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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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Colorado, damals mußte man noch schießen können. Und Sie könne mir glauben, daß es da Leute gab, die noch besser mit der Kanone umgehen konnten als ich. Aber ich habe es gelernt…«
    Ich blickte vor mich hin. So lange also kann ein Mensch das, was er in der Jugend gelernt hat, beibehalten! Denn was der Alte da vorgeführt hatte, war direkt beachtlich gewesen. Ich bin heute froh, daß ich so nett war, es ihm auch zu sagen.
    Wir sprachen noch eine Weile, und dann versuchte ich das Thema vom Colt weg wieder auf Keaton zu bringen. »Sagen Sie, Mr. Finch, trank er früher auch schon so gern einen guten Tropfen?«
    Der Alte schloß die Augen und sann nach. Dann schüttelte er den Kopf. »Nein, eigentlich nie. Er hatte einen Narren an chinesischem Tee gefressen.«
    ***
    Noch am späten Nachmittag kämmte ich mit Phil zusammen sieben chinesische Gasthäuser durch.
    »Ich kenne noch so eine Bude oben in der Bronx«, besann sich Phil plötzlich. »Ich sah sie neulich, als ich in der Westchester Avenue zu tun hatte.«
    Es war längst dunkel, als wir in der Nähe des Lokals ankamen. An und für sich hatten wir kaum einen Grund, anzunehmen, daß wie ausgerechnet hier Erfolg haben würden, aber es gibt gewisse Ahnungen, die einen selten trügen. Und eine solche Ahnung hatte mich plötzlich beschlichen. Deshalb stellte ich den Wagen auch schon hundert Schritt vor dem Lokal ab.
    Langsam schlenderten wir die belebte Seitenstraße hinauf. An den Gehsteigen parkten Autos und italienische Roller. Viel junges Volk lehnte an den Häusern, rauchend und flirtend. Ein langer, schlaksiger Bursche hielt mir sein grölendes Kofferadio so nah an den Kopf, daß ich ihn am liebsten eine Ohrfeige gegeben hätte.
    Phil stieß mich an und deutete auf die andere Straßenseite. Über einer Gaststätte sah ich auf einem gelben Drachentransparent chinesische Schriftzeichen. Neben der Schenke lag ein kleiner dunkler Garten. Vorn standen ein paar weißlackierte Tische. Sie waren unbesetzt.
    Ich blickte Phil an. Ein müdes Lächeln lag um seinen Maund. Ich wußte, was er dachte, genau das, was auch ich dachte: Kneipen dieser Art gab es in der Riesenstadt bestimmt zwei Dutzend.
    Phil blieb stehen und zündete sich eine Zigarette an. Ich ging hinüber. Im Eingang standen mehrere Männer. Ein kleiner Bursche mit asiatischen Gesichtszügen machte mir Platz. Ich schob die schwere rote Portiere zur Seite. Dichter beizender Tabakqualm schlug mir entgegen. Kaum hatte ich einen Blick in den Raum geworfen, als ich die Portiere wieder zusammengleiten ließ. Ich mußte mich bemühen, unauffällig und langsam wieder hinüber zu Phil zu kommen.
    Er blickte mich plötzlich gespannt an.
    Ich nickte. »Ja, er sitzt links neben der Theke in der Ecke. Allein, an einem Abstelltisch vor einer Tasse Tee.«
    Phil ließ seine Zigarette in den Rinnstein fallen, dann ging er.
    Ich blieb stehen und sah zu dem chinesischen Teehaus hinüber. Ich konnte es beinahe nicht fassen, daß es so schnell gegangen war. Da saß er also, der Mann,'den eine ganze Armee von Polizeibeamten fieberhaft suchte.
    Phil eilte jetzt zu der Telefonzelle, die wir vorhin auf dem kurzen Weg hierher passiert hatten. In weniger als einer Viertelstunde würden unsere Leute hier sein. Die Streifenwagen der Stadtpolizei noch eher. Seit dem Mord an Ted Morrisson hatte Mr. High das FBI offiziell in die Sache eingeschaltet. Nun arbeiteten wir mit der Stadtpolizei gemeinsam an der Klärung der Negermorde.
    Da hörte ich plötzlich seitlich neben mir eine heisere Stimme: »Hey, ist das nicht ein Schnüffler?«
    Ich wandte den Kopf zur Seite und sah vor einer Gruppe von Herumstehenden einen breiten, untersetzten Mann, den ich sofort erkannte. Er war ungefähr fünfzig Jahre alt, hatte ein blatternnarbiges, verschlagenes Gesicht und einen Haarwuchs, der nur drei Zentimeter über der Nasenwurzel begann. Ich kannte diesen Mann genau: Es war Hal Donegan. Ein Gangster von der alten Garde. Er hatte, noch als halbes Kind, in der Verbrecher-Armee des Gangster-Königs Al Capone gestanden und sich nachweislich an den letzten großen Straßenschlachten der Gangs mit der Polizei unten in Brooklyn beteiligt. Vor wenigen Jahren erst war er aus dem Zuchthaus entlassen worden. Er hatte sich wegen Beteiligung an einem Raubüberfall und wegen Totschlags Mitte der vierziger Jahre in Hoboken fünfzehn Jahre eingehandelt. Anschließend hatte ich ihn kennengelernt, weil er an einem Bankraub in der Nähe der River-Side-Church beteiligt

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