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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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»Dann hat die Ratte gleich zweimal in einer Nacht zugeschlagen.«
    »Wieso?« fragte sie beide zugleich.
    »Der kleine Tom Robinson ist auch tot.«
    »Bist du verrückt?« Der sonst so ruhige Phil sprang an den Tisch.
    Auch der Chef riß die Augen auf. »Was sagen Sie da?«
    Ich blickte stumm auf meinen Schreibtisch nieder. Dann nahm ich einen Rotstift und strich zwei Namen von der Liste, die links unter einer roten Klammer lag.
    Jonny Douglas und Tom Robinson.
    Der Kreis wurde immer kleiner.
    Die Vermutung, daß es sich bei dem Mörder um einen Irren handeln könnte, mußten wir bald wieder abweisen. Der Mann handelte mit einer geradezu unheimlichen Planmäßigkeit. Mr. Highs Ansicht, daß Mareweather, Robinson und auch Douglas den Mörder gekannt haben müßten, traf wahrscheinlich zu. Vielleicht vermutete der Täter auch, daß Mareweather und Robinson ihn bei dem Einbruch erkannt hatten, oder jedenfalls von seiner Täterschaft als Dieb wußten. Oder es verband sie sonst irgend etwas Geheimnisvolles mit ihm.
    Rechts auf dem Schreibtisch lag ein Obduktionsbefund der Leiche des Rentiers White. Danach war der Mann — wie auch auf dem Totenschein stand — einem Herschlag erlegen. Er hatte also nichts mit dem Kreis der Ratte zu tun. Daß die Gladstone ihn gekannt hatte, war eine andere Sache. Und daß sie ihrem Freund das Mobilar zugeschanzt hatte, war wieder eine andere Sache.
    Larry Keaton! Wo steckte der Mann? Er war 59 Jahre alt, unverheiratet, in Hoboken geboren, nicht vorbestraft, früher Artist, Bodenakrobat, hatte sich 1937 bei einer Vorstellung in der Bronx das Schlüsselbein gebrochen und schlug sich seitdem als Lakai bei kleinen Varités durch. 1943 wurde er in Queens auf einer Kreuzung angefahren und bekam seitdem eine winzige Rente, von der er nicht leben und nicht sterben konnte. Seit einem Jahr wohnte er bei der Gladstone, die tatsächlich seine Nichte war. Freunde hatte er nicht. Auch keine weiteren Verwandten.
    Es gab nur einen Menschen, der Auskunft über den Gesuchten hätte geben können: Marva Gladstone. Und ausgerechnet sie konnten wir ja nicht fragen. Sie sollte nicht ahnen, daß er gesucht wurde. Denn sie sollte ihn uns ja Zuspielen. Das große Risiko dabei war, daß wir sie der Gefahr aussetzten, auch von ihm umgebracht zu werden. Denn höchstwahrscheinlich wußte sie von seinen Taten.
    Am Nachmittag fuhr ich in die 133.
    Straße und besuchte die Frau Tom Robinsons. Sie wischte einen Stuhl ab, jagte die Kinder aus dem Zimmer und heulte. Ich konnte kein vernünftiges Wort mit ihr reden. Als ich ging, standen die fünf Kleinen draußen in dem dunklen, schmutzigen Gang und starrten mich an.
    Ich fuhr zu meiner Bank, hob fünfzig Dollar ab und schickte sie der unglücklichen Frau, ohne einen Absender anzugeben.
    Was ich an diesem Tag auch dachte und tat, ich wurde den ängstlichen Blick des kleinen Negers nicht los, der Jazztrompeten repariert hatte. Seinen Blick, als er die Leiche seines Freundes Sammy gesehen hatte…
    ***
    Stadtpolizisten in Zivil kreuzten durch Harlem, daß es einem direkt schwerfiel, nicht irgendwo einem von ihnen zu begegnen.
    Es vergingen drei Tage.
    Gegen elf Uhr am Vomittag schrillte bei Phil im Zimmer der Apparat.
    Phil nahm ab.
    »Ist Jerry bei Ihnen?«
    Es war der Chef.
    »Ja, wollen Sie ihn haben?«
    »Sagen Sie ihm, daß mir eben durchgegeben worden ist, daß ein Mann mit der Gladstone telefoniert hat. Wir haben das Gespräch auf Band.«
    »Kommen sofort!« sagte Phil hastig.
    Wir rannten los.
    Der zuständige Beamte ließ das Band Vorspielen.
    Zunächst kratzende Geräusche, dann die Stimme Marvas. Sie nannte ihre Nummer.
    Eine männliche Stimme sprach wie durch ein Taschentuch. »Marya…« Leider konnte man vor Kratzen und Summen eine ganze Zeitlang nichts verstehen.
    Ich preßte einen Fluch durch die Zähne.
    Plötzlich wer die Stimme des Mannes wieder zu hören. »… da, wo wir uns damals getroffen haben…«
    Noch ein paar unverständliche Laute der Frauenstimme. Schluß.
    »Weshalb ist das so undeutlich?« fragte ich.
    Der Kollege zuckte die Schultern. »Wenn die Leitungen stark besetzt sind, kann das passieren. Außerdem hatte die Frau ein Radiogerät eingeschaltet, und dann glaube ich, daß der Mann absichtlich gestört hat.«
    Mr. High schüttelte den Kopf. »Können Sie was damit anfangen, Jerry.«
    Ich überlegte. Was sollte ich daraus machen? Angenommen, daß es Keaton war — wo hatte er sie damals getroffen? Das konnte an hundert verschiedenen Orten

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