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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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gewesen sein sollte. Es gelang dem geriebenen Burschen aber, irgendwie ein Alibi beizubringen. Obgleich niemand so recht von seiner Unschuld überzeugt war, mußte er freigelassen werden. Ich hatte ihn damals eine Weile im Auge behalten und war mehrmals dabei, unsanft mit dem rüden Burschen zusammengestoßen.
    Daß ich Hal Donegan jetzt hier traf, war ein unseliger Zufall. Wenn er mich weiter laut anpöbelte, brachte er meinen ganzen Plan in Gefahr.
    Ich tat so, als hätte ich sein Gegröle überhört. Nun trat er dicht an mich heran und belferte streitsüchtig:
    »Hallo, das ist doch der FBI.-Spitzel Cotton! Was suchst du denn bei uns, he?«
    Weil der so laut redete, daß es jedermann auf fünfzig Yards im Umkreis verstehen mußte, entschloß ich mich, ihn abzuweisen. »Was willst du, Hal?«
    Mit einem grölenden Gelächter wandte er sich zu seinen Kumpanen um. »Habt ihr’s gehört, Boys? Der Schnüffler kennt mich! Hal, hat er gesagt. Wißt ihr, wer das ist? Das ist mein alter Freund Jeremias. Jawohl! Jeremias, der FBI.-Spitzel!«
    Nun bringt mich nichts so schnell in Wut, als wenn jemand meinen handlich geformten Vornamen derart in seine Urform auseinanderwälzt. Ich preßte die Lippen aufeinander und überlegte, ob ich nicht weitergehen sollte. Aber ich konnte die Kneipe drüben unmöglich aus den Augeft lassen. Wir hatten Keaton eine halbe Ewigkeit wie eine Stecknadel gesucht und gejagt. Jetzt hockte er da drüben vor einer Tasse Tee. Wenn er wieder entwischte war es eine Preisfrage, ob und wann wir ihn je wieder zu Gesicht bekommen würden.
    »Jeremias!«
    Randalierend drang die heisere Stimme des alten Gangsters durch die Straße. Auf dem gegenüberliegenden Bürgersteig blieben die Leute stehen.
    Wenn doch Phil bloß zurückkäme! Dann hätte ich gehen können.
    Ich blickte auf die Chinesenschenke hinüber, als ich plötzlich einen derben Stoß in den Rücken erhielt. »Dreh dich um, G.-man!« johlte die Stimme eines angetrunkenen Mannes hinter mir.
    Ich wandte mich um und sah einen etwa fünfundzwanzig jährigen Burschen vor mir stehen. Die anderen hatten sich hinter ihm aufgebaut wie eine Fußballmannschaft bei einem Strafstoß.
    Hal Donegan stand rechts neben mir.
    Der junge Bursche hatte eine Zigarette im Mundwinkel. Jetzt hob er den Kopf an und fauchte: »Verschwindest du freiwillig, G.-man?«
    »Was heißt freiwillig!« brüllte Donegan. »Mach ihn weich!«
    Einer der anderen krähte mit schriller Stimme: »Nimm ihn auseinander, Win!«
    Der Bursche vor mir schob die Zigarette von einem Mundwinkel in den anderen. Er hatte eine eingeschlagene Sattelnase und Augen, die deutlich verrieten, daß er sich längere Zeit mit dem Handwerk des Boxens befaßt hatte. Seine Arme hingen gorillaartig an seinem breiten Körper.
    »Ja«, hetzte Donegan, »gib ihm eine Kostprobe unserer Gegend, Win!«
    »Los, mach ihn fertig!«
    »Dreh den Kerl durch!«
    Die Männer brachten sich gegenseitig in Raserei.
    Und plötzlich sprang mich der sattelnäsige Bursche mit einem wilden Schwinger an.
    Ich hatte so was geahnt. Seine Faust zischte pfeifend über meinen abgeduckten Schädel. Sofort riß ich einen rechten Haken zu seinem Kinn. Er kam so genau an, daß ich selbst erstaunt war. Jedenfalls saß der Schläger gleich auf dem Asphalt und legte sich im nächsten Moment langsam wie eine Gliederpuppe zurück.
    Aber der K. o. erzielte bei seinen Genossen die falsche Wirkung. Sie stürmten vorwärts. Ich sah nur noch, wie Donegan, der mir am nächsten stand, von der Seite nach mir griff, wirbelte herum und hämmerte ihm meine Linke mit voller Wucht auf den Mund. Er stürzte weit zurück auf die Fahrbahn, und preßte die klobigen Hände vors Gesicht.
    Dafür ging um mich herum die Hölle los. Wie wildgewordene Stiere stürmte ein halbes Dutzend Männer brüllend und johlend auf mich ein. Es hätte wahrscheinlich ziemlich dreckig für mich ausgesehen, wenn nicht plötzlich das schrille Signal eines Polizeiautos die Leute auseinandergerissen hätte.
    Ich rannte hinüber auf die Kneipe zu. Da hatten sich eine Menge Neugieriger angesammelt. Ich stieß sie auseinander und zwängte mich durch den Eingang. Ich ahnte es, noch ehe ich die Portiere auseinanderschlug: Keaton war weg! Sein Platz an dem Abstelltisch war leer. Sein Tasse stand noch da.
    Meine Blicke überflogen den Raum. Immer mehr Gäste drängten zum Ausgang, wo von der Straße her das schrille Geheul der Sirene zu hören war.
    Als ich wieder vor die Tür kam, rannte ich mit

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