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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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viertel nach zwölf an…«
    »Mittags?«
    »Ja.«
    »Da schlafe ich noch«, sagte Douglas.
    »Dann um viertel nach zwei. Wenn ich sage: Es geht mir gut, dann ist alles in Ordnung. Sage ich aber: Ich fühle mich nicht wohl, dann ist was im Busch. Und wenn ich sage: Du solltest mal wieder nach Mary sehen, kommst du um halb zwölf hierher.«
    »Okay.« Jonny nahm sie kurz in die Arme und rannte los, als wenn der Teufel hinter ihm her wäre.
    Enttäuscht blickte die Frau hinter ihrem gleichgültigen Liebhaber her. Sie seufzte, stand nach einer Weile schließlich auf und verließ den Park zur Lenox Avenue hin.
    Biewer folgte ihr.
    Phil brannte sich eine Zigarette an und setzte sich auf die Bank. Wir schwiegen minutenlang vor uns hin. Dann meinte Phil: »Du wärst doch besser in die Catskills gefahren…«
    Am nächsten Morgen riß mich das Telefon aus dem Schlaf. Ich angelte mir den Hörer und murmelte verschlafen: »Ja…?«
    »Lincoln.«
    »Was?«
    »Lincoln.«
    »Verrückt geworden, was!« Ich wollte einhängen. Da hörte ich den Mann rufen: »Jerry, hören Sie doch, hier ist Howard Lincoln.«
    »Hey, Doktor, was wollen Sie denn mitten in der Nacht?«
    »Es ist immerhin sieben Uhr. Hören Sie zu, Jerry, vielleicht ist es Blödsinn, aber Sie hatten mir doch neulich so eine dunkle Geschichte erzählt. Ich bin hier im Pensylvania-Hospital…«
    »Unfall gehabt?« fragte ich gähnend.
    »Unsinn. Ich schneide hier die Leute auseinander.«
    »Was denn? Sie sind also wirklich Doktor?«
    »Leider. Und zwar für zweibeinige Viecher der Gattung Mensch; nicht für Tiere, wie ich sagte. Nun hören Sie endlich zu. Eben wurde hier ein Schwarzer eingeliefert. Er ist tot. Erwürgt worden. Vielleicht ist es ja Unsinn, aber ich dachte, es würde Sie unter Umständen interessieren.«
    »Erwürgt?« fragte ich und stützte mich auf den Ellbogen auf.
    »Ich weiß es nicht, er hat keine Papiere bei sich.«
    »Gar nichts?«
    »Nein, nur in seiner rechten Jackentasche steckte ein Stück von einem Musikinstrument—«
    Ich umspannte den Hörer mit klammen Fingern. »Von einer Trompete vielleicht?«
    »Ja, es ist wohl so eine Art Mundstück glaube ich…«
    »Okay, ich komme sofort!«
    Eine Dreiviertelstunde später parkte der Jaguar im strahlenden Morgensonnenschein auf dem saubergeharktem Weg vor dem Hauptportal des Pennsylvania-Hospitals. Ich sprang die drei Stufen zum Eingang hinauf und ließ mich vom Pförtner bei Dr. Lincoln melden.
    Ein paar Minuten darauf kam mir Howard in der Halle entgegen. Er trug einen hoch am Hals geschlossenen weißen Kittel. Als er mir die Hand gab, meinte er lachend: »Sind Sie hergeflogen?«
    »Sagen Sie mir lieber, wie Sie an meine Telefonnummer kommen?«
    »Ich hatte Ihren Namen, und beim FBI bekam ich die Nummer.«
    »Wo ist der Mann?«
    »Kommen Sie.« Während er mich über die Fliesen eines endlosen Ganges führte meinte er: »Vielleicht ist es ja nichts von Bedeutung, aber ich dachte, es ist besser so. Der Unfalldienst fand den Mann um sechs Uhr auf der Straße. Sie hielten ihn für betrunken.«
    Er öffnete eine weißlackierte Tür und führte mich in einen weiten kahlen Raum. Auf einem fahrbaren Tisch lag unter einem Leinenlaken der Körper eines Mannes.
    Lincoln zog die Decke vom Gesicht zurück.
    Ich riß die Augen auf. Meine Ahnung hatte mich nicht betrogen: Vor mir lag Tom Robinson.
    Reglos und still lag er da, das linke Auge ein wenig geöffnet.
    Der Arzt blickte mich an. »Kannten Sie ihn?«
    Ich nickte. Nach einer Weile fragte ich: »Und er ist bestimmt erwürgt worden?«
    Lincoln zeigte mir den Hals. »Das sind unverkennbare Würgmale, ich habe vier Jahre als Gerichtsmediziner gearbeitet…«
    Wir gingen hinaus. Der Arzt begleitete mich bis vor die Tür. Wir rauchten noch eine Zigarette zusammen.
    »Ich hatte absichtlich noch nicht die Polizei verständigt…«
    »Ist auch nicht nötig, Howard, ich veranlasse alles Notwendige.« Dann reichte ich ihm die Hand. »Vielen Dank.«
    »Was macht der Kopf?« fragte er. »Alles okay.« Ich lief zum Wagen.
    ***
    Mr. High stand in meinem Zimmer. Phil lehnte am Fenster.
    »Ich glaube, die Ratte hat wieder zugeschlagen, Jerry«, begrüßte mich Mr. High.
    »Was gibt’s denn?«
    »Jonny Douglas ist tot.«
    »Was denn — ?« Ich fiel auf meinen Stuhl.
    »Erwürgt worden«, sagte Phil trocken.
    »Wo?«
    »In seinem Zimmer.«
    »Aber er hatte doch zwei Sicherheitsschlösser und vergitterte Fenster?«
    »Eben«, sagte Phil.
    Ich blickte ratlos vor mich hin.

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