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0170 - Die Ratte von Harlem

0170 - Die Ratte von Harlem

Titel: 0170 - Die Ratte von Harlem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die Ratte von Harlem
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einen dampfenden, nassen Schleier ein.
    Jonathan Ranks, ein riesiger Neger, räkelte sich mißlaunig in dem sauberen weißen Bett. Es paßte ihm absolut nicht, daß er, ins Krankenhaus gebracht worden war. Er knurrte die Schwester an, die seine Personalien notiert hatte, und zeigte auch dem behandelnden Arzt, eben Dr. Lincoln, ein griesgrämiges Gesicht.
    »Sie haben eine leichte Gehirnerschütterung, Ranks«, erklärte der Arzt dem Riesen. »So was können Sie nicht allein zu Hause auskurieren.«
    »Blödes Zeug«, brummte der Neger. »Ich bin eben hingeschlagen. Ist ja kein Wunder bei dem gottverdammten Regen.«
    Und dann erzählte der Mann den anderen Patienten, daß er Geld aus seiner Kasse vermißt hatte. Er betrieb drüben in der 147sten Straße in einem Hinterhof einen Gemüsehandel.
    »Weiß der Kuckuck, wie der Kerl in den Keller gekommen ist! Die Tür war schwer verriegelt und nicht aufgebrochen. Das Fenster oben stand auf, aber es hat zwei Gitterstäbe, durch die ich kaum einen Arm zwängen könnte. Und da bin ich natürlich, als ich den Diebstahl bemerkt hatte, gleich ins Haus gerannt und wollte meine Frau holen. Direkt vor der Tür stürzte ich dann.«
    »Ist denn viel Geld weggekommen«, fragte der Arzt, der noch an der Tür stand, nicht sehr interessiert.
    »Nein, das war ja auch nicht möglich, denn es steckte ja nicht viel im Kasten. Und nur Scheine sind weg. Hartgeld hat der Bursche liegenlassen.«
    Als der Arzt den kleinen Saal verließ, hörte er noch, wie der hünenhafte Mann seinem Nachbarn zurief: »Wie eine Ratte muß der Dieb in das Kellerloch gekrochen sein…«
    Als Howard Lincoln die Tür hinter sich geschlossen hatte, blieb er stehen. Sein Gesicht war plötzlich nachdenklich geworden. Was hatte der Mann da eben gesagt? Wie eine Ratte?
    Der Arzt schlenderte durch den Korridor zu seinem Zimmer. Gerade brachte der Unfalldienst einen Verunglückten. Sofort wurde seine Aufmerksamkeit erneut voll in Anspruch genommen. Er mußte das verletzte Bein eines'Angefahrenen behandeln. Erst als er nach dieser Arbeit auf sein Zimmer zuging, fielen ihm die Worte des farbigen Gemüsehändlers wieder ein.
    ***
    Ich saß zu der Zeit vor meinem Aktenschrank und wühlte in dem Material, das wir noch über Marvas Leben hatten Zusammentragen können.
    Da schrillte der Apparat.
    Phil stand mit einer anderen Akte neben dem Schreibtisch und nahm den Hörer ab.
    »Ja? — Wer?« Dann hielt er die Sprechmuschel zu. »Hier ist Howard Lincoln, Jerry.«
    Ich ließ die Akten fallen, sprang hoch und riß Phil den Hörer aus der Hand. »Hallo, Howard, ja hier ist Jerry Cotton! Haben Sie etwa wieder eine Leiche für mich?«
    »Nein«, kam es aus der Leitung zurück. »Vielleicht ist es eine Spinnerei von mir, aber ich habe heute einen Patienten bekommen, bei dem ist eingebrochen worden…«
    Ich setzte mich enttäuscht. »Das soll’s geben«, sagte ich und zündete mir eine Zigarette an.
    »Es ist ein Schwarzer. Ein Gemüsehändler. Heute morgen vermißte er Geld. Und auf dem Weg über den Hof stürzte er im Regen hin und zog sich eine Gehirnerschütterung zu.«
    »Tut mir leid«, sagte ich schon ziemlich gleichgültig.
    »Ja, und dann — hallo, Jerry! Sind Sie noch da?«
    »Ja, natürlich, erzählen Sie weiter, Howard. Ich hab’ mir nur eine Zigarette angezündet.«
    »Hoffentlieh halte ich Sie nicht auf mit meinem Gerede…«
    »Nein, nein, bestimmt nicht.«
    »Also, der Neger hat seinen Laden in einem Keller. Alles war verschlossen. Und das Fenster vergittert. Und als der Mann eben meinte, nur eine Ratte hätte durch das offenstehende Fenster in den Keller schlüfen können…«
    Ich war plötzlich hellwach. Das Wort Ratte hatte auf einmal alle Gleichgültigkeit verscheucht. »Einerlei, Howard, ob es ein Hirngesprinst ist oder nicht, ich komme. Gitterfenster scheinen eine Spezialität unseres Mannes zu sein. Ich komme sofort!«
    Phil hatte die Akte verdutzt sinken lassen.
    »Nimm deinen Regenmantel, Phil, es geht zum Pennsylvania-Hospital!«
    Phil verdrehte die Augen. »Oh, dieser Regen«, sagte er mit einer komischverzweifelten Grimasse.
    Dann preschten wir los. Der Jaguar schoß durch riesige Pfützen und ließ das Wasser oft mannshoch aufspritzen.
    »Ist das noch New York?« fragte Phil. »Das sieht mehr nach pazifischem Ozean aus.«
    Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet. Er schien direkt darauf gewartet zu haben, daß wir wieder aus dem Bau mußten. Es goß wie aus Kübeln.
    Howard begrüßte mich freundlich,

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