auch nicht, und ich glaube, die französische Polizei würde sie gern ausfindig machen, aber - sie ist viel zu gerissen.«
    »Was haben Sie ihr - was hast du ihr denn erzählt?« fragte Jean.
    »Daß ich zusammen mit Vaud und Monteron ein Ding gedreht habe. Das sind zwei sehr berüchtigte Pariser Gauner, die sie sehr genau kennt. Ich habe ihr fünftausend Franken gegeben.«
    »Und alles ging glatt?«
    »Wie geschmiert. Ich beobachtete sie, wie sie mit dem Brief vom Anwalt in die Bank ging. Sobald ich das Geld gewechselt hatte, flog ich von Croydon nach Paris und dann weiter nach Marseille.«
    »Das hast du sehr gut gemacht, Francois.« Sie streichelte seine Hand.
    Er würde sie festgehalten haben, aber sie wich zurück.
    »Vergiß nicht, was du versprochen hast, Francois«, sagte sie würdevoll, »und ein französischer Kavalier hält immer sein Wort.«
    Francois verbeugte sich.
    Er war kein französischer Kavalier, aber es lag ihm sehr viel daran, daß dies junge Mädchen ihn für einen solchen hielt, und so erzählte er ihr Einzelheiten von seinem Herkommen, die scheinbar großen Eindruck auf Jean machten.
    »Und willst du mir jetzt noch einen großen Gefallen erweisen?«
    »Verlange alles von mir, Jean«, rief er leidenschaftlich, und wieder legte sich eine kleine Hand beschwichtigend auf seine Schulter.
    »Dann setz dich bitte hin und schreib; dein Französisch ist viel besser als das meine.«
    »Was soll ich schreiben?« fragte er.
    Sie hatte noch niemals irgendeinen Beweis seiner Bildung verlangt, und er hatte einen kindlichen Eifer, der Frau, die er liebte, zu beweisen, welche Fähigkeiten er besaß.
    »Schreibe ›Mademoiselle‹.« Er gehorchte.
    »›Ich bin soeben von London zurückgekommen und habe Madame Meredith eingestanden, daß ich ihre Unterschrift gefälscht und hunderttausend Pfund von der Bank abgehoben -‹ «
    »Warum soll ich das schreiben, Jean?« fragte er verblüfft.
    »Das werde ich dir schon sagen - schreib erst mal weiter, Francois.«
    Und sie diktierte weiter.
    »›- und jetzt habe ich erfahren, es ist mir selbst noch unfaßbar, daß Madame Meredith mich liebt. Es gibt hier nur einen Ausweg, und der ist -‹ «
    »Du willst den Verdacht auf jemand anders lenken?« fragte er verständnislos. »Aber warum soll ich das sagen ...?«
    Sie verschloß seinen Mund mit der Hand.
    »Du bist wundervoll, Jean«, sagte er entzückt, als er ihr den Bogen gab. »Wenn man also wirklich die Spuren bis hier verfolgen sollte, dann . . .«
    »Dann wird jemand Unannehmlichkeiten haben, aber wir nicht«, und sie

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