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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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Schwüle. Der Schweiß rann mir in kleinen Bächen über den ganzen Körper. Endlich, ich hörte schon den Straßenlärm von der Fifth Avenue, blieb ich stehen. Ich wollte mich umwenden, als ich vor mir im Gesträuch Stimmen hörte.
    Ich duckte mich nieder und schlich wie ein Indianer vorwärts. Als ich etwa auf fünfzehn Yards heran war, versperrte mir ein dichtes hohes Gebüsch jegliche Sicht und vor allem das Vorwärtskommen. Ich mußte wohl oder übel um das Gebüsch herumlaufen, wenn ich näher an die Leute herankommen wollte.
    Als ich Gebüsch seitlich hinter mich gebracht hatte, befand ich mich auf dem äußersten Parkweg. Nicht ganz fünfundzwanzig Yards vor mir standen zwei Männer.
    »Wetten?« hörte ich den einen sagen.
    »Ich halte dagegen.«
    »Mann, denk doch an seine Linke, die stoppt den Schweden doch, Mann! Ach, Jim, ich hab’s ja immer gesagt, vom Boxen verstehst du nichts. Ha! Komm, gib mir noch einen Schluck aus der Pulle, und dann nichts wie nach Hause…!«
    Ich rannte davon.
    Als ich endlich bei der Bank ankam, stand Holman auf. »Phil Decker hat sie gefunden! Kommen Sie!«
    Tatsächlich, Phil hockte hinter einem Gebüsch, nicht sehr weit vom See und beobachtete eine Bank, auf der eine Frau saß.
    »Na, netten Spaziergang gemacht?« fragte er grinsend.
    Ich stieß ihn in die Seite. Dann schickte ich Holman hinunter an den See. »Halten Sie sich drüben zwischen den Sträuchern auf.«
    Ich wandte mich an Phil. »Wo ist Biewer?«
    »Der ist schon drüben«, meinte er gelassen, ohne seinen Blick von der Frau zu nehmen.
    »Gut, dann schleichen Sie sich ein Stück weiter den Weg hinauf Holman, und passen da auf.«
    Wir mußten warten. Eine halbe Stunde lang. Dann hörten wir plötzlich Schritte auf dem sandigen Boden knirschen.- Ich riß die Augen weit auf, um die Gestalt des Näherkommenden zu erkennen. Es war unmöglich. Das Dunkel der gegenüberliegenden Büsche und Baumstämme verschluckte seine Umrisse völlig. Dem Schritt nach mußte es ein Mann sein.
    Die Frau stand plötzlich auf und trat hinter den dicken Stamm eines Baumes, der neben der Bank stand.
    Die Schritte des Mannes kamen näher, wurden immer langsamer.
    Ich hörte mein Herz bis in den Hals hinauf schlagen.
    Er hat sie hierher bestellt. Um eine Zeit, zu der niemand mehr durch den Park läuft. Wenn er sie wirklich erwürgen will, konnte er sich keinen besseren Platz in ganz New York dazu aussuchen, fuhr es mir durch den Kopf.
    Ich nahm die Pistole aus der Tasche.
    Phil warf mir einen kurzen Blick zu.
    Jetzt war der Mann fast vor der Bank. Das Geräusch seiner Schritte verstummte.
    »Marva!« Der geflüsterte Ruf drang bis zu uns herüber.
    Die Gestalt der Frau löste sich aus dem Schatten des Baumes. Langsam ging sie an der Bank vorbei. Dann wurde auch sie von dem Dunkel des Weges verschluckt, in dem der Mann stand.
    Geräuschlos entsicherte ich die Pistole. Wir beide lauschten mit angehaltenem Atem.
    Endlich, nach lähmenden, endlosen Sekunden hörten wir die Frau. Sie weinte.
    Dunkel, und tröstend kam die Stimme des Mannes zurück. Aber sie war so leise, so dumpf, daß ich sie nicht identifizieren konnte.
    Ich legte mich flach auf den Boden und schob mich an dem Busch vorbei vorwärts, fast bis auf vier Yards an die Bank heran.
    »Ach, Jonny, es ist schrecklich«, hörte ich Marvas Stimme — und beinahe hätte ich meine Enttäuschung durch einen Laut verraten. Ich schlich zurück und schickte Phil zu Holman mit der Weisung, Jonny Dougla's zu folgen, wenn er sich von Marva getrennt hatte.
    Die beiden setzten sich auf die Bank. Jetzt konnte ich ihre Worte deutlich verstehen. Die Frau sagte gerade: »…und ich hatte dem G.-man das mit der anderen, mit der weißen Frau schon geglaubt! Ja, Jonny. — Wir können nicht lange hier bleiben«, fuhr sie fort. »Ich werde bestimmt beobachtet. Cotton hat es mir idiotischerweise selbst verraten.«
    Jonny Douglas sprang auf. »Dann sind sie auch hier. Ich hab’ vorhin einen Mann gesehen, der vom Weg ab und über den Rasen lief. Plötzlich war er verschwunden.«
    »Du siehst Gespenster«, suchte sie ihn zu beruhigen. »Ich dachte auch, daß sie hinter mir her wären. Aber ich habe so viel Umwege gemacht, daß ich sie bestimmt abgeschüttelt habe.«
    »Was machen wir nun?« fragte er.
    »Zunächst nichts. Ich muß abwarten.«
    »Auf was wartest du?«
    »Ob Larry sich meldet.«
    »Meinst du, daß er das tut?«
    »Ich weiß es nicht«, meinte sie. »Gib acht! Ich rufe dich morgen genau um

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