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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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Wohnung schon nach einer Viertelstunde mit einem kleinen Handkoffer verlassen hatte. In einem großen Kaufhaus am Broadway hatte sie versucht, unsere Männer abzuschütteln. Aber der eine der beiden hatte sie im Auge behalten können. Mit dem Bus war sie hinunter nach Manhatten gefahren. Auf einem Postamt hatte sie zwei Telefongespräche geführt, die leider nicht abgehört werden konnten. Dann war sie in einem Café, und schließlich verbrachte sie ein paar Stunden in einem Frisiersalon. Jetzt hielt sie sich seit einer Stunde wieder in ihrer Wohnung auf.
    Von dem Alten keine Spur.
    »Wenn er wirklich ein schlechtes Gewissen hat und der Mann ist, den wir suchen, wird er sich schwer hüten, am Tage mit ihr zusammenzutreffen«, meinte Phil.
    »Nach Einbruch der Dunkelheit wer-werden wir beide die Beschattung übernehmen.«
    Gegen halb neun machten wir uns auf den Weg. Wir aßen in einem Automatenrestaurant und fuhren langsam am Central-Park vorbei nach Harlem.
    »Ich bin neugierig, ob sie noch zu Hause ist«, sagte ich, als wir in die Straße einbogen, in der die Gladstone wohnte.
    Sie war noch da. Die beiden Bewacher der schwarzen Lady schickten wir ein Stück zurück. Wir beide postierten uns hinter einen parkenden Lastwagen und warteten. Unsere Geduld wurde auf eine ziemlich harte Probe gestellt. Endlich, etwa eine Stunde später, kam sie. Sie blickte sich nach allen Seiten um und ging dann zu Fuß die 8. Straße hinunter zum Central-Park.
    Wir folgten ihr.
    Kurz bevor sie in die Anlagen einbog, winkten wir einen unserer Kollegen heran; er mußte sie überholen, sie also zwischen uns bringen. In den verschlungenen Pfaden des großen Parks konnte sie uns sonst allzuleicht entwischen.
    Und tatsächlich gab sie sich auch alle Mühe, die kleinsten Seitenwege zu benutzen, so daß sie uns sicher entkommen wäre, wenn wir nicht zu viert gewesen wären. Es war ein kleines Meisterstück von Beschattung, daß sich die vier G.-men da geleistet hatten, das muß einmal gesagt werden. Denn nichts fällt einem mißtrauischen Menschen eher auf als ein anderer, der ihn beobachtet.
    Marva fühlte sich sicher. Sie verließ die Seitenwege, schlenderte nach Osten zu und näherte sich langsam aber stetig dem Harlem Meer, dem großen See in der nordöstlichen Ecke des Parks. Sie ging so langsam, daß ich schon befürchtete, sie hätte uns bemerkt. Phil und ich waren ihr etwa auf fünfzig bis sechzig Yards nahegekommen. Wir mußten vom Weg runter, wenn wir nicht riskieren wollten, von ihr gesehen zu werden. Seitlich an den Büschen huschten wir vorwärts. Und plötzlich war sie verschwunden. Wie vom Erdboden verschluckt.
    Wir hatten einen Augenblick reglos unter dem Dunkel tiefer, weitvorgestreckter Äste verharren müssen, weil von vorn eine Gruppe von Menschen kam, deren Aufmerksamkeit wir auf keinen Fall auf uns ziehen wollten. Als die Spaziergänger vorbei waren, und wir aus dem Dunkel hervorkrochen, war Marva verschwunden. Vorsichtig liefen wir immer neben dem Wog her auf dem Rasen vorwärts. Äste schlugen mir ins Gesicht, einmal wäre ich fast über eine winzige, in den Rasen eingelassene Vogeltränke gestolpert.
    An einer Weggabelung hielten wir an.
    »Sie ist verschwunden«, sagte Phil.
    »Wir müssen uns hier trennen. Lauf du drüben auf das Wasser zu! Immer über den Rasen! Ich suche hier oben in der dunklen Ecke weiter. Wenn du sie findest, kannst du ja Holman oder Biewer hinter mir herschicken. Sie sitzen vorne auf der Bank. Zurück kann die Gladstone nicht. Das heißt, dann warnen uns die beiden ja. Also muß sie entweder hier in der Ecke in den kleinen verschlungenen Pfaden sein oder aber drüben dem Wasser zu.«
    Phil huschte über den breiten eg hinüber nach Süden.
    Ich lief kreuz und quer über die mit seltenen Gewächsen bestandenen Rasenflächen, kreuzte kleine Pfade, sah auch einmal ein Paar und hielt inne. Aber Marva war fast einen Kopf größer als die Frau. Ich wartete, bis die beiden vorüber waren, und huschte weiter.
    Plötzlich sah ich gar nicht weit vor mir einen Mann stehen. Oben über seiner Stirn blitzte es, und dann wußte ich, daß es ein Polizist war. Ich ging auf ihn zu.
    Als er mich aus dem Gebüsch kommen sah, schrak er zusammen und griff zur Hüfte.
    Ich sprach ihn sofort an.
    »Eine Frau? Nein. Ich hab’ vorhin ein Pärchen gesehen…«
    Ich winkte ab. Dann lief ich weiter.
    Die Hitze des Tages schien sich hier in dem Gesträuch gesammelt zu haben, denn mich umgab eine fast erdrückende, feuchte

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